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0037 - Der Zombie-Macher

0037 - Der Zombie-Macher

Titel: 0037 - Der Zombie-Macher
Autoren: Michael Kubiak
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Auf einem der Gräber in einer langen Reihe war ein Hügel aus Erde und Kränzen zu sehen. Es war noch ziemlich frisch. Erst vor drei Tagen hatte man hier Sean O’Connors, einen nicht gerade armen Geschäftsmann, begraben. Er war in der Blüte seiner Jahre, mit zweiundvierzig, dahingegangen. Der Wind spielte mit den Schleifen, die die Kränze schmückten und darüber Auskunft gaben, von wem sie gespendet worden waren. Einer der Kränze rutschte plötzlich ein Stück zur Seite.
    Erdkrumen rollten den Hügel hinunter. Blumen folgten. Es musste mehr sein als das Spiel des Windes. Wieder rutschte ein Kranz. Unter leisem Rascheln glitt er weg und kam am Fuß des Grabhügels zur Ruhe. Ein schmaler Spalt tat sich auf, in dem sich etwas bewegte. Ein Tier, das sich einen Weg in die Freiheit suchte? Ein Finger wurde sichtbar, tastete herum. Ein zweiter Finger folgte, nun die ganze Hand. Dreck klebte unter den Fingernägeln und zeugte davon, dass diese Hand lange gegraben haben musste.
    Die Öffnung erweiterte sich. Wie ein Maulwurf warf die Hand Erde beiseite. Eine zweite Hand erschien in der nun größer gewordenen Öffnung und half mit, sie zu erweitern. Die Arme schoben sich vor. Dann die Schultern. Fahl leuchtete das Totenhemd im Schein der trüben Laterne.
    Das Grauen lag plötzlich lauernd über dem Friedhof und streckte seine Klauen aus.
    Ein Gesicht blickte starr aus dem Erdwall in den Nachthimmel.
    Der Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Lehm verklebte die Augen und die Haare, Dreckspuren zogen sich durch das bleiche Gesicht und gaben ihm ein maskenhaftes Aussehen. Es war eine Totenmaske. Erde perlte von den Lippen des unheimlichen Toten.
    Die Zähne zerkleinerten mahlend, was in den Mund gedrungen war. Totenflecken bedeckten die Wangen.
    Mit einer übermenschlichen Kraftanstrengung stemmte sich der Oberkörper des Zombies aus dem Erdreich, zog die Beine nach und kam neben dem Grabhügel zu einem schwankenden Stand. Leicht pendelte der Kopf des Monstrums, das einmal ein normaler Mensch gewesen war, hin und her.
    Es sah aus, als würde das Ungeheuer etwas suchen. Dann schien die Suche auf einmal Erfolg zu haben.
    Starr und unbeweglich blieb das Wesen einen Moment stehen, dann hob es die Füße und schritt auf ein unsichtbares Ziel zu. Ohne sich um Wege und Pfade zu kümmern, stampfte es über Gräber und Blumenrabatten und steuerte genau auf die Friedhofsmauer zu.
    Sie war etwa zwei Meter hoch. Das Ungeheuer sprang, packte den Rand der Mauer mit den Händen und zog sich daran hoch.
    Die Beine schwangen nach, hielten das Ungeheuer auf der Mauerkrone im Gleichgewicht und stießen es dann von der Mauer weg.
    Ein dumpfer Laut, als das Wesen jenseits der Mauer auf der Straße landete, tappende Schritte, die sich entfernten, dann nichts mehr.
    Und nimmermüde heulte der Wind sein Lied, das einem Totengesang glich.
    ***
    In regelmäßigen Abständen warfen Straßenlaternen gelblich trübe Lichtkreise auf das Pflaster der Fahrbahn und der Bürgersteige. Der Wind wirbelte Staub und Papierfetzen hoch und warf sie unter leisem Geraschel gegen die Friedhofsmauer und die Häuserwände auf der anderen Straßenseite.
    Der Unheimliche aus dem Grab stampfte mit schweren Schritten über den Gehsteig. Das Schmatzen seiner nackten Füße auf den Steinplatten wurde von der Friedhofsmauer als gespenstisches Echo zurückgeworfen.
    Die Fenster der Häuser auf der anderen Seite der Straße waren dunkel. Längst hatten sich die Bewohner zur Ruhe gelegt und ahnten nicht, dass nur wenige Meter von ihnen entfernt das Grauen umherging.
    Stumpf waren die Augen des Zombie geradeaus gerichtet. Kein Lidschlag benetzte die gelblichen Augäpfel. Der scharfe Wind trocknete die Erdspuren im Gesicht des Unheimlichen und wehte sie davon.
    Die Nase des Untoten war mit Lehm verklebt. Doch er brauchte keine Atemluft. Er lebte auch so, denn sein Leben entstammte einer Macht, die mit normalen Maßstäben nicht zu begreifen war.
    Das Totenhemd der männlichen Gestalt flatterte im Wind. Es umspielte die Beine des Ungeheuers und gab von Zeit zu Zeit den Blick auf die nackten Füße frei. Diese klatschten in gleichmäßigem Takt auf das Pflaster und trugen den Untoten einem unbekannten Ziel entgegen.
    Kein Mensch war um diese Zeit hier in der Nähe des Friedhofs unterwegs. Es war, als würde die Heimstätte der Toten jedem sich Nähernden eine unsichtbare Warnung entgegenschleudern.
    Bald ließ der Untote den Friedhof hinter sich. Er überquerte eine
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