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Wo gibt es neue Schuhe, Genossen

Wo gibt es neue Schuhe, Genossen

Titel: Wo gibt es neue Schuhe, Genossen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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großen Lager geholt und aufgeladen?!«
    »Ja.«
    »Wie ging das vor sich?«
    »Wie immer, Väterchen«, sagte einer der Fahrer und zitterte stärker. Stimmte etwas mit den Schuhen nicht? Waren sie unterwegs doch bestohlen worden?
    »Der Genosse Lagerleiter übergab uns die Lade- und Transportpapiere, wir fuhren zur Lagerhalle und luden die Kartons auf, die dort gestapelt waren.«
    »So einfach Karton nach Karton?« donnerte der Pope.
    »Warum nicht? Es waren ja nur diese Kartons da. Jeder hat seine Nummer. Ha, ich weiß sie noch auswendig, weil sie so einfach war: Alle Karton trugen die Nummern 1234. 1-2-3-4! Und auf dem Schein steht: 1.500 Kartons Nummer 1234, laden für Nowo Tschemka. Das haben wir getan.«
    »Es stimmt.« Gorski hatte in die Papiere geblickt. »Die Nummer ist richtig.«
    »Und es waren keine Kartons mit der Nummer 12345 da?« fragte Dr. Balujew ernst.
    »Nein!« Der Fahrer schüttelte mehrmals den Kopf. »Außerdem stand diese Nummer ja auch nicht in den Ladepapieren! Das war auch gar nicht möglich. Die ganze Halle war randvoll mit Schuhkartons der Nummer 1234! Keine andere Nummer. Vor einer Woche waren drei Güterwaggons mit den Schuhen für den gesamten Bezirk Jenisseisk eingetroffen. Alle trugen die Nummer 1234.«
    »Dann haben auch alle anderen nur linke Schuhe bekommen!« stellte Gorski zufrieden fest. »Das können wir als Alibi anführen, Genossen! Die Sache liegt klar: Der Fehler steckt schon in der Fabrik von Krasnojarsk. Sie haben einfach vergessen, die rechten Schuhe in die Kartons zu packen.«
    »Das muß man doch merken!« rief Dr. Balujew. »Wozu gibt es Endkontrollen an den Bändern? Und sitzen in der Packerei nur Einäugige?!«
    »Kritisieren wir nicht, ohne die wahren Hintergründe zu wissen!« sagte Gorski scharf. »Irrtümer kommen überall vor. Hier fehlen nur rechte Schuhe. Wenn Sie einen Fehler machen, Dr. Balujew, gibt es gleich einen Toten! Wir werden alles klären.«
    »Sofort!« stöhnte der arme Amossow. »Bitte sofort. Ehe die Katastrophe in der Stadt durchsickert. Denkt an Wassja, Genossen! Geheimnisse bleiben selten geheim!«
    »Man kann um ein Uhr nachts solche Feststellungen nicht treffen!« schrie Gorski. Er fühlte sich, als seien seine Nerven entblößt und alle spielten Harfe darauf.
    »In Krasnojarsk gibt es eine Nachtschicht«, meinte der Beifahrer und brachte damit einen neuen schweren Stein ins Rollen. »Ich habe es selbst gesehen, als ich einen Transport Schuhe abholte.«
    »Wo eine Nachtschicht ist, gibt es auch einen Genossen Betriebsleiter«, ließ sich Amossow hören. »Irgend jemand wird doch Auskunft geben können. Auch um ein Uhr nachts!«
    »Unser Hellseher!« schrie Gorski und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Kennst du etwa die Telefonnummer des Schuhkombinats von Krasnojarsk?!«
    »Es gibt eine Telefonauskunft«, unterrichtete der Pope weise. »Jedes große Fernamt hat eine Auskunft! Krasnojarsk ist ein großes Amt!«
    »Versuchen wir es.«
    Es war gar nicht so einfach, die Auskunft des Fernsprechamtes von Krasnojarsk zu bekommen. Zuerst meldete sich dort niemand, dann ertönte dauernd das Besetztzeichen, schließlich flötete eine angenehme Mädchenstimme immer wieder: »Diese Anschlußnummer ist unbekannt. Diese Anschlußnummer ist unbekannt. Diese Anschlußnummer …«
    Gorski hielt wortlos den Hörer von sich weg. Alle hörten das süße Stimmchen aus Krasnojarsk: »Diese Anschlußnummer ist unbekannt …«
    »Lassen Sie mich heran!« sagte Väterchen Wladimir und nahm Gorski den Hörer aus der Hand.
    »Aber bitte, bitte!« Gorski lehnte sich beleidigt zurück. »Vielleicht klappt die Verbindung besser über Stern 3,5 Milliarden, äußerste Galaxie! Der Himmel kann ja alles!«
    Der Pope wählte die Nummer des Fernamtes, es dauerte vier Klingelzeichen, dann meldete sich eine weniger süße Frauenstimme. »Ja, was ist?! Hier Fernamt!«
    Väterchen Wladimir hob den Blick dankend zur Decke und gab den Hörer an den erbleichenden Gorski zurück. »Gott wacht über uns!« sagte er völlig unnötig.
    »Hier ist der Parteisekretär von Nowo Tschemka, Genossin. Hier ist Gorski! Ich muß sofort die Nummer des Schuhkombinats Krasnojarsk haben.«
    Er wartete, notierte dann eine Anzahl Ziffern und bedankte sich im Namen aller Werktätigen. »Da habe ich sie, die Nummer«, sagte er dann zufrieden. »Und jetzt, meine Lieben, wird es donnern und blitzen!«
    Es blitzte und donnerte nicht, wie geahnt.
    Zwar gab es einen Genossen Betriebsleiter, der
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