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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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war unüberhörbar.
    „Dann müssen Sie gut sein“, lächelte Karsten.
    „Das bin ich.“ Es klar schlicht, aber selbstbewusst. „Leider nützt es mir nicht viel, denn ich brauche den Job. Es gibt viele Designerinnen wie mich. Und alle denken, sie hätten die Kollektion entworfen, mit denen sie die Nachfolge von Versace oder Lagerfeld antreten könnten.“
    „Sie glauben das auch?“ Er trank das Glas leer. So schade es auch war, dieses Zusammensein beenden zu müssen – er musste zu seinem Termin.
    „Ach was!“ Ellen lachte. „Ich finde nur, dass wir bei Hunold ein bisschen pfiffiger sein könnten.“ Sie trank ebenfalls aus. „Danke für den Sekt, aber jetzt muss ich los.“
    „Kann ich Sie bringen?“
    „Nicht nötig. Aber danke fürs Angebot. Ich lasse mir ein Taxi rufen.“
    „Dann warte ich, bis der Wagen da ist.“
    Noch einige Minuten in ihrer Gesellschaft. Noch ein paar Möglichkeiten, sie ein wenig näher kennen zu lernen …
    „Sehen wir uns wieder?“ Er zog eine Visitenkarte aus der Jacke. „Darf ich Sie anrufen – oder melden Sie sich?“
    „Sie wissen ja, wo ich arbeite.“ Als sie es sagte, dachte Ellen nicht daran, dass man in München nicht unbedingt das Hamburger Modehaus kennen musste. Und – ein Mann schon gar nicht. Sie war ein bisschen durch den Wind. Was nur an diesem Mann lag, der eine Mischung von Brad Pitt und George Clooney darstellte.
    „Aber Ihren Namen … ich kenne nicht mal Ihren Namen!“, rief er, als jetzt das Taxi vorfuhr.
    „Ellen Kaufmann.“ Sie hob grüßend die Hand. „Einen schönen Tag noch!“
    Er winkte ebenfalls. Wobei er merkte, dass sie seine Visitenkarte nicht genommen hatte. Egal. Er wusste ja, wo er sie finden konnte. Mode Hunold … das würde er nicht vergessen!
    Vergnügt vor sich hin pfeifend ging er zu seinem Wagen. Während Besprechung – und später während der Heimfahrt an den Chiemsee hielt seine gute Laune an. Von dem Kater, den er neulich beim Aufwachen neben Janine empfunden hatte, war nichts mehr zu spüren.
    „Das sollte mir zu denken geben“, murmelte er, während er die Einfahrt zu seinem Bauernhaus hoch fuhr.
    + + +
    „Er hat mich gefragt!“ Mimi Poulée wirbelte ins Atelier und umarmte erst Ellen, dann Carola. „Er hat mich endlich gefragt! Ist das nicht toll?“
    „Wer hat was gefragt?“ Carola, die nur selten aus der Ruhe zu bringen war, wandte kurz den Kopf. „Bernhard? Will er sich endlich scheiden lassen und dich heiraten?“
    Seit fast zwei Jahren war Mimi mit einem Tuchhändler aus Mailand liiert. Und seither wechselten ihre Stimmungen wie das Wetter. War Bernhard bei ihr, schwebte sie im siebten Himmel. War er daheim bei Frau und Sohn, wirkte sie deprimiert und verkündete regelmäßig, dass sie diesem unwürdigen Dasein endlich ein Ende machen würde. Was allerdings nie geschah. Denn sobald Bernhard wieder auftauchte, schwebte Mimi auf der berühmten Wolke sieben.
    „Ach was!“ Mimi winkte ab. So, als gäbe es nichts Unwichtigeres als ihre Lovestory. „Claude hat gefragt! Ihr erinnert euch – Claude Schneiders. Wir haben zusammen in Paris studiert. Claude lebt jetzt in München und arbeitet für einen großen Fernsehsender. Man produziert da einen neuen Mehrteiler. Mindestens sechzig Folgen sind geplant. Die Serie soll um 1920 spielen. Und ich kann zusammen mit Claude die Kostüme entwerfen. Kinder, ist das nicht sensationell?“
    „Gratuliere! Das ist wirklich toll!“ Ellen freute sich ehrlich mit der Kollegin. Doch im nächsten Moment fiel ihr ein: „Dann musst du ja weg aus Hamburg …“
    „Ja, leider. Aber ich finde, das ist nicht das Schlimmste. So toll war meine Arbeit hier auch nicht.“ Sie zwinkerte Ellen zu. „Außerdem fahre ich nicht allein nach Bayern. Du kommst mit!“
    „Davon wüsste ich aber was!“
    „Na, ich sag’s dir doch gerade.“
    „Mimi, du bist eine Nervensäge, das wissen wir alle. Aber wenn du dich jetzt auch noch als Kassandra betätigen willst, wirst du unerträglich!“ Carola schüttelte den Kopf, während sie dachte: Nein, lieber Gott, lass nicht das passieren, was ich jetzt denke. Ich will nicht allein hier bleiben!
    Aber da lachte Mimi auch schon und erklärte: „Ich kann eine weitere Kollegin mitbringen. Und da hab ich an dich gedacht, Ellen.“
    „Ja aber …“
    „Kein Aber. Du musst dich entscheiden. Schnell. Entweder das Film- und Fernsehgeschäft oder noch ein paar Jahre Mode-Hunold.“
    Wie im Zeitraffer flogen Szenen an Ellens inneren Augen vorüber.
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