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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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zurück zu versetzen. Ellen arbeitete wie besessen. Sie zeichnete, suchte Stoffe aus, wühlte in den Geschäfte nach Accessoires … kurz, sie war in ihrem Element und bereute es keine Minute, Hamburg und das Modeatelier Hunold verlassen zu haben.
    Wenn sie an das fassungslose Gesicht ihres Chefs zurück dachte, musste sie lachen. Er hatte es gar nicht glauben können. „Sie wollen wirklich kündigen? Aber – warum? Wer hat Sie abgeworben?“, hatte er ebenso wütend wie bedrückt gefragt.
    „Das Fernsehen. Ich hab die Chance, in München zu arbeiten.“
    „Ja aber … dieses Risiko … die Filmbranche ist doch so unsicher …“
    „Da mögen Sie Recht haben, doch ich freue mich auf die Herausforderung.“ Ellen hatte noch klug hinzugefügt: „Hier bei Ihnen habe ich gern gearbeitet, doch dieser klassische Stil birgt für mich nichts Neues, Kreatives. Verstehen Sie doch bitte, Herr Hunold …“
    „Schon gut, ich versteh Sie ja auch. Und vielleicht … vielleicht hätte ich vor Jahren an Ihrer Stelle nicht anders gehandelt.“
    Er war sogar so großzügig, sie früher aus dem Vertrag zu entlassen. „Aber nur, wenn Sie mir noch bei den Abendkleidern für Frau Immhoff helfen“, hatte er gefordert. „Sie ist eine Freundin von Frau Gerhard – und besteht darauf, dass Sie die Entwürfe machen.“
    Und so hatte Ellen Tag und Nacht gearbeitet – für eine ebenso verwöhnte wie reiche Kundin, die jedoch höchst zufrieden mit den Ergebnissen war.
    Und jetzt war sie in München! Aber von der Bayrischen Metropole, die so viel Reizvolles zu bieten hatte, kannte sie noch kaum etwas. Sobald sich Mimi und sie im Penthouse eingerichtet hatten, begann die Arbeit für die Serie „Teufel im Paradies“. Schauplatz der Geschichte waren ein Schloss in Bayern und New York. Was natürlich für die Requisiteure ebenso reizvoll war wie für die Kostümbildner. Man konnte sich in eine andere Zeit, eine andere Welt hinein versetzen.
    Ellen machte der Job eine wahnsinnige Freude, wenn es auch nicht immer einfach war mit den verwöhnten Stars – oder solchen, die sich dafür hielten. Eine der Schauspielerinnen, die als „nicht pflegeleicht“ eingestuft wurden, war die schöne Janine Rennard. Sie hatte zwar nur eine Nebenrolle, denn sie spielte noch in einer Soap und war deshalb zeitlich gebunden, doch sie tat so, als sei sie der wichtigste Mensch am Set.
    „Die Diva“ – so hatten Mimi und der Regieassistent Berthold Kramer sie getauft. Und stets, wenn sie diesen Ausdruck benutzten, gestatteten sie sich ein ironisches Grinsen.
    „Sie bildet sich was drauf ein, mit dem Autor befreundet zu sein“, erfuhr Ellen irgendwann. „Na ja, schöne Begleiterinnen von bekannten Männern kommen und gehen. Sie wird irgendwann in der Versenkung verschwinden, da hilft das hübscheste Gesicht nichts. Außerdem ruiniert sie sich schon selbst. Man munkelt was von Kokain – oder noch anderen Drogen.“
    Ellen hörte dies alles, versuchte den Klatsch jedoch zu ignorieren. Und sich ganz auf ihren Job zu konzentrieren. Claude Schneiders, der erste Kostümbildner, verlangte viel von seinen Mitarbeitern. Doch er wusste sie auch zu motivieren. Es machte Spaß, mit ihm zu arbeiten. Es war aber auch ein Knochenjob.
    Erst nach drei Wochen gönnte Ellen sich ein freies Wochenende. Mit Mimi, die ja schon in Bayern ein bisschen heimisch war, wollte sie am Samstag zum Chiemsee oder zum Tegernsee fahren. Doch am Freitag Abend stand unerwartet Bernhard Pollini vor der Tür. Mit Rosen, Champagner – und einer Überraschung:
    „Ich habe Urlaub. Eine ganze Woche!“ Er umarmte und küsste Mimi leidenschaftlich. „Und für die Zeit gehöre ich nur dir, Bellissima.“
    Mimi stieß einen Freudenschrei aus und fiel dem gut aussehenden Mann im hellen Trench um den Hals. Die Rosen sanken achtlos zu Boden. Die Flasche Champagner drückte Bernhard im letzten Moment der verdutzten Ellen in die Hand, die eben nach Hause gekommen war und Zeugin der überschwänglichen Begrüßungsszene wurde.
    „Na, dann gehe ich mal wieder“, murmelte sie. Niemand schien sie zu hören. Und so stellte sie den Champagner auf die kleine Glasvitrine in der Diele, schnappte sich einen Schirm, denn es drohte ein Sommergewitter – und zog sich diskret zurück.
    Aber wohin jetzt?
    Das Wochenende, das war ihr klar, würde völlig anders verlaufen als geplant.
    + + +
    Der Chiemsee, eben noch eine im Sonnenlicht silbrig glänzende Fläche, nahm eine graue Farbe an. Auf den Wellen, die sich
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