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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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jetzt auf einmal zeigten, tanzten winzige Schaumkronen. Der Himmel zog sich zu, die Sonne war urplötzlich verschwunden.
    „Meine Güte, ist das unheimlich auf einmal!“ Janine Rennard schwang die langen schlanken Beine von der Liege und hängte sich fröstelnd eine Bluse um die Schultern. Doch der dünne Leinenstoff bot kaum Schutz vor dem kühlen Wind, der aufgekommen war und die Rosensträucher und Jasminbüsche, die gleich neben der Terrasse wuchsen, zauste. Einige Blütenblätter segelten durch die Luft, schienen einen Tanz aufzuführen – und landeten dann doch im Gras oder zwischen den Bruchsteinfliesen der Terrasse.
    „Ein Unwetter zieht auf“, meinte Karsten nach einem prüfenden Blick. „Komm lieber rein. Ich decke eben den Tisch ab.“
    Janine machte keine Anstalten, ihm zu helfen. Sie stöckelte auf ihren hohen Absätzen ins Haus, und als sie stolperte, stieß sie einen nicht gerade damenhaften Fluch aus.
    „Warum kannst du keine glatten Fliesen haben, so wie jeder vernünftige Mensch?“, fauchte sie Karsten an.
    „Weil das nicht zum Charakter des Hauses passen würde“, konterte er ungerührt.
    Janine zuckte nur mit den Schultern – und nahm sich insgeheim vor, hier so einiges zu ändern, wenn sie erst einmal die Hausherrin war. Mist nur, dass sich Karsten so gar nicht erweichen ließ, sie hier wohnen zu lassen. Dabei hatte sie diesen Wunsch schon mehrfach anklingen lassen – mehr oder minder unverhohlen. Doch auf diesem Ohr schien Karsten taub zu sein.
    Leider nicht nur auf diesem Ohr! Auch, wenn sie versuchte, ihn dazu zu bewegen, ihre Rolle in „Teufel im Paradies“ zu vergrößern, weigerte er sich konstant.
    „Die ‚Yvonne’ ist nun mal nur eine Nebenrolle, daran lässt sich nichts ändern“, war seine Standarderwiderung, wenn Janine versuchte, ihn zu umfangreicheren Dialogen und größeren Szenen zu bewegen. „Ich kann doch deinetwegen nicht mein ganzes dramaturgisches Konzept durcheinander werfen.“
    „Warum denn nicht? Wenn du mich liebst, dann machst du es.“ Sie schmiegte sich an ihn, doch so sehr sie ihre körperlichen Reize auch einsetzte – Karsten ließ sich nicht von seiner Einstellung abbringen.
    Doch Janine gab nicht auf!
    Dieses Wochenende wollte sie einen weiteren Anlauf starten. Seeromantik, das Alleinsein auf dem alten Hof – dazu ein bisschen Speed … Janine war vorbereitet! Und sie war entschlossen, Karsten sogar heimlich ein wenig von der enthemmenden Droge zu verabreichen, nur um ans Ziel zu gelangen.
    Das Unwetter, das jetzt losbrauste, bewog sie dazu, die Pläne zu ändern. Sie hatte eigentlich auf eine romantische Bootsfahrt gehofft, denn Karsten besaß ein wunderschönes Segelboot. Doch jetzt, da draußen ein Platzregen niederging und es wie aus Kübeln regnete, änderte sie ihre Pläne.
    „Puh, das ist ja wie Weltuntergang!“ Sie ging zur Hausbar. „Soll ich uns einen Drink machen?“
    „Tee wäre mir lieber“, meinte Karsten.
    „Dann eben Tee mit Rum“, lachte Janine. „Ich mach schon!“ Graziös ging sie zur Küche, und dem Mann fiel gar nicht auf, dass sie dabei im Vorbeigehen ihre Handtasche mitnahm. Er trug die Auflagen der beiden Liegen in den kleinen Abstellraum neben der Garage, verschloss die Tür und kontrollierte, ob die Fenster dicht waren. Der Sturm würde, das ahnte er, noch wesentlich stärker werden.
    Wer nicht am Chiemsee aufgewachsen war oder hier länger lebte, ahnte nicht, wie rasch das Wetter umschlagen – und wie gefährlich der sonst so ruhige See werden konnte. Innerhalb einer viertel Stunde konnte aus dem stillen Gewässer ein tosendes Meer werden – und die Boote, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten, waren in größter Gefahr.
    Janine war fasziniert von dem Naturschauspiel, das sich ihr schon wenig später bot: Aus dem heftigen Wind war Sturm geworden. Die Bäume bogen sich, Blütenblätter wirbelten durch die Luft, einige Äste brachen und wurden ebenfalls zum Spielball des Windes.
    „Das ist – Wahnsinn“, flüsterte die schöne Schauspielerin und lehnte sich kurz an Karsten. Sie standen am Fenster des Wohnraums und schauten zum See hinunter. Kein Boot war mehr zu sehen, der Warndienst hatte wieder einmal sehr gut funktioniert. Zum Glück. Karsten erinnerte sich noch genau an den Herbst des vergangenen Jahres, als zwei Segler ums Leben gekommen waren, weil sie auf die Warnmeldungen nicht gehört und trotz eines drohenden Unwetters auf dem Wasser geblieben waren.
    „Das ist die Natur. Sie
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