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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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zwei Kostüme. Und zwar innerhalb der nächsten Stunden.“ Sein Blick fiel auf Ellen, die immer noch mit ihrem Mantelmodell beschäftigt war.
    „Frau Kaufmann, Sie fliegen bitte nach München und melden sich im Bayrischen Hof. Dort logiert Frau Gerald. Sie hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt.“
    Die letzte Bemerkung bewirkte bei Verena Arnold ein nervöses Zucken des linken Augenlids. Ein untrügliches Zeichen verhaltener Wut.
    „Ich soll …?“ Ellen nahm nur zögernd die Stecknadeln aus dem Mund.
    „Sie sollen. Und zwar schnell. Der Flug ist schon gebucht. In anderthalb Stunden geht die Maschine. Wir können froh sein, dass Frau Gerald sich nicht im München einkleidet, sondern unserem Haus treu bleibt. Drei Abendkleider hab ich schon zur Auswahl bereit gelegt. Jetzt noch ein paar Kostüme.“ Er warf Verena einen auffordernden Blick zu. „Verena, Sie kennen die Kundin am besten – welche Modelle sind wohl passend?“
    Ohne lange zu zögern griff Verena nach drei sehr klassisch geschnittenen Kostümen. Mit Sicherheit sähe Frau Gerald damit sehr gut aus, aber … sie war gerade mal 35!
    „Ich denke, wir sollten auch die hier mitnehmen.“ Ellen nahm zwei andere Stücke von der Stange, und als gerade niemand hinschaute, griff sie auch noch zu einem kleinen Chinchillakragen. Sicher würde er perfekt zu dem nachtblauen Kostüm mit dem streckenden Godet-Rock aussehen. Dazu vielleicht noch eine passende Anstecknadel … die gab es im Showroom in einer Vitrine.
    Es gelang der jungen Designerin, einige Accessoires einzupacken, ohne dass es auffiel. Und – ihr Einsatz wurde belohnt. Isabell Gerald, eine sehr erfolgreiche Finanzmaklerin, die in die Fußstapfen ihres Vaters getreten war und die Aktivitäten der Firma weit über Deutschland hinaus ausgebaut hatte, war begeistert, als sie am Nachmittag die junge Frau in ihrer Suite empfing.
    „Das ist klasse!“, meinte sie und drehte sich vor dem großen Spiegel in ihrer Suite. „Dieses Pelzkrägelchen … perfekt. Ich hab gewusst, dass es sich lohnen würde, in Hamburg anzurufen. Außerdem …“ Sie lächelte ein wenig melancholisch, „… hab ich zurzeit noch nicht mal einen halben Tag Muße, um einen Einkaufsbummel zu machen und mich an den neuen Modetrends zu orientieren. Der Job frisst mich auf.“
    „Vielleicht noch diese Nadel …“ Ellen verkaufte die schmückenden Kleinteile, die weit mehr kosteten, als sie im Monat verdiente, höchst geschickt.
    „Das nachtblaue Abendkleid … was meinen Sie, Ellen, soll ich es nehmen?“ Die Kundin sah sie fragend an. „Es ist irgendwie …“
    „Steif.“ Ellen zuckte mit den Schultern. „Sorry, das hätte ich wohl nicht sagen sollen, aber … es gefällt mir gar nicht für Sie. Was halten Sie hiervon?“ Sie nahm ein champagnerfarbenes Chiffonkleid zur Hand, das zur engen bestickten Korsage ein kleines Bolerojäckchen hatte. „Das können Sie ausziehen, wenn es angebracht ist – und hier den Schal dazu nehmen.“ Lachsfarben war der Schal, die Farbe wurde aber zu den beiden Enden hin immer dünner. „Wenn Sie dazu vielleicht Korallenschmuck tragen – perfekt.“
    „Sie sind ein Genie“, lachte die Kundin. „Was hat Sie bloß zu Hunold verschlagen? Der Laden ist viel zu bieder für Sie. Und für mich eigentlich auch. Aber ich muss nun mal seriös wirken.“ Lächelnd sah sie Ellen an. „Privat müssten Sie mir mal was zeichnen, ja? Aber nun sagen Sie – wie kamen Sie in den steifen Laden?“
    „Ich brauchte einen Job, als ich aus London zurück kam“, erwiderte Ellen ehrlich. „Und der schlechteste ist es ja nun wirklich nicht.“
    „Sie entwerfen doch noch selbst?“ Ein wenig stirnrunzelnd sah Isabell die Jüngere an.
    „Natürlich. Aber …“ Ellen biss sich auf die Lippen.
    „Los, raus damit. Ich bin verschwiegen.“ Isabell lächelte. „Wenn ich es nicht wäre, könnten wir die Firma schließen.“
    „Na ja, ich hab da schon mal ein paar verwegenere Ideen. Aber die passen leider nicht ins Konzept, das haben Sie ja auch schon erkannt. Und ich will keinen Ärger.“
    Isabell zog das Abendkleid aus. „Sie sollten sich nicht beirren lassen. Ich zumindest werde demnächst mal vorbeikommen und mir von Ihnen was entwerfen lassen. Versprochen.“
    „Danke. Sehr freundlich.“
    „So, und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich lasse gleich vom Zimmermädchen packen, hab noch ein Essen im Tandris, dann geht der letzte Flieger in Richtung Rom. Termine.“ Sie reichte Ellen die Hand. „Danke für
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