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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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wenigsten wussten, dass die Hälfte der Pracht künstlich eingeflochten wurde.
    Karsten war einer der Menschen, die Janines Geheimnis kannte. Schließlich waren sie seit einem halben Jahr liiert. So erzählte es zumindest die junge Schauspielerin gern.
    Karsten selbst betrachtete ihr Verhältnis eher als unverbindlichen Flirt. Und schon einige Male hatte er bereut, sich so intensiv auf Janine eingelassen zu haben. Sie war ein kleines Biest. Wusste ihre körperlichen Reize gekonnt einzusetzen und schämte sich auch nicht, ihre Bekanntschaft mit dem bekannten Autor für ihre Zwecke auszunutzen. Was nichts anderes hieß, als dass sie mit ihm schlief, um leichter Karriere zu machen.
    Karsten hatte es von vornherein gewusst – und sich dennoch auf den Flirt eingelassen. Schließlich war Janine bildhübsch. Und er auch nur ein Mann.
    Eine Scheiß-Ausrede, sagte er sich zum wiederholten Mal, als er Janine nun in den Armen hielt. Sie ließ sich nur ganz vorsichtig küssen – „Das Make up, Schatzi, pass bitte auf“ – hatte sie gleich gesagt. Und doch … ihre Reize waren nun mal vorhanden, und so nickte er zustimmend, als sie sagte: „Hol mich doch nach dem Dreh ab. Ich hätte wahnsinnige Lust auf einen Bummel mit dir.“ Sie lächelte verführerisch. „Du bist doch im Bayrischen Hof abgestiegen, oder? Schließlich muss ich wissen, was ich einpacke.“
    „Aber … ich muss zurück. Das Drehbuch …“
    „Ach was, heute wird gefeiert. Wir haben uns fast zehn Tage nicht gesehen. Morgen kannst du in dein langweiliges Dorf zurückfahren und dichten.“ Sie warf ihm eine Kusshand zu. „Ich komme ins Hotel, ja?“
    Er nickte gottergeben.
    „Sie wickelt dich um den Finger“, sagte Sven und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. „Pass auf, mein Freund.“
    „Mach ich. Und du – pass du auch auf. Dieser große Statist lässt dich nicht aus den Augen.“
    „Ich weiß. Er erhofft sich eine kleine Rolle.“ Sven Stevensen, der aus seiner Homosexualität keinen Hehl machte, zuckte mit den Schultern. „Pech für den Jungen. Ich bin gebunden.“
    „Grüß mir Ingo.“ Karsten hob kurz die Hand. „Wie geht’s ihm denn?“
    „Viel besser zum Glück. Er kann schon wieder aufstehen und kommt nächste Woche in die Reha.“
    Ingo Thelen war Konzertpianist und Komponist. Seit fast zwanzig Jahren waren er uns Sven zusammen. Und während der Regisseur hauptsächlich in Deutschland und seiner dänischen Heimat arbeitete, reiste Ingo Thelen durch die ganze Welt und gab Konzerte.
    Vor einigen Wochen dann war er nach einem Auftritt in Wien zusammengebrochen. Die Herzklappenstenose, unter der er litt, musste dringend operiert werden. Jetzt ging es ihm besser, doch noch war er nicht als geheilt zu bezeichnen.
    „Wie vertreibt er sich die Zeit?“, erkundigte sich Karsten, der den Musiker sehr schätzte.
    Sven lächelte. „Er komponiert. Eine Filmmusik zu meinem neuen Film ist schon fertig – na ja, in groben Zügen zumindest. Und er arbeitet an einer Sinfonie.“
    „Das freut mich. Grüß ihn von mir. Und jetzt will ich verschwinden. Die ersten Ideen schon mal grob skizzieren.“
    „Tu das. Und lass dich von Janine nicht allzu lange durch die Bars ziehen. Sie muss morgen gut aussehen – und du solltest auch fit sein.“
    „Ganz wie du befiehlst“, lachte Karsten, schnappte sich seine Notizen und verschwand. Ein letzter Blick galt Janine, die gerade – malerisch hingegossen – auf einer roten Ledercouch lag und ihren Filmpartner anschmachtete.
    Eine wirklich gute Schauspielerin wird sie nie, ging es Karsten durch den Kopf. Sie übertreibt. Und es ist keine Seele in ihrem Spiel. Aber – sie ist Erotik pur. Was ja auch nicht zu verachten ist!
    Den Nachmittag über versuchte er konzentriert zu arbeiten, doch die Kopfschmerzen, vom Föhn verursacht, nahmen zu. Drei Tabletten schluckte er, aber es wurde nur unwesentlich besser und er wünschte insgeheim, sich nicht mit Janine verabredet zu haben. Wie sollte er ihr klar machen, dass ihm absolut nicht nach einem Zug durch die Bars von Schwabing war?
    Janine kam gegen halb neun. Perfekt zurechtgemacht, strahlend schön und bester Laune. „Was ist, ziehen wir gleich los?“, erkundigte sie sich.
    „Magst du nicht erst was essen? Ich hab uns einen Tisch reservieren lassen.“
    „Och … das muss nicht sein. Das Catering ist ganz o.k.“, meinte sie.
    „Dann leiste mir Gesellschaft. Ich hab extra auf dich gewartet. Und vielleicht gehen meine Kopfschmerzen weg, wenn ich was im
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