Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
1
DIENSTAG, 6. NOVEMBER 2001, 23.16 UHR
     
    Das U-Boot war vor zehn Minuten aufgetaucht, und sein Deck unter meinen Füßen war noch rutschig. Einige Meter vor mir spiegelte sich gedämpftes rotes Licht aus Stablampen auf dem schwarzen Stahl, als fünf Besatzungsmitglieder in fieberhafter Eile das Zodiac- Schlauchboot vorbereiteten. Sobald sie mit ihrer Arbeit fertig waren, würde es mich und die beiden Mitglieder meines Teams fünf Kilometer weit übers Mittelmeer an die nordafrikanische Küste tragen.
    Einer der Seeleute löste sich aus der Gruppe und sagte etwas zu Lofti, der neben mir vor dem Kommandoturm stand. Ich verstand nicht genügend Arabisch, aber Lofti übersetzte mir, was er gesagt hatte. »Sie sind fertig, Nick - wir können einsteigen.«
    Wir drei gingen nach vorn, tauschten die Plätze mit den Seeleuten und kletterten über die Seitenwülste des Zodiac auf den rutschfesten Bootsboden. Als unser Steuermann nahm Lofti den Platz rechts neben dem großen Yamaha-75-Außenbordmotor ein. Wir drängten uns in seiner Nähe auf beiden Seiten des Motors zusammen. Wir trugen schwarze Wollmützen mit Gesichtsausschnitt, Handschuhe und über unserer Kleidung einen »Trockensack« - einen GoreTex-Schutzanzug - mit elastischen Hals-, Arm- und Beinabschlüssen, um gegen das kalte Wasser geschützt zu sein. Unsere Ausrüstung war in großen wasserdichten Reißverschlusssäcken verstaut, die neben den Treibstoffblasen am Bootsboden festgezurrt waren.
    Ich sah mich um. Die Seeleute waren bereits verschwunden und hatten die Luke hinter sich geschlossen. Der Kommandant hatte uns gewarnt, er werde keine Minute länger als unbedingt nötig aufgetaucht bleiben, nicht in den Hoheitsgewässern eines der brutalsten Regime der Welt. Und er wollte erst recht nichts riskieren, wenn er uns wieder abholte - vor allem nicht, wenn während unseres Aufenthalts an Land etwas schief gegangen war. Unter keinen Umständen durften die Algerier sein Boot kapern und seine Besatzung gefangen nehmen. Die ägyptische Kriegsmarine konnte es sich nicht leisten, auch nur ein Ruderboot zu verlieren, und er wollte nicht, dass seine Leute ihre Augen, ihre Hoden oder sonstige Körperteile einbüßten, die die Algerier Leuten, auf die sie sauer waren, gern herausoder abschnitten.
    »Achtung, Boot schwimmt auf.« Lofti machte so was nicht zum ersten Mal.
    Ich spürte bereits, wie das U-Boot sich unter uns bewegte. Um uns herum stiegen Luftblasen auf, als es seine Tanks flutete. Lofti kippte den Yamaha in Arbeitsposition nach hinten und ließ ihn an, um das Boot steuern zu können. Aber die See ging in dieser stürmischen Nacht ziemlich hoch, und sobald der Bootskörper schwamm, hob eine Welle den Bug an, der dabei vom Wind getroffen wurde. Das Zodiac begann sich aufzustellen. Wir beiden warfen unser Gewicht nach vorn, und der Bootsbug klatschte wieder ins Wasser - aber mit solchem Schwung, dass ich das Gleichgewicht verlor und mit dem Hintern auf den Seitenwulst fiel, der mich abprallen ließ. Bevor ich mitbekam, was geschah, wurde ich über Bord geschleudert.
    Der einzige unbedeckte Teil meines Körpers war mein Gesicht, aber die Kälte verschlug mir den Atem, als ich einen kräftigen Schluck Salzwasser nahm. Wir befanden uns im Mittelmeer, aber es fühlte sich an wie der Nordatlantik.
    Als ich auftauchte und in der Dünung auf und ab tanzte, merkte ich, dass der Halsverschluss meines Trockensacks undicht war. Salzwasser sickerte ein und tränkte meinen billigen Pullover bis zu meiner Baumwollhose hinunter.
    »Alles okay, Nick?«, rief Lofti besorgt.
    »Könnte nicht besser sein«, grunzte ich schnaufend, als die beiden anderen mich wieder an Bord hievten. »Mein Anzug ist undicht.«
    Die beiden murmelten auf Arabisch miteinander, dann hörte ich sie wie Schuljungen kichern. Das war verständlich: Ich hätte es auch spaßig gefunden.
    Ich zitterte vor Kälte, während ich Mütze und Handschuhe auswrang, aber selbst nasse Wolle hält noch etwas Wärme zurück, und ich wusste, dass ich bei unserer Fahrt zum Strand alles an Hilfe brauchen würde, was ich mir sichern konnte.
    Lofti musste kämpfen, um das Zodiac auf Kurs zu bringen, während sein Kumpel und ich das vordere Ende
    - oder den Bug, wie Lofti mich immer wieder erinnerte - belasteten, damit er nicht hochstieg. Endlich bekam er das Boot unter Kontrolle, und wir pflügten durch die Wogenkämme, wobei meine Augen brannten, als salzige Gischt mein Gesicht immer wieder mit der Gewalt einer Hand voll
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher