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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg
Autoren: David Weber
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PROLOG
    Erbpräsident Sidney Harris sah dem langen Trauerzug hinterher, der sich die Promenade des Volkes entlangschlängelte und aus der Sicht verschwand. Dann wandte er sich ab. Der Ausblick vom Konferenzsaal, der im zweihundertsten Stockwerk gelegen war, verwandelte die schwarz verhängten Fahrzeuge in Käfer, die harmlos durch eine urbane Schlucht krabbelten. Die Bedeutung des Zuges hingegen spiegelte sich nur allzu deutlich in den grimmigen Gesichtern wider, die Harris ansahen.
    Er ging zu seinem Stuhl und setzte sich. Die Ellbogen stützte er auf den langen Tisch und das Kinn auf die Handflächen, dann rieb er sich die Augen. Schließlich richtete er sich wieder auf.
    »Nun gut. In einer Stunde muß ich auf dem Friedhof sein, fassen wir uns also kurz.« Harris sah Constance Palmer-Levy an, die Sicherheitsministerin der Volksrepublik Haven. »Etwas Neues darüber, wie es Walter erwischt hat, Connie?«
    »Leider nichts Genaues.« Palmer-Levy zuckte die Schultern. »Walters Leibwächter haben den Schützen ein wenig zu nachdrücklich an der Flucht gehindert. Einen Toten kann man nicht verhören. Identifiziert haben wir ihn als einen gewissen Everett Kanamashi – die wenigen Daten, die wir über ihn haben, deuten darauf hin, daß er der BRU nahestand.«
    »Klasse.« Elaine Dumarest, die Kriegsministerin, zog ein Gesicht, als hätte sie am liebsten in die Tischkante gebissen. Sie und Walter Frankel waren jahrelang Gegner gewesen – unausweichlicherweise, denn die Etatkonkurrenz zwischen ihren beiden Ministerien ließ ihnen keine andere Wahl –, aber Dumarest ging die Ordnung über alles. Sie bevorzugte ein sauberes, geordnetes Universum, um darin Politik festlegen und ausüben zu können, und Leute wie die Anhänger der Bürgerrechtsunion standen auf ihrer Liste unordentlicher Menschen ganz oben.
    »Glauben Sie, die Führungsriege der BRU hat Walter zum Abschuß freigegeben?« fragte Ron Bergren, und Palmer-Levy sah den Außenminister stirnrunzelnd an.
    »Wir haben Maulwürfe eingeschleust, so tief es nur ging«, erklärte sie ihm. »Keiner davon hat auch nur einen Hinweis aufgeschnappt, daß die Führungsriege etwas Drastisches plante. Unter den einfachen Mitgliedern hat es jedenfalls sehr viel Verärgerung über Walters Vorschläge des LHZ gegeben. Die BRU ist außerdem immer stärker auf ihre Sicherheit bedacht. Anscheinend sind sie in Zellen organisiert, und ich gehe davon aus, daß ihr Aktionskomitee den Anschlag genehmigt hat, ohne daß wir davon erfuhren.«
    »Die Sache gefällt mir ganz und gar nicht, Sid«, brummte Bergren, und Harris nickte. Die Bürgerrechtsunion befürwortete ›direkte Aktionen im legitimen Interesse des Volkes‹ (letzteres stand für einen ständig anwachsenden Lebensstandard der Dolisten), doch üblicherweise beschränkte sich ihr politisches Engagement auf Krawalle, Vandalismus, gelegentliche Bombenanschläge und Anschläge auf untergeordnete Bürokraten, um ein Exempel zu statuieren. Die Ermordung eines Kabinettsmitglieds war eine vorher nicht gekannte und gefährliche Eskalation … wenn wirklich die BRU hinter dem Anschlag steckte.
    »Wir sollten hineingehen und diese Mistkerle ausräuchern«, knurrte Dumarest. »Wir kennen doch ihre Anführer. Leiten sie die Namen an den Flottensicherheitsdienst weiter und überlassen Sie alles weitere meinen Marines – die Lösung wird endgültig sein.«
    »Das wäre der falsche Zug«, lehnte Palmer-Levy ab. »Solche Unterdrückung würde den Pöbel nur noch unkontrollierbarer machen, und so lange wir den Aktivisten gestatten, sich zu treffen und zu reden, erfahren wir wenigstens, was sie vorhaben.«
    »So wie neulich?« fragte Dumarest mit bitterer Ironie, und Palmer-Levy lief rot an.
    »Falls – ich betone: falls – die BRU-Führung tatsächlich Walters Ermordung genehmigt oder angeordnet hat, dann müßte ich zugeben, daß wir’s vermasselt haben. Aber wie Sie gerade selbst herausgestellt haben, besitzen wir Listen der Mitglieder und Sympathisanten. Wenn wir die BRU in den Untergrund treiben, dann verlieren wir diese Handhabe. Und wie ich schon sagte, existiert überhaupt kein Beweis, daß Kanamashi nicht auf eigene Faust gehandelt hat.«
    »Na klar«, schnaubte Dumarest.
    Palmer-Levy setzte zu einer heftigen Entgegnung an, doch Harris hob die Hand und stoppte sie. Persönlich neigte der Präsident dazu, Dumarest recht zu geben, aber er mußte Palmer-Levys Argumentation anerkennen. Die BRU vertrat die Ansicht, die Dolisten besäßen
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