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Ein schneller Sieg

Ein schneller Sieg

Titel: Ein schneller Sieg
Autoren: David Weber
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ein gottgegebenes Recht auf einen immer weiter anwachsenden Lebenshaltungszuschuß. Sie sprengten andere Menschen (einschließlich Mit-Dolisten) in die Luft, um diesen Standpunkt zu unterstreichen, und Harris wünschte sich von Herzen, jeden einzelnen von ihnen an die Wand stellen zu können. Unglücklicherweise hatten die Legislaturistenfamilien, die die Volksrepublik regierten, keine andere Wahl, als die Existenz von Organisationen wie der BRU zu gestatten. Jeder offene Schritt gegen sie würde ein weit größeres Gewaltpotential freisetzen, und außerdem gab es sie schon so lange, daß die Zerschlagung einer Organisation nur einer anderen den Weg ebnen würde. Deshalb war es viel sinnvoller, den Teufel im Auge zu behalten, den man kannte, als ihn auszumerzen und einem Teufel Platz zu machen, über den man nichts wußte.
    Dennoch blieb Walter Frankels Ermordung furchteinflößend. Die Gewalttätigkeit der Dolisten war so gut wie legitimiert und gehörte zu der politischen Struktur, die den Pöbel bei der Stange hielt, während sich die Legislaturisten mit der Abwicklung der Regierungsgeschäfte beschäftigten. Gelegentliche Aufstände und Angriffe auf entbehrliche Teile des bürokratischen Grundgerüstes der Republik waren zu einer Art sanktioniertem Teil dessen geworden, was als politischer Prozeß durchging. Doch existierte zwischen den Dolistenanführern und dem Establishment eine stillschweigende Übereinkunft – wenigstens hatte es sie gegeben –, die Beamte auf Kabinettsebene und führende Legislaturisten als akzeptable Ziele ausschloß.
    »Ich glaube«, sagte der Präsident schließlich, und er wählte seine Worte mit Bedacht, »wenigstens im Augenblick müssen wir annehmen, daß die BRU den Anschlag genehmigt hat.«
    »Ich fürchte, ich kann nicht anders als zustimmen«, gab Palmer-Levy widerwillig zu. »Und um offen zu sein, bin ich wenigstens gleichermaßen besorgt über Berichte, denen zufolge Rob Pierre allmählich die Führung in der BRU an sich reißt.«
    »Pierre?« Erstaunen klang in der Frage des Präsidenten mit, und die Sicherheitsministerin nickte noch unglücklicher. Robert Stanton Pierre war Havens mächtigster Dolisten-Manager. Er kontrollierte nicht nur fast acht Prozent des gesamten Stimmaufkommens der Dolisten, sondern diente darüber hinaus zur Zeit als Sprecher des Quorums des Volkes, des ›demokratischen Programmtages‹, der den Dolisten-Managern vorschrieb, wie sie zu wählen hatten.
    So viel Macht in den Händen eines Menschen, der kein Legislaturist war, lieferte bereits genug Grund zur Besorgnis, denn die erbliche Regierungsgewalt der Familien beruhte auf dem Ja und Amen der ›Wahlen‹, die ihre Herrschaft autorisierten. Pierre war dazu noch ein furchteinflößender Mann. Er war selbst als Dolist geboren und hatte sich aus einer Kindheit auf LHZ bis in seine gegenwärtige Machtposition hinaufgearbeitet und dazu jeden schmutzigen Trick benutzt, den sein Ehrgeiz ihm eingab. Einige davon waren bislang noch nicht einmal den Legislaturisten eingefallen, und obwohl er deren Vorgaben folgte, weil er wußte, auf welcher Seite seines Brotes die Butter gestrichen war, blieb er doch ein magerer und hungriger Mann.
    »Sind Sie sicher?« erkundigte sich Harris nach kurzem Schweigen, und Palmer-Levy zuckte zur Antwort die Schultern.
    »Wir wissen, daß er Kontakte zur BRP besitzt«, antwortete sie, und Harris nickte. Die Bürgerrechtspartei war der politische Flügel der BRU, der offen im Quorum des Volkes auftrat und nach außen hin den ›verständlichen, aber bedauerlichen Extremismus‹ verurteilte, ›zu dem einige Bürger sich gedrängt sehen‹. Die Maske war fadenscheinig, aber dadurch, daß die Quorumsmanager sie scheinbar für bare Münze nahmen, besaßen sie eine oft nützliche Direktleitung zu den Untergrundmitgliedern der BRU.
    »Wir wissen nicht genau, worüber er mit ihnen spricht«, fuhr Palmer-Levy fort, »und Pierres Stellung als Sprecher des Quorums gibt ihm jede Menge legitime Gründe, mit ihnen zu reden. Doch mit einigen ihrer Delegierten scheint er auf außergewöhnlich freundschaftlichem Fuße zu verkehren.«
    »Wenn das so ist, sollten wir die Möglichkeit, daß er von dem bevorstehenden Anschlag gewußt hat, ernsthaft in Erwägung ziehen«, sagte Harris langsam. »Ich will nicht behaupten, daß er etwas mit der Planung zu tun gehabt hätte, aber wenn die BRU offiziell in die Sache verwickelt ist, dann könnte er sehr wohl von dem Vorhaben gewußt haben. Und wenn er
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