Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor?
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
gekleideter Student namens Roger Duckham.
    »So ist es. Vergiß nicht, daß es von Runde zu Runde schwieriger wird.«
    »Welche Chancen gibst du dir für den Schlußgewinn, Edgar?«
    »Du meinst die tausend Pfund, die speziell assortierte Bibliothek und die Reise für zwei nach den Bahamas?«
    »Plus einer Jahresration irgendwelcher scheußlicher Schnell-Imbiß-Mahlzeiten aus gehacktem Fisch, glaube ich.«
    »Ach ja«, sagte Sharpewhistle ein wenig verlegen, »die kommt ja von der Firma, die hinter dem ganzen steckt. Fisch für einen gesunden Geist und dergleichen Altweiberweisheiten, ihr kennt sie ja. Ich glaube, meine Chancen sind recht gut.«
    »Heißt das, daß du wirklich die Fragen nicht von vornherein kennst? Daß du nicht einmal einen Hinweis erhältst? Nicht ein kleines bißchen Schiebung dabei?« Sharpewhistle blickte indigniert in die Gegend. »Also, ich hoffe, du machst das Rennen, Edgar. Ich hoffe es wirklich sehr. Wir alle hoffen es, nicht wahr?«
    Die anderen stimmten lebhaft zu. Sharpewhistle konnte seine Freude nicht verbergen. Roger Duckham hatte sich jahrelang Mühe gegeben, besonders arrogant zu ihm zu sein.
    »Ich tue das alles natürlich nur zur höheren Ehre von St. Swithin.«
    »Natürlich«, pflichtete Roger bei. »Besonders, wo wir jetzt im Rugbycup so elend abgeschnitten haben. Keiner, der dich kennt, Edgar, würde auch nur im Traum annehmen, daß du selbst etwas davon haben möchtest. Nicht einmal diese Fischmahlzeiten. Du machst nur unsertwegen weiter.« Er hatte Muriel bemerkt, die unauffällig das Zimmer betreten hatte, und lächelte ihr zu. Jedermann wußte um die bittere, manchmal nur schwach übertünchte Rivalität zwischen ihr und Sharpewhistle.
    »Zeit, sich noch schnell ein wenig umzusehen, bevor uns der Dean auf seine Visitenrunde mitnimmt.« Sharpewhistle nahm seinen kurzen weißen Mantel von einem der Garderobehaken an der Wand. Der Student mit dem gewaltigsten Hirn war, gleich anderen außergewöhnlich intelligenten Menschen wie Voltaire oder Dr. Johnson, keine Schönheit. Er war klein, fast ein Zwerg, mit flachem Schädel und rötlichblondem Haar, das ihm nach vorn in die Stirn fiel; ein blasser Schnurrbart hing ihm lustlos über die Mundwinkel. Das Gesicht war gerötet und glänzte, als hätte man ihn gerade aus einem Topf mit kochendem Wasser gezogen. Seine Stimme überschlug sich und er litt unter ständig schwitzenden Achselhöhlen. Er trug eine einfarbig graue Hose und einen dunkelblauen Blazer mit dem Wappen von St. Swithin; in seiner Tasche steckten ein Kehlkopfspiegel und drei Kugelschreiber in verschiedenen Farben, pedantisch geordnet.
    »Bist du mit deiner Lymphdrüse gut zurechtgekommen?« fragte er Muriel.
    »Ja, hoffentlich.«
    »Gut. Ich hätte dich noch gern vor der Visite kurz darüber ausgefragt.«
    »Natürlich.« Muriel sah sich rasch im Raum um und flüsterte: »Ich habe die Probe hinaufgebracht.«
    »Wann wirst du etwas wissen?«
    »Um halb sechs.«
    »Bis dahin müssen wir eben warten, nicht?«
    Das Beantworten von Fragen im IQ-Fernsehquiz hatte ihm zu einer beachtlichen Ruhe in den verzwicktesten Lebenslagen verholfen.
     

3
     
    Als der Dean vier Stockwerke hinaufgelaufen war und atemlos vor seinen Krankensälen eintraf - er fand, körperliche Betätigung sei gut für die Herzgefäße ~, beendete Sir Lancelot, noch immer daheim am Schreibtisch sitzend, gerade seinen literarischen Versuch.
    Ihn betrauert seine Gattin Josephine, eine Frau, deren Charme, Takt, klarer Verstand, Liebreiz, Geschmack und Sinn für Großzügigkeit so wohltuend die Eigenschaften des Verblichenen aufwogen. Von den zwei Kindern tritt eins in die Fußstapfen des Vaters.
    Sir Lancelot blätterte die vier Seiten zurück und las sie, mit gezückter Füllfeder, noch einmal durch. Außer ein oder zwei Beistrichen gab es nichts zu korrigieren. Er beglückwünschte sich zu seiner trefflichen Beschreibung der Charakterzüge des Dean. Oft genug hatte er unter ihnen gelitten, seit er und Lionel Lychfield - damals noch kleine, überarbeitete Spitalsärzte am St. Swithin - erstmals späte kalte Mahlzeiten und mitternächtliche Tassen Kaffee zusammen eingenommen hatten. Plötzlich schreckte Sir Lancelot auf. Er versuchte Haltung zu bewahren, aber er fühlte, wie sein Körper zu Eis erstarrte. Seine Augenbrauen zuckten. Sein Mund stand offen. Sein Blick flackerte hin und her. Die Füllfeder zitterte heftig in seiner Hand.
    »Reiß dich zusammen!« murmelte er.
    Es gelang ihm, die Füllfeder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher