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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor?
Autoren: Richard Gordon
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du denn nichts Vorbeugendes genommen?«
    »O ja. Das heißt, er hat. Er hat sogar zwei genommen. Eins über das andere.«
    »Na ja, du weißt ja, mit diesen Dingern kann man ganz schön hereinfallen. Es heißt, daß sie in zwanzig Prozent der Fälle versagen. Ich frage mich allerdings, wie die Statistiker zu ihren Zahlen kommen. Pirschen sich vermutlich am Samstagabend an die Autos auf gewissen Parkplätzen heran. Aber sag, nimmst du nicht regelmäßig die Pille, um auf Nummer Sicher zu gehen?«
    »Wer trägt schon immer einen Regenschirm bei sich, wenn er in der Wüste lebt?«
    »Da hast du recht. Allerdings ist Schwangerschaft heutzutage ein durchaus heilbarer Zustand.«
    »Denk doch an die Komplikationen. Mein Vater...«
    » er braucht schließlich nichts davon zu wissen.«
    »Er erfährt es.«
    »Nun, das ist dein Problem.« Tulips Mitgefühl erschöpfte sich langsam. »Nach dem Ball der Vereinigung? Ich muß sagen, daß du deine Pflichten als Präsidentin etwas zu ernst genommen hast.«
    »Es wäre bestimmt nicht dazu gekommen, wenn ich nicht auf unserer Party so viel Champagner getrunken hätte. Außerdem habe ich vorher den Rat einer sehr reifen und erfahrenen Persönlichkeit eingeholt.«
    »Und was hat sie gesagt?« wollte Tulip wissen.
    »Es war keine Sie. Es war... einer der Ärzte. Er sagte: >Los, Kind, hinein ins Vergnügen…< Täte ich’s nicht jetzt, meinte er, so würde ich nach meiner Promotion so sehr damit beschäftigt sein, Versäumtes nachzuholen, daß Moll Flanders neben mir wie Florence Nightingale wirken würde.« Muriel blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihr tauchte aus der Tiefe des Korridors ihre Mutter auf. So stark war die seelische Belastung, unter der sie an diesem Vormittag stand, daß Muriel - völlig konfus - annahm, ihr geheimer Ausflug zu Mr. Winterflood hätte sich bereits bis zum Dean herumgesprochen. »Ich bin nur hinaufgegangen, um eine Blutzuckerprobe untersuchen zu lassen«, sagte sie schnell.
    »Was sagst du, mein Schatz? Hallo, Tulip, du siehst aus, als wärst du irgendwo unter einer heißen Sonne gelegen...?«
    »Was machst du denn da?« fragte Muriel.
    »Ich bin nur als Patientin hier«, antwortete ihre Mutter freundlich. »Ich komme wegen meiner Physiotherapie. Aber sag... bist du ganz auf dem Damm, mein Schatz? Du siehst aus, als hättest du eben den Inhalt eines ganzen Instrumentenschrankes in einem Patienten vergessen.«
    »Ich... ich habe gerade nachgedacht. Über Vaters Krankenvisite mit uns Studenten.«
    »Ach ja, die beginnt ja gleich, nicht wahr? Übrigens, wenn er euch in der Ecke einen jungen Mann mit einer verwirrenden Neuritis zeigt, so lautet die richtige Diagnose: akute Porphyrie. Er hat im Schlaf davon gesprochen.«
    Muriel und Tulip setzten ihren Weg zu den Krankensälen fort, aber Muriel hatte an diesem anstrengenden Vormittag noch etwas zu erledigen. Unter einem Vorwand lief sie zurück in den Aufenthaltsraum für Studenten. Nur ein paar Kollegen waren da - und die standen alle voll Bewunderung um Edgar Sharpewhistle herum.
    Der Ruf des jungen Mannes als Gehirngigant war schon weit über die Mauern von St. Swithin gedrungen. Als Kandidat in der Fernsehshow »IQ-QUIZ« ließ er jeden Donnerstagabend in der Hauptsendezeit vor zehn Millionen ebenso hingerissenen wie perplexen Fernsehzuschauern seine geballte Geisteskraft spielen. Obwohl nie sklavisch um Popularität bemüht, genoß er doch das Interesse, das ihm seine Kommilitonen nun entgegenbrachten, und ebenso ihre plötzliche Besorgtheit um sein körperliches Wohl und seine Ausgeglichenheit. Er fühlte, er hatte, seit er als kleiner Student ins St.-Swithin-Spital gekommen war, vollkommen zu Recht vermutet, daß seine persönlichen Vorzüge von seinen Zeitgenossen oft ganz absichtlich übersehen wurden.
    »Die letzte Frage war wirklich ganz einfach«, dozierte er. »Das alte Spiel mit dem nicht dazupassenden Wort. Unter fünf Wörtern war dasjenige, das mit den anderen etwas nicht gemeinsam hat, zu erkennen. Es war, wie ihr euch wahrscheinlich erinnert, das Wort >ekelhaft<. Man mußte nun herausfinden, daß die Anzahl der Buchstaben zwischen dem ersten und dem letzten Buchstaben in jedem Wort dreimal so hoch war wie die Anzahl der Buchstaben in dem Wort plus drei. Kommt ihr mit? >Ekelhaft< hat einfach nicht in die Serie gepaßt. Keine Schwierigkeit, das herauszufinden. Brauchte genau achtzehn Sekunden dazu.«
    »Und damit hast du dich für die nächste Runde qualifiziert?« fragte ein großer, elegant
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