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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor?
Autoren: Richard Gordon
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Augenblick erscheinen. Er war ein alter Freund ihres Vaters und hatte sie, als sie noch ein Baby war, gegen alles Mögliche und
    Unmögliche geimpft. Er durfte nichts erfahren. »Ich glaube, daß das ein sehr vernünftiger Plan ist, Mr. Winterflood. Jetzt muß ich aber laufen. Pünktlich um fünf Uhr dreißig bin ich wieder hier.«
    »Schön. Wollen wir also hoffen, daß es ein falscher Alarm ist, nicht wahr?«
    Muriel kletterte hastig die Feuertreppe hinunter und machte sich auf den Weg zum Haupthof. Sie hatte noch zwanzig Minuten bis zur Krankensaalvisite, die ihr Vater mit seinen Studenten abhielt. Ihr war ein interessanter Fall von Lymphdrüsenvergiftung zugeteilt worden und sie wollte bei ihrem Referat besonders glänzen. Aber es war schwer, richtig an die Arbeit zu denken oder an irgend etwas anderes als an diese Flasche in Mr. Winterfloods Laboratorium, die ihr ganzes künftiges Leben so entscheidend beeinflussen konnte. Als sie die steinerne Treppe emporstieg, hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Muriel wirbelte herum. »Tulip! Wo steckst du denn die ganze Zeit? Seit unserem Unionsball habe ich dich nicht gesehen!«
    »Ich mußte zuerst mit meiner Geburtshilfe fertig werden und dann bin ich für eine Woche nach Torremolinos geflogen.«
    »Toll! War’s schön?«
    »Herrlich. Mit all diesen träumerischen, rosigen Skandinaviern, die sämtliche Komplexe ihres Lebens loszuwerden versuchen, während sich ihre Epidermis in der Sonne schält...« Die zwei Mädchen stießen die Glastür auf. Tulip Twyson hatte weder eine bessere Figur noch ein hübscheres Gesicht als Muriel. Aber wie ein französischer Koch aus den gleichen Ingredienzien etwas anderes macht als eine Vorstadthausfrau, so brachte sie ihre Vorzüge ganz anders zur Geltung als Muriel. Ihr langes blondes Haar mg lose über die Schultern, das Gesicht mit den eher scharfen Zügen war modisch sonnengebräunt und ihre Röcke waren so kurz, daß der Dean mitunter durch die Häufigkeit, mit der sich die Studenten während der Praktika nach fallengelassenen Bleistiften bückten, ganz aus dem Konzept kam.
    »Tulip«, fragte Muriel, »willst du mir einen riesigen Gefallen tun? Wenn jemand fragt, so habe ich die Nacht nach dem Maiball bei dir in deiner Wohnung verbracht.«
    Tulip machte große Augen. »Kein Problem. Wer war der Glückliche?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »O. k. Wie hat er sich angestellt?«
    »Oh... nun... ich weiß es eigentlich nicht...«
    »Soll das heißen, daß du nicht bei Bewußtsein warst?«
    »Nein, keineswegs... aber, weißt du, Tulip - und das ist etwas, das ich nur dir sagen möchte - ich hab’ es nie vorher getan. Niemals.«
    »Du Tugendhafte!«
    »Anscheinend hab’ ich niemals Zeit dazu gehabt.« Es klang wie eine Entschuldigung. »Mein ganzes Leben lang hab’ ich nur die Arbeit im Kopf gehabt. Vielleicht ist das zum Teil die Schuld meines Vaters; du weißt, wie streng er ist. Er meint, daß ich, womöglich mit Auszeichnung, promovieren soll, bevor ich überhaupt anfange, an Männer zu denken.«
    »Er erinnert mich an diese Lehrerinnentypen, die einem weismachen wollen, daß das Onanieren der Kondition fürs Hockeyspielen schadet. Ich meinerseits finde es seit jeher weit weniger anstrengend und viel angenehmer.«
    »Ich weiß, daß ich erwachsen bin. Ich fühle mich fast alt, wenn ich mich mit einigen meiner Bekannten vergleiche, die schon verheiratet sind. Aber ich habe eine Karriere vor mir. Eine, die mir sehr am Herzen liegt. Ich bin fest entschlossen, als erste Fachärztin in den Stab von St. Swithin gewählt zu werden.«
    »Wir alle haben unsere seltsamen Wünsche, meine Liebe!«
    Nun ja mein Vater ist der Dean und sollte mir eigentlich helfen. Schließlich ist so etwas im St. Swithin gang und gebe Aber er rührt bestimmt keinen Finger für mich, wenn er das Gefühl hat, daß ich ihm Schande mache.«
    »Schade, daß damals aus deinem Flirt mit dem feschen Terry Summerbee nichts geworden ist.«
    »Weißt du, was der Jammer war? Terry war ein bißchen zu fesch. Während ich über meinen Büchern büffelte, warfen ein paar andere Mädchen ihre Netze nach ihm aus.«
    Schweigend gingen sie weiter durch den Hauptgang. Plötzlich platzte Muriel heraus.
    »Tulip... ich mach’ mir große Sorgen.«
    »Diese Goldmedaille ist dir doch so gut wie sicher...«
    »Ich mach’ mir Sorgen, daß etwas schief gegangen sein könnte. Damals, nach dem Ball.«
    Tulip blieb stehen. »Ist es ausgeblieben?«
    »Es scheint so.«
    »Hast
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