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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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an, als wäre es eine ganz besondere Gunst.
    Â»Toll. Also, vor Tesco. Kann Ros mitkommen?«
    Claudias Blick huschte in meine Richtung, dann drehte sie sich um und redete laut mit einem der Typen, als ob ich Luft wäre.
    Mir egal, dachte ich und starrte finster auf ihren Rücken. Und morgen würde ich auf keinen Fall mitgehen und ihr mal zeigen, wie egal mir das war. Wenn Abby da hingehen und sich wie eine Vollidiotin aufführen wollte, dann war das ihr Problem.
    Wir blieben vor dem Malt and Hops stehen und spähten durch die altmodischen Bogenfenster des Pubs, um zu sehen, wer hinter dem Tresen stand und ob wir Chancen hatten, dort bedient zu werden. Alle schauten auf Claudia, die sagen sollte, was lief – und ich fand, dass es jetzt reichte. Auf gar keinen Fall würde ich, eine Vierzehnjährige, die noch nicht mal aussah wie vierzehn, da reingelassen werden. Und ich würde Claudia nicht den Triumph gönnen, dabei zuzusehen, wie ich nach Hause geschickt wurde.
    Ich rechnete damit, dass jemand hinter mir herrufen und mich fragen würde, wo ich denn hinwollte, aber ich bog von der Hauptstraße ab, ohne dass irgendwer merkte, dass ich fehlte. Wie lange die wohl brauchen würden, bis sie mitkriegten, dass ich nicht mehr da war? Oder kriegten sie es überhaupt nicht mit?
    Ich hoffte, Abby würde mich am nächsten Morgen anrufen, aber das tat sie nicht. Ich war allein zu Hause, also machte ich mir zur Aufheiterung Pfannkuchen mit Schlagsahne, Schokocreme und Gummibärchen obendrauf. Zurzeit komme ich mir so aschenputtelmäßig vor, ich sitze immer drinnen, während die anderen unterwegs sind und Spaß haben. Ständig finde ich Zettel auf dem Tisch, auf denen steht: Denk dran, das Altpapier rauszubringen oder Könntest du die Küche sauber machen? Danke . Es ist schon lange her, dass wir mal was als Familie unternommen haben. Meine ältere Schwester Olivia ist nur noch bei ihrem Freund, und Dad trifft sich jetzt mit Petra, der Mutterschaftsvertretung meiner Theater-Lehrerin. Sie haben sich beim Elternabend kennengelernt, und ich hab gleich gewusst, dass da was läuft, weil Petra nämlich nicht erwähnt hatte, dass ich eine Vier kriegen würde, wenn ich nicht bald lerne, besser mit den anderen Schülern zusammenzuarbeiten. Dad hat sich nie groß in mein Leben eingemischt, aber dank Petra sehe ich ihn jetzt praktisch überhaupt nicht mehr. Er hat angefangen, sich in trendige Hemden und Jeans zu quetschen, und will im Winter sogar mit ihr nach Ibiza fahren. Hallo? Petra ist okay – freundlich, ohne einem zu sehr auf die Pelle zu rücken, und sie erzählt ziemlich witzige Geschichten über Leute, die sie am Theater kennt –, aber sie ist immer noch meine Lehrerin. Ich fühl mich echt komisch, wenn ich ihr in der Schule begegne, obwohl sie sich völlig neutral verhält. Zum Glück bleibt sie nur bis zu den Halbjahresferien an meiner Schule.
    Und Mum – na ja, Mum ist nicht mehr da.
    Normalerweise hab ich kein Problem damit, mich selbst zu beschäftigen. Ich zeichne gern Menschen, entweder aus dem Gedächtnis oder nach Fotos in Modezeitschriften. Ich habe ganze Skizzenbücher voller Porträts. Aber heute konnte ich den Bleistift nicht dazu bringen, das zu tun, was ich wollte, und gab es schließlich auf. Stattdessen backte ich einen Schokoladenkuchen, der in der Mitte zusammenfiel, dann machte ich mir ein Sandwich und sah mir eine Romcom an, die so nervig war, dass ich den Fernseher wieder ausschaltete. Ich werde nie verstehen, was Leute an Filmen finden, in denen die Heldin ihre Brille ablegt, sich die krausen Haare glätten lässt und mit einem Mal so wunderschön ist, dass ihr alle zu Füßen liegen. Vielleicht leben die ja in einer anderen Welt als ich. In meiner Welt lassen Leute einen hängen und Happy Ends existieren nicht.
    Nachdem ich ein bisschen was von meinem Kuchen gegessen hatte, der erstaunlich gut schmeckte, setzte ich mich an den Computer und sah bei MyPlace rein, meiner liebsten Social-Networking-Seite. Genau in dem Augenblick tauchte die Nachricht auf, dass mir gerade jemand namens Squeebunny schreiben würde.
    Ich hatte die Chatfunktion auf MyPlace noch nicht oft benutzt, weil ich mehr daran interessiert war, meine Zeichnungen hochzuladen, als mich mit Leuten auszutauschen. Abgesehen davon kannte ich diesen Squeebunny nicht, er war nichts weiter als ein blöder Name unter Millionen von
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