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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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gesichtslosen Internetusern. Ich griff nach der Maus und wollte ihn löschen. Aber dann tauchte das Chatfenster auf und Squeebunny legte los.
    Jonathan
    22.30 Uhr
    Ich stand an der Wand und bemühte mich, so auszusehen, als würde ich Spaß haben. Sechzehnjährige sollen Partys ja toll finden, und ich hatte es für eine ganz gute Idee gehalten, zu dieser hier zu gehen. Sie fand bei Tammy Whiting zu Hause statt und ihre Eltern waren stinkreich. Tammy hatte fast alle aus unserer Stufe eingeladen und dazu noch einen Haufen Leute, die ich nicht kannte, vermutlich waren viele davon auf einem der Colleges in der Umgebung. Wenn es doch an unserer alten Schule eine Oberstufe gegeben hätte und wir dort unseren A-level-Abschluss hätten machen können. Oder wenn ich wenigstens nicht in der Pampa wohnen würde. Das wünschte ich mir nicht zum ersten Mal. Denn um meinen A-level zu machen, musste ich an ein weiterführendes College nach Norwich fahren, gut zwanzig Meilen von hier. Schlimmer aber war, dass ich dafür den Zombie-Bus um sieben Uhr nehmen musste, der – wie alle bestätigen werden – nur dann pünktlich kommt, wenn man selbst viel zu spät dran ist. Ich konnte es kaum erwarten, im nächsten Sommer die ersten Fahrstunden zu nehmen.
    Ich hatte gedacht, allen wäre ein bisschen mulmig, weil sie jetzt auf dem College anfingen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese selbstbewussten Typen in den coolen Klamotten hier deswegen den ganzen Sommer lang solche Bauchschmerzen gehabt hatten wie ich. Sie machten einen beunruhigend entspannten Eindruck, standen laut lachend in Gruppen zusammen und waren schon die allerbesten Freunde. Ich weiß nie, was ich mit neuen Leuten reden soll, abgesehen davon unterhielten sie sich über irgendwelche Promis, von denen ich höchstens vage die Namen kannte. Wahrscheinlich interessierten sie sich sowieso nicht für mich. Ach, nicht mal die Leute, die ich kannte, taten das. Zwei Mädchen aus meiner Stufe, zu denen ich vorhin rübergegangen war, hatten mich bloß angeguckt und gesagt: »Sorry, wie heißt du noch mal?«
    Â»Nach fünf Jahren an derselben Schule wisst ihr das nicht?« Es hatte witzig klingen sollen, aber das tat es nicht, deshalb sagte ich schnell: »Jonathan. Ihr wisst schon, Freyas Freund?«
    Freyas Name erweckte immerhin etwas Interesse, und wir schafften es, uns eine Weile über die Musik hinweg anzubrüllen – nervtötende Hits talentfreier Boygroups. Ich wünschte, Freya wäre hier; alle sahen mich immer mit ganz anderen Augen, wenn wir zusammen waren. Aber Freya war vor ein paar Tagen zu ihrer Tante nach London gezogen und bis jetzt ging es ihr da ziemlich gut. Die Kurse an ihrer Musikschule hatten noch nicht begonnen, aber sie hatte sich schon mit einigen Leuten angefreundet. Kein Wunder, Freya ist hübsch und findet – im Gegensatz zu mir – irgendwie immer die richtigen Worte. Sie ist einfach ein Mensch, auf den andere Leute zugehen.
    Seit Monaten war heute das erste Mal, dass ich ohne Freya unterwegs war. Ich hatte mich ziemlich verändert, seit wir zusammen waren. Und ich fand es erstaunlich, dass niemand von den Leuten, mit denen Freya mich bekannt gemacht hatte, heute Abend hier war. Ich wusste, dass sie früher oft bei Tammy Whiting zu Hause gewesen waren. Obwohl sie mehr Freyas Freunde waren als meine, hatte ich auf ihre Anwesenheit gezählt. Allmählich bereute ich es, den Kontakt zu meinen alten Freunden nicht gehalten zu haben. Ich war zwar ein Einzelgänger, aber mit ein paar Leuten – hauptsächlich aus meinem Karatekurs – kam ich ganz gut aus. Aber die blieben mittlerweile ein bisschen auf Abstand, und ehrlich gesagt wusste ich, dass das meine Schuld war, denn ich hatte mich total auf Freyas Welt eingelassen.
    Eine Faust traf mich in den Bauch und ich verschluckte mich an meinem Bier.
    Â»Jono! Wo hast du dich denn den ganzen Sommer über versteckt?«
    Es war Stuart, der in meiner Klasse gewesen war. Im Religionsunterricht hatten wir oft Schiffeversenken gespielt, und manchmal hatte er die Hausaufgaben von mir abgeschrieben, wenn ihm das Rugbytraining dazwischengekommen war. Freunde waren wir eigentlich nicht, trotzdem war ich geradezu lächerlich erleichtert, ihn zu sehen.
    Â»Ich hab mich nicht versteckt«, sagte ich. »War nur nicht viel unterwegs. Freya und ich haben Sachen komponiert.«
    Â»Du guckst, als wäre
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