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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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einigen Wochen gewohnt. Deine Fingerabdrücke sind überall. Das ist vielleicht nicht erstaunlich, aber als wir das Haus betraten, stellten wir fest, dass jemand die Post der ganzen Woche auf einem Tisch an der Tür abgelegt hatte. Warst du das?«
    Â»Ã„h. Ja, das war ich.«
    Â»Du hättest uns sagen sollen, dass du im Haus gewesen bist. Unsere Kollegen haben deswegen Zeit verschwendet und in eine falsche Richtung ermittelt.«
    Â»Tut mir leid«, nuschelte ich.
    Â»Warum warst du im Haus?«
    Â»Ich war Freitag da. Sie wissen ja … dass ich versucht habe herauszufinden, warum Freya verschwunden ist, bevor ich zu Ihnen gekommen bin. Ich wollte mir nur einen Überblick verschaffen.«
    Â»Wie bist du ins Haus gelangt?«
    Â»Draußen ist ein Schlüssel versteckt. Das hatte Freya mir erzählt.«
    Â»Hast du irgendetwas angefasst?«
    Â»Ihr Handy … und ihren Laptop. Ich hab mir ihre Mails angeschaut. Ich wollte nur nachsehen, ob sie noch Nachrichten verschickt hat, seit sie verschwunden ist. Das hab ich Ihnen doch gesagt.«
    Â»Du hast nicht erwähnt, dass dies im Haus geschehen ist.«
    Â»Ist das denn wichtig?«, fragte Mum. »Und woher wissen Sie, dass es die Fingerabdrücke von Jonathan sind?«
    Shaw verschränkte die Arme mit strenger Miene. »Wir haben die DNA und die Fingerabdrücke Ihres Sohnes in unserem System gespeichert. Es ist ja nicht das erste Mal, dass du von der Polizei verhört wirst, nicht wahr, Jonathan?«
    Ich spürte, wie ich blass wurde.
    Â»Das war im Februar.« Langsam schien Dad wütend zu werden. »Was hat das mit Freya zu tun?«
    Shaw beugte sich vor, ihre Arme lagen nun auf dem Tisch. »Wo warst du in der Nacht, in der Freya verschwunden ist, Jonathan? Ich kann mir vorstellen, dass du ziemlich durcheinander warst, weil sie doch gerade mit dir Schluss gemacht hatte.«
    Â»Natürlich war ich das! Ich hab sie geliebt …«
    Â»Bist du vielleicht zu einem Freund gegangen?« Turner lächelte mir zu, und ich fragte mich, ob Shaw ihm wohl die Anweisung gegeben hatte, den guten Cop zu spielen, während sie den bösen gab.
    Â»Nein. Wie Sie gesagt haben, ich war durcheinander. Ich wollte nicht nach Hause fahren und meinen Eltern erzählen, was passiert war, deshalb hab ich mich in London rumgetrieben.«
    Â»Die ganze Nacht?« Shaw zog die Augenbrauen hoch.
    Â»Ja. Den letzten Zug nach Hause hatte ich verpasst.«
    Â»Wo bist du hingegangen?«
    Â»Am Fluss entlang, nicht weit weg von Freyas Haus, dann war ich in der Stadtmitte und dann am Bahnhof Liverpool Street. Ich bin mit dem ersten Zug nach Norfolk heimgefahren.«
    Â»Kann das irgendjemand bestätigen?«
    Mum schnappte nach Luft, ich zuckte in meinem Stuhl zurück.
    Shaw beugte sich noch weiter vor. »Hast du dich vor Freyas Haus aufgehalten, weil du gehofft hast, sie zu sehen? Hast du Freya abgefangen, als sie aus dem Haus gegangen ist?«
    Â»Nein!«
    Â»Bist du sicher?«
    Â»Natürlich ist er das!«, blaffte Dad. »Was genau wollen Sie ihm unterstellen?«
    Â»Nichts«, sagte Shaw. »Die Vorfälle im Februar erwecken lediglich den Anschein, dass Ihr Sohn leicht in Wut geraten kann und durchaus dazu fähig ist, diese Wut an Menschen auszulassen, die ihn verärgern. Es besteht kein Zweifel daran, dass er in der fraglichen Nacht wütend auf Freya gewesen ist. Mehrere Zeugen haben gehört, wie er sie angeschrien und sie eine, ich zitiere, ›egoistische, hinterhältige Zicke‹ genannt hat.«
    Â»Und unserer Erfahrung nach weiß die letzte Person, die einen Vermissten gesehen hat«, sagte Turner, »oft mehr, als sie eingestehen will.«
    Â»In diesem Fall aber nicht, denn Freya ist schließlich nicht tot, und ich habe ihr nichts getan! Es sei denn …« Ich hielt inne und spürte, wie mir kalt wurde. »Oh Gott.«
    Shaw und Turner wechselten Blicke. Mum griff nach meiner Hand und drückte sie ganz fest.
    Â»Sie haben eine Leiche gefunden, stimmt’s?«, fragte ich. »Sie ist tot.«
    Â»Nein, nichts dergleichen«, sagte Turner, und mein Herz fing wieder an zu schlagen.
    Turner reichte Shaw eine Akte. Sie nahm zwei Fotos heraus und schob sie über den Tisch.
    Â»Kennst du eine dieser Frauen?«
    Ich sah mir die beiden Bilder an, eins nach dem anderen. »Das Mädchen wird doch vermisst, oder?« Ich erkannte das Gesicht wieder, das ich
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