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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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übelste Albtraum, den man haben kann – und ausgerechnet mir musste so was passieren.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen bin, aber als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett. Mit hämmernden Kopfschmerzen, was nicht weiter verwunderlich war. Auf meinem Handy war eine Nachricht von Stuart: Hab dir Wodka in den Cider gekippt, dachte, du könntest es gebrauchen. Oh + du schuldest mir das Taxi nach Haus. :)
    Bis ich mich fit genug fühlte, um aufzustehen, war es schon fast Mittag. Ich ging in die Küche, wo meine Eltern mit den Morrisons von nebenan am Tisch saßen. Ich wünschte, jemand hätte mich gewarnt, dass Besuch da war, bevor ich im Pyjama runterkam.
    Â»War wohl ein toller Abend, was?«, rief Dad mir zu, als ich zum Kühlschrank ging. Ich konnte ihm ansehen, dass er ein Lachen unterdrückte. Ehrlich gesagt wirkten alle reichlich belustigt.
    Â»Ja, war klasse«, murmelte ich und nahm mir eine Packung Saft.
    Â»Ist was Besonderes passiert?«, fragte Mum. Ich grunzte. »Soll ich dir was zu essen machen?«
    Ich hatte Hunger, aber auf keinen Fall würde ich hier rumhängen und mir weitere peinliche Fragen stellen lassen. Ich schnappte mir ein Brötchen und war schon fast aus der Tür, als Dad sagte: »Jonathan?«
    Â»Was denn?«
    Â»Ist keine gute Idee, alles durcheinanderzutrinken.«
    Ich schlurfte in mein Zimmer und verbrachte den Rest des Nachmittags damit, mich blöd zu fühlen. Im College würde ich bestimmt eine Menge Spaß haben, wenn sich erst mal rumgesprochen hatte, was passiert war. Nicht beachtet zu werden, fand ich mit einem Mal ziemlich gut.
    Mum versuchte, mich zum Essen nach unten zu locken, aber ich hatte keine Lust, zumal die Morrisons immer noch da waren. Irgendwann aber begann mich die Sonntagsruhe zu zermürben. Ich wollte mit jemandem reden. Ich hätte gern Freya angerufen, aber es war völlig ausgeschlossen, ihr zu erzählen, wie ich mich blamiert hatte.
    Aus Langeweile schaltete ich meinen Laptop an, loggte mich bei MyPlace ein und klickte auf »Freunde finden«. Ich hatte diese Suchfunktion früher schon mal benutzt, um mit Leuten zu chatten, die dieselben Bands mochten wie ich. Heute war mir ganz egal, mit wem ich in Kontakt kam. Ich machte mir nicht die Mühe, sämtliche Felder auszufüllen, und beschränkte meine Suche nur auf Leute in England, die gerade online waren. Ich wollte einfach nur jemandem erzählen, wie es mir ging, jemandem, den ich nicht kannte und der nicht schlecht von mir denken würde. Ob ich eine Antwort bekam oder nicht, spielte keine Rolle.
    An erster Stelle tauchte jemand namens Rozzledozzle auf. Ich fing an zu tippen.
    Ich bin der totale Loser. Ich wollte einen guten Start am College hinlegen. Stattdessen hab ich mich abgefüllt und ein Mädchen vollgekotzt.
    Ich drückte auf die Returntaste, ohne zu erwarten, dass etwas passieren würde. Einen Moment lang starrte ich auf meinen Monitor. Zwei Wörter erschienen.
    Na und?
    Rosalind
    Sonntag, 31. August, 20.25 Uhr
    Die leichte Neugier, die ich verspürt hatte, als Squeebunny auf meinem Bildschirm aufgetaucht war, verflog sofort, als ich seine Nachricht las. Na klasse, da wollte jemand seine Scheiße bei mir abladen. Ich wusste, dass Squeebunny männlich war, ich hatte mir nämlich sein Profil angeschaut. Männlich, sechzehn, Norfolk, England. Ein künstlerisch wertvolles Foto von einem Gitarre spielenden Typen, der das Gesicht von der Kamera abgewandt hatte und der sich für Rockmusik, Computer und Horrorfilme interessierte. Dann war da noch eine lange Liste mit – wie ich vermutete – den Namen der Bands, die er gut fand. Mit anderen Worten: Wir hatten keinerlei Gemeinsamkeiten.
    Das College hätte ein Neuanfang sein sollen und ich hab’s vermasselt – tauchte als zweite Mitteilung auf.
    Beinahe hätte ich ihn ignoriert, aber die Langeweile gewann die Oberhand. Hast du nicht, schrieb ich. Außerdem ist dein Leben längst nicht so beschissen wie meins.
    Oh?
    Ich antwortete nicht gleich. Das Fragezeichen hinter dem »Oh« gab dem Wort irgendwie mehr Gewicht.
    Meine beste Freundin ist plötzlich die volle Zicke, möchte unbedingt zu einer üblen Gang gehören und will, dass ich auch mit denen abhänge. Gestern haben wir Graffitis auf eine Wand gesprayt – so was finden die geil.
    Du hättest nicht mitmachen müssen.
    Weißichselber, danke.
    Hast
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