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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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du dazugehören wollen?
    Ich runzelte die Stirn und fragte mich plötzlich, ob dieses Gespräch nicht vielleicht in eine Richtung ging, in die ich nicht gehen wollte. Hallo? Ich weiß selbst, wie ich ticke, tippte ich.
    Wenn du dazugehören willst, muss das doch nicht heißen, dass du das nicht weißt.
    Hab auch nicht gemacht, was die gemacht haben. Die haben nur schwachsinniges Zeug geschrieben, ich hab ’n Bild gemalt.
    Bis zu einem gewissen Grad hast du dich also angepasst, um dazuzugehören, trotzdem hast du durchblicken lassen, dass du eine eigenständige Persönlichkeit bist?
    Was bist du? So ’n Psychoheini? Ich kenn die Typen nicht mal.
    Klingt aber so, als wär dir ihre Meinung nicht egal.
    Was willst du damit eigentlich sagen?
    Ich kenn das, mehr nicht. Ich hab mit Leuten abgehangen, mit denen ich nichts gemeinsam hatte, nur um nicht allein zu sein. Genau so war das gestern Abend – kann also sein, dass ich weiß, wie es dir geht.
    Ach was?
    Ja. Ich sag mir immer, dass es mir scheißegal ist, was die anderen denken, aber offenbar ist das nicht so, sonst würde ich mich nicht mit denen abgeben. Ich kann mich nur bis zu einem gewissen Grad ignorieren lassen. Alle wünschen sich doch am meisten, gemocht zu werden, glaub ich.
    Ich las die Antwort ein paarmal durch, bevor ich darauf reagierte. Vielleicht war Squeebunny doch nicht so eine Nervensäge, die nur Aufmerksamkeit wollte: Ich wusste genau, was er meinte.
    Ich bin dran gewöhnt, nicht beachtet zu werden. Ich kann ruhig ehrlich sein, dachte ich. Schließlich würde ich diesem Typen nie über den Weg laufen. Das sollte mir also nichts mehr ausmachen. Seit Jahren wird mir alles Mögliche unterstellt. Ich jammer nicht rum, deshalb denken die, ich hab keinen Grund, mich zu beschweren. Dass ich dieselben Gefühle hab wie sie, merken sie anscheinend nicht. :(
    Ich weiß genau, was du meinst. Weil ich eine Brille aufhabe, gut in der Schule bin und gern am Computer sitze, halten die Leute mich für einen Streber und einen Nerd.
    Genau, und ich bin das »Sensibelchen«, aber wenn es was zu klären gibt, kommen immer alle zu mir. Ich wär froh, ich wäre anders, weil das manchmal total keinen Spaß macht. Ich hielt inne . Ich glaub, du hast recht. Ich möchte von andern gern so gesehen werden, wie ich bin.
    Manchmal muss nur ein Einziger dich für etwas Besonderes halten und schon ändert sich deine Sichtweise.
    Ich bin für niemanden etwas Besonderes.
    Manchmal fühle ich mich auch so, aber kann ich noch was anderes sagen?
    Mist, dieser Typ entwickelte sich langsam zu einer Art Kummerkastenonkel. Ich fragte mich, ob Squeebunny wirklich ein sechzehnjähriger Junge war – so wie die Typen in meiner Schule war er jedenfalls ganz bestimmt nicht. Wer war dieser Mensch – und warum redete er mit mir? Ein wenig argwöhnisch tippte ich Okay.
    Ich würde deiner Freundin einfach mal sagen, dass sie deine Freundschaft als zu selbstverständlich nimmt. Vielleicht ist ihr das noch gar nicht aufgefallen. Nichts ist besser als Ehrlichkeit.
    Huch. Ich dachte kurz, Ehrlich sein ist schwer zu schreiben , aber dann fand ich, dass es langsam reichte mit diesem Typen, und loggte mich stattdessen aus.
    Erst dann ging mir auf, wie seltsam es war, dass dieser Squeebunny, der mir geschrieben hatte, weil er seine Probleme abladen wollte, sich am Ende meine Sorgen angehört hatte.
    Jonathan
    21.10 Uhr
    Irgendwie hatte ich es genossen, mit Rozzledozzle zu reden, auch wenn sie mir nicht viel Gelegenheit gegeben hatte, sie mit meiner Lebensangst vollzulabern. Noch nie hatte jemand auf meinen Rat gehört – die Leute in der Schule beachteten mich nicht so richtig, und Freya hatte schon selbst alles auf der Reihe.
    Ich beschloss, damit aufzuhören, mir Sorgen zu machen. Mum fragte mich oft, warum ich immer nur an das Schlimmste dachte und mich wegen jedem kleinen Fehler fertigmachte. Wenn ich Natasha im College traf, würde ich mich entschuldigen und hoffen, dass die Geschichte nicht rumgegangen war – kaum Chancen bei Stuarts großer Klappe –, aber mehr konnte ich nicht tun.
    Irgendwie wünschte ich, Rozzledozzle hätte sich nicht ausgeloggt. Ich klickte ihr Profil an. Es war knallbunt, mit tollen Fonts und Zeichnungen – offenbar hatte sie viel Zeit darauf verwendet. Es gab sogar ein Album mit Porträts, hauptsächlich von Schauspielern, die mir vage bekannt
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