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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
Autoren: Hannah Moosbach
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Parkplatz gefunden haben, betreten wir die Spaß Bar. Schon beim Öffnen der Tür frage ich mich einmal mehr, wer diesem Schuppen eigentlich seinen Namen verpasst hat. Im Grunde ist hier nämlich gar nichts spaßig. Die Einrichtung stammt von 375 v. Chr., und das schwache Licht sowie die dicken Nikotinschwaden lassen nur erahnen, wo der Raum zu Ende sein könnte. Diesem Laden habe ich es zu verdanken, mich mittlerweile zu den Nichtrauchern zählen zu dürfen. Ein Abend passiv rauchen in der Spaß Bar hält die ganze Woche vor, was auch meiner finanziellen Situation gerade sehr zugute kommt, da ich ja seit einigen Monaten arbeitslos bin.
    Natürlich hält Daniel nicht die Tür für mich auf, sondern stürzt gleich zu seinen Kumpels, von denen die Meisten schon 3,8 im Turm haben.
    Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich gewillt, mich einfach wieder aus dem Staub zu machen, muss jedoch feststellen, dass es dafür zu spät ist.
    „Atelie!“, höre ich die Verstümmelung meines Namens an mein Ohr dringen. Weder habe ich eine Ahnung, wie ich jemals zu diesem Spitznamen gekommen bin noch wie ich ihn wieder loswerde. JA, ich hasse ihn! Allerdings interessiert das niemanden.
    Da ich in etwa vernommen habe, aus welcher Richtung das Gekreische nach meiner Person drang, bahne ich mir meinen Weg durch die Nikotinschwaden.
    „Hallo“, begrüßt mich meine Freundin Chrissi mit einem erleichterten Grinsen. „Ich hatte schon befürchtet, dass du heute nicht auftauchen würdest. Dabei habe ich dir doch so viel zu erzählen.“
    Und schon legt sie los, ohne Punkt und ohne Komma. Mein Leben interessiert sie nicht. Sie weiß noch nicht einmal, dass ich seit sechs Monaten arbeitslos bin, denn ich komme einfach nicht zu Wort ...
    Während ich so tue, als würde ich ihren Erzählungen folgen, denke ich darüber nach, wie unsere Freundschaft früher gewesen ist. Damals haben wir beide zusammen allen möglichen Blödsinn ausgeheckt. Sie war eine Freundin, mit der man Pferde stehlen konnte. Die meisten Mädchen an unserer Schule haben sie gehasst, weil sie der Liebling aller Lehrer und außerdem hübscher als jede andere war. Mir war das egal, denn zusammen hatten wir jede Menge Spaß. Allerdings änderte sich das alles schlagartig, als sie herausgefunden hatte, wie das mit den Blumen und Bienen funktionierte. Plötzlich waren Jungs angesagt, und Freunde waren für sie zur Nebensache geworden. Seitdem ist sie eher eine Bekannte als eine Freundin.
    „Und er kauft mir immer so tolle Sachen. Außerdem fährt er einen Opel Astra, und er sagt, dass ich mir den ausleihen kann, wenn er mit seiner Freundin Schluss gemacht hat.“
    „Was?“, unterbreche ich meine Gedankengänge, in der Hoffnung, mich verhört zu haben. „Chrissi, du hattest mir doch versprochen, dich nicht mehr mit Typen einzulassen, die anderweitig gebunden sind.“
    „Ja, aber Nico ist anders!“, versichert sie mir und präsentiert ihren neuen Silberring.
    „Den kenne ich“, entgegne ich abschätzig. „Der Ring kommt aus der Drehvitrine vom Lottostand im Supermarkt und hat ganze zehn Euro gekostet.“
    „Dauernd musst du alles schlecht machen“, schnaubt Chrissi beleidigt. „Du könntest dich ruhig mal für mich freuen!“
    Jetzt geht das schon wieder los. Der ganze Tag ist ein einziges Desaster. Erst der Besuch bei meiner Familie, dann die Mücken und nun das! Nüchtern überstehe ich das heute auf gar keinen Fall. Glücklicherweise läuft die Bedienung gerade bei uns vorbei. Zuerst bin ich gewillt, mir ein kleines Bier zu bestellen, doch dann erblicke ich Daniel, der wieder einmal mit der kleinen Schwester seines besten Freundes rumflirtet.
    „Eine Cola Whisky, bitte!“, fahre ich die Serviererin an.
    „Du meinst Whisky Cola?“, entgegnet sie freundlich, wohl wissend, was mir auf den Magen schlägt. Wen wundert‘s? Immerhin arbeitet sie schon jahrelang hier und kennt die Probleme der Kundschaft, die sich im Übrigen in den letzten drei Jahren auch nicht wesentlich verändert hat. Man trifft immer dieselben Leute mit den konsistent gleichbleibenden Problemen.
    „Mir schnuppe, wie das Zeug heißt!“, gebe ich, dankbar, dass sie mir meinen Ton nicht übel genommen hat, zurück. „Hauptsache, es beinhaltet mehr Whisky als Cola.“
    Die Serviererin nickt und verschwindet anschließend in der Nebelschwade.
    „Was ist eigentlich aus Martin geworden?“, frage ich Chrissi, während sich bei mir erste Anzeichen von Kopfschmerzen bemerkbar machen.
    Angewidert
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