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Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)

Titel: Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
Autoren: Hannah Moosbach
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vorstellen. Zudem kommt noch deine komische Kleidung, dieses ganze Orsay-Zeug, dazu ... Vielleicht lade ich dich mal zum Essen ein, wenn du dich ein bisschen altersgemäßer kleidest.“
    „Was?!“, schreie ich ihn fassungslos an. Passiert das gerade wirklich oder bin ich hier im falschen Film?
    Völlig außer mir vor Wut, taste ich nach dem Türöffner. Während ich den Hebel betätige und das Licht im Wagen angeht, bemerke ich Ulfs schwitzige Hand auf meinem Arm.
    „Hey, wo willst du denn hin?“, fragt er verdutzt.
    Wieder mache ich den Fehler, ihn anzugucken, und im gleichen Moment wird mir das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst. Ich bin tatsächlich im falschen Film – Freddy Krüger lässt grüßen. Meine Güte, ist der Typ hässlich! Was habe ich mir bloß dabei gedacht?
    „Wo ich hin will?“, frage ich schnippisch und bemerke langsam, dass es mich in den Fingern kribbelt. „Ich gehe!“ Kaum, dass ich es ausgesprochen habe, landet meine Faust in seinem Gesicht.
    „Hast du sie noch alle?“, fragt Ulf ungehalten, während er wie ein Mädchen wimmert. „Das werde ich meinen Eltern sagen, und dann werden wir den Anwalt meines Vaters auf dich hetzen!“
    „Aber Spätzchen“, säusle ich ihm heuchlerisch ins Ohr, „ich habe es doch nur gut gemeint. Bei deinem Gesichtsgulasch kann es dir jedenfalls nicht schaden. Am liebsten würde ich so lange drauf hauen, bis du endlich einigermaßen erträglich ausschaust.“ Schnaubend steige ich aus dem Auto und drehe mich noch ein letztes Mal zu ihm um. „Ach, und was den Anwalt angeht, kannst du mich meinetwegen anzeigen und verklagen, bis du schwarz wirst. Es wird dir ja doch nichts nützen, denn von einer Arbeitslosen wirst du ohnehin keinen Cent sehen, du Hohlbratze!“
    Frustriert marschiere ich durch Kaff-Einödenheim. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Der Typ ist ja vom Charakter her genauso beschränkt, wie er hässlich ist! Aber immerhin sind mir mit diesem Ereignis einige Dinge klar geworden. Punkt Nummer eins: Alkohol ist in solchen Situationen der denkbar schlechteste Berater. Punkt Nummer zwei: Hässliche Typen sind nicht dankbarer als hübsche Männer. Zusätzlich zu einem erschreckenden Äußeren kann auch ein solcher Kerl charakterlich ein Griff ins Klo sein. Bestimmt mag es unter ihnen auch nette Burschen geben, die durch Charme und andere Eigenschaften zu bestechen wissen. Ulf gehört jedenfalls nicht dazu. Aber viel wichtiger und zugleich befremdlicher ist eigentlich nur Punkt Nummer drei: Die Flamme für Daniel, so sie denn jemals existiert hat, ist endgültig erloschen, und ich werde mich von ihm trennen müssen.
    Nachdenklich schlendere ich die Straße entlang und finde mich plötzlich vor dem Büro meines letzten Arbeitgebers wieder. Das ist vielleicht ein Typ ... Total cholerisch und unbeholfen. Immer hat er eine Hektik verbreitet, als wäre er das Kaninchen aus „Alice im Wunderland“. Nur, dass er eher wie ein gelocktes Meerschweinchen, das den Namen Flocki trägt, ausgeschaut hat. Unbezahlte Überstunden hat er vorausgesetzt, nur zu dem Zweck, mich auch am späten Abend noch durch das ganze Haus zu jagen, um Unterlagen für ihn zusammenzusuchen. Am Ende habe ich mich immer wie ein Marathon-Läufer gefühlt. Als ich ständig die Treppen hoch- und wieder hinabgescheucht wurde, dudelte währenddessen Whitney Houstons Song „ One Moment in Time “ in meinem Kopf rauf und runter. Dabei habe ich mit Sport im Grunde gar nichts am Hut – genau wie mein Ex-Chef. Denn der hatte natürlich überhaupt keine Lust auf derlei Arbeiten, sondern hat lieber konstant auf seinem immer breiter werdenden Hinterteil gesessen und das Brötchen weggemampft, das ich ihm nebenbei auch noch schmieren musste. Sogar von der Toilette holte er mich ständig weg, damit ich seinen Schreibtisch, vor dem er derweil saß, um mich anzufeuern, nach bestimmten Papieren absuchte. „Wieso dauert das so lange? Das findet mein vierjähriger Sohn ja schneller! Wir haben dafür keine Zeit! Hören Sie nicht, dass vorne das Telefon klingelt? Da müssen Sie rangehen! Wo wollen Sie hin? Suchen Sie gefälligst weiter! Stellen Sie sich mal nicht so an!“ Und das war nur eine kleine Auswahl seiner Best-of-Mutmacher. Einige Sätze habe zum Teil auch gar nicht verstanden, weil er sich nebenbei seine Brötchen in den Rachen gestopft hat. Als hätte er die Horstthritis.
    Das ist vielleicht ein irres Jahr gewesen. Und dabei habe ich länger durchgehalten, als die meisten meiner
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