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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt
Autoren: Carin Hjulstroem
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schätzen, aber du schuldest mir wirklich nichts. Wir haben getan, was wir getan haben, weil wir es in diesem Moment wollten, aber deswegen müssen wir keine weiteren Beschlüsse fassen.«
    » Nicht?«, erwiderte Dani enttäuscht. » Aber… was soll ich denn dann machen?«
    » Du musst überhaupt nichts machen.«
    » Aber ich verstehe das nicht. Wie soll man denn sein?«
    Dani sah sehr einsam und verlassen aus, wie er da auf dem Sofa saß, und plötzlich konnte Frida ahnen, wie er als kleiner Junge ausgesehen haben musste; die glatte Haut, die großen, fragenden Augen, die dunkelroten, sensiblen Lippen.
    » Hab ich mich blamiert?«, fragte er betrübt.
    » Nein.« Frida schüttelte den Kopf.
    » Sicher?«
    Frida nickte.
    Dani seufzte. » Und was mache ich jetzt mit den ganzen Schmetterlingen im Bauch?«
    » Vielleicht freust du dich einfach, dass sich da drinnen etwas bewegt?«
    » Gerade jetzt fällt mir das schwer«, sagte Dani. Frida konnte sehen, wie sein Kinn zitterte. » Und was wir da getan haben…? Wird das dann nie, nie wieder passieren?«
    » Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Frida, beugte sich über den Tisch und nahm eine Praline. » Und danke, dass du meinem Vater gemailt hast. Hat er noch mehr geschrieben?«
    » Er schrieb… dass ihr euch offenbar zu lange nicht gesehen habt.«
    Da Frida viel zu sehr in die ganze Sache involviert war, sollte erst Mats den Artikel schreiben, doch als Åke noch einmal gründlich überlegte, kam er zu dem Schluss, dass niemand anderer als Frida ihren Namen unter den Text über das Wunder von Bruseryd setzen sollte. Das hier war Fridas Job. Sie hatte die ganze Debatte angezettelt, die Meinungsäußerungen der anderen provoziert und zu den Geschehnissen beigetragen. Und ein Wunder wurde es, nachdem Lagerwall sich bereiterklärt hatte, der hundertste feste Einwohner zu werden. Der alte Zeitungsmagnat wollte bei den Ortsbewohnern Eindruck schinden, indem er in Anwesenheit aller seine Adressänderung durchführte. Eiwor hatte eine Internetverbindung veranlasst, sodass die Anmeldung durchgeführt werden konnte, wenn alle zusahen. Lagerwall hatte vereinbart, das Herrenhaus des alten Metallwerks vorübergehend zu pachten. Zwar wollte er dort nicht wirklich einziehen, aber zumindest sah es so aus. Und im Vergleich zu dem Prestigevorteil, der ihn vor Ort erwartete, war die Miete für ein halbes Jahr nur ein geringer Preis.
    Åke hatte für die Zeitung des folgenden Tages bereits drei Seiten reserviert. Kalle Walther, der endlich seinen Verband losgeworden war, sollte die Fotos machen. Dani hatte Einladungskarten und Aushänge gedruckt, und es schien, als würden diesmal noch mehr Leute kommen als bei der ersten großen Zusammenkunft. Eiwor und Helen hatten Sandwiches, Leichtbier, Kaffee, Frikadellen, Kuchen… und sogar Champagner aufgetischt. Alle Unterlagen waren vor Ort und zusammengeheftet. Es sollte keinerlei Zweifel aufkommen, dass es ihnen gelungen war, Cartagos Anforderungen zu erfüllen. Einzig die Tatsache, dass Nyström im Laufe des Nachmittags nichts hatte von sich hören lassen, trübte die Stimmung. Doch gemäß der Sekretärin war er rechtzeitig von Stockholm aufgebrochen, und sie hatte ihm ein Zimmer im Hotel Vaxblekaregården in Eksjö bestellt. Obwohl es auf sechs Uhr zuging, war es draußen noch immer hell. Ein blassgraues freundliches Licht wölbte sich wie eine Kuppel über die heruntergekommene kleine Ortschaft. Sämtliche Elstern der Gegend, die sich in den Kiefern hinter dem Missionshaus versammelt hatten, konnten beobachten, wie sich die Ortsbewohner in verschiedenen Formationen und Gruppen auf den Versammlungsraum zubewegten.
    Björkman hatte mit einer seiner zahlreichen Schrottkisten Aliana, Zana, Trine und Aferdita abgeholt. Schließlich war dank dieser Familie die ganze Geschichte überhaupt erst möglich geworden. Ein Raunen ging durch die Menschenmenge, als Gunnel aus Fridas weißem Volvo stieg. Diese Frau, der sich niemand zu nähern und die keiner anzusprechen gewagt hatte, war nun mitten unter ihnen. Sie rief Respekt, Angst und Bewunderung hervor. Wie sollte man ihr begegnen? Was konnte man zu jemandem sagen, der seine ganze Familie verloren hatte? Weiteres Gemurmel entstand, als ein hellblauer Toyota vor dem Missionshaus anhielt und der verlorene Sohn, Johan Stålnacke, ausstieg. Zwar kursierten Gerüchte über seine schöne, dunkelhaarige Frau, doch an einem Tag wie diesem gab es ein stillschweigendes Übereinkommen, dass die
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