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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt
Autoren: Carin Hjulstroem
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Ich bitte um Entschuldigung für die Verzögerung. Ich bin erst etwas später aus Stockholm weggekommen. Wir hatten heute Nachmittag noch eine unverhoffte Sitzung.« Er machte eine Pause und suchte nach den rechten Worten. » Ich hatte gehofft, Ihnen das neue grafische Profil heute vorstellen zu können. Wir haben mehrere Monate daran gearbeitet, und das Ganze ist für uns ein sehr umfassendes Projekt, das bereits einige Millionen gekostet hat. Ich kann Ihnen versprechen, dass es sehr gut geworden ist. Ich habe es hier bei mir.«
    » Lassen Sie sehen!«, rief Björkman von seinem Platz in der fünften Reihe.
    » Ich weiß, dass Sie neugierig sind«, fuhr Nyström fort. » Doch bevor ich weitermache, möchte ich gern sagen, dass ich sehr beeindruckt davon bin, was Sie hier zustande gebracht haben. Nicht in meiner wildesten Fantasie hätte ich mir vorstellen können, dass Sie den Versuch machen würden, die Hundert-Personen-Grenze zu überschreiten, geschweige denn, dass es Ihnen glücken könnte. Um ehrlich zu sein, habe ich das wohl auch nur gesagt, um in Ruhe weiterarbeiten zu können.«
    In den Bankreihen war ein zufriedenes Glucksen zu hören, aber gleichzeitig breitete sich eine leichte Unruhe aus.
    » Doch auf der heute zusätzlich anberaumten Sitzung hat es eine neue Direktive gegeben. So ist das eben manchmal in einer großen Organisation.«
    » Müssen es jetzt zweihundert sein, oder was?«, rief Björkman und lachte über seinen eigenen Scherz.
    » Sei doch mal ruhig«, fauchte Eiwor.
    » Nein, nein. Überhaupt nicht«, sagte Nyström. » Doch die Sache ist… dass es gar kein neues grafisches Profil geben wird.«
    » Wie bitte?«, rief Björkman.
    » Es gibt kein Geld dafür. Das letzte Quartal war schlechter als erwartet, und deshalb wurde dieses Projekt ganz einfach… abgeblasen.«
    » Abgeblasen?«, rief Åke verdutzt.
    » Ja, leider«, erwiderte Nyström.
    » Aber, was heißt denn das jetzt für Bruseryd?«, fragte Frida.
    » Eigentlich gar nichts. Die Landkarte wird weiter so aussehen, wie sie immer ausgesehen hat.«
    » Und Bruseryd ist verzeichnet?«, fragte Åke.
    » Genau.«
    » Alles bleibt also beim Alten?«, sagte Agnes.
    » Alles bleibt beim Alten«, bestätigte Nyström.
    Allgemeines Geraune erhob sich über den Stuhlreihen. Johan und Rosita sahen einander an. Aliana blickte fragend zu Frida. Frida schaute Åke erstaunt an.
    » Was wir hier getan haben, ist also… bedeutungslos?«, sagte Åke.
    Im Saal wurde es totenstill.
    » Oder wie? Ist es das etwa?«
    » Im Großen und Ganzen ja«, sagte Nyström. » Wobei es natürlich darauf ankommt, wie man das betrachtet…«
    Mats’ Mutter erhob sich mühsam aus ihrem Rollstuhl und bat ums Wort. »Aber was wird denn jetzt aus dem Kebab, den ich probieren wollte?«
    » Mama, darum geht es hier nicht«, flüsterte Mats.
    » Kein Unterschied. Ich habe immer gute Angebote für alle«, warf Dani ein.
    Wieder wurde es still. Die Versammlungsteilnehmer versuchten zu begreifen, was gerade geschehen war. Nach einer Weile räusperte sich Anders Skogby und ergriff das Wort.
    » Das ist ja ein ziemlicher Reinfall. Aber vielleicht können wir trotzdem mit den Arbeitsgruppen fortfahren?«
    » Brauchen wir die denn noch?«, fragte Björkman und erhielt zustimmende Rufe von anderen im Saal.
    Wie bei einer Epidemie verbreiteten sich Kopfschütteln und Seufzen bei allen Teilnehmern. Dani stand auf, um etwas zu sagen.
    » Aber Moment mal! Es klingt so, als hätten wir verloren. Seht es doch mal aus einem anderen Blickwinkel. Wir stehen auf der Karte, und wir sind jetzt mehr als zu Beginn.«
    » Ich stimme zu«, warf Eiwor ein. » Wir haben etwas Neues begonnen. Das sollten wir nicht hergeben.«
    » Aber wozu sollen wir weitermachen, wenn es doch eh nichts wird?«, fragte Björkman.
    » Vielleicht für uns selbst?«, erwiderte Eiwor.
    Dani hielt sein Handy in die Höhe. »Meine Schwester hat mir gerade eine SMS geschickt. Sie schreibt, der Stureplan sei eine Wüste und dass sie ihre Adresse ändern könne, wenn ihre Freunde auch willkommen sind. Was soll ich antworten? Ist es zu spät oder nicht?«
    Vor lauter Erstaunen setzte sich Nyström wieder hin. Björkman verschob seine Mütze um eine halbe Drehung, und Frida schrieb und schrieb.
    » Antworte ihr, dass alle willkommen sind!«, rief Agnes mit fester Stimme.
    Von dem Platz neben ihr ertönte eine dünne, ungeübte Stimme in gebrochenem Schwedisch.
    » Alle willkommen. Gut.«
    Alle Blicken wandten sich Aferdita
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