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Wo der Elch begraben liegt

Wo der Elch begraben liegt

Titel: Wo der Elch begraben liegt
Autoren: Carin Hjulstroem
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zu. Sie hatte gesprochen.

13
    Die Straßenbahn war zum Bersten gefüllt mit Rentnern, ausländischen Touristen und Studenten auf dem Weg zum ersten Semestertag nach den Sommerferien. Die Hitzewelle der letzten Woche hatte viele Arme und Wangen rotbraun werden und die Toleranz für einen legeren Kleidungsstil enorm ansteigen lassen. Es roch nach Deodorant, Parfum und Schweiß, als Frida sich aus dem Wagen drängte. Im Schatten der Häuser lief sie die Straße entlang, öffnete die gläserne Außentür und eilte in die senfgelbe Eingangshalle. Während sie, zwei Stufen auf einmal nehmend, nach oben lief, hallten ihre Schritte auf den Metalltreppen zwischen den Stockwerken wider. Für einen kurzen Moment blieb sie vor dem Spiegel stehen und richtete ihr blondes Haar. Ihr Blick wurde vom schwarzen Brett nebenan abgelenkt, und als sie die beiden wohlbekannten Seiten sah, konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken. Eine Seite stammte aus der Zeitung Vi, die Fridas Artikel sofort gekauft und sogar dieselbe Überschrift gebracht hatte: » Das Wunder von Bruseryd«. Außerdem: zwei Seiten aus der Zeitung Land, die über die Reporterin berichtete, der es gelungen war, die kleine Ortschaft in Småland zur Rückeroberung ihres Selbstwertgefühls zu veranlassen. Auf dem großen Foto sah man Frida auf der nunmehr umgepflügten Wiese vor dem Sommerhaus. Im Hintergrund konnte man Aferdita und ihren jüngsten Sohn Kazan Unkraut jäten sehen. Auf einem alten, rostigen Traktor am Waldrand saß ein älterer, dunkelhaariger Mann mit Schnauzbart und rauchte. Am rechten Bildrand stand Aliana, machte das Victory-Zeichen und schnitt eine Grimasse. Hätte man die Verlängerung des Bildes auf der linken Seite gesehen, so wäre auch die Kuh erkennbar gewesen, die Skogby großzügigerweise beigesteuert hatte.
    Auf einem anderen Foto standen alle Ortsbewohner auf der Treppe vor dem Missionshaus und winkten in die Kamera. Gunnel stand neben Johan. Dani stand neben Zana, die Trine auf dem Arm hielt. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass es einen kleinen Kontakt zwischen Danis Zeigefinger und Zanas Daumen gab.
    Frida eilte weiter durch den Korridor in den Klassenraum. Was ihr als Erstes auffiel, war, wie sehr sich Ann-Louise verändert hatte. Du liebe Güte, die einstige graue Maus schien sich in die ärgste Modesklavin verwandelt zu haben. Torkel sah genauso aus wie zu Beginn der Ausbildung: Jeansklamotten, runde Brille und Kautabak im Mundwinkel. Peter saß in einem weißem T-Shirt und Jackett ganz hinten. Neben ihm war ein freier Platz. Er winkte ihr etwas unbeholfen zu. Ein halbes Jahr als zurückgezogen lebender Nachtredakteur, ohne Verfasserzeile und Überschrift, hatte ihn irgendwie schrumpfen lassen. Sein gebeugter Nacken zeugte nicht länger von Selbstsicherheit. Die Haare fielen ihm albern ins Gesicht. Sein Lächeln wirkte unecht. Vielleicht konnte niemand sonst es sehen, doch Frida dachte, dass ihm die Enttäuschung deutlich anzumerken war. Sie erwiderte seinen Gruß, entschied sich jedoch für einen freien Platz mitten im Raum.
    Direktor Rendefors, in einem sommerblauen Jackett und weißen Jeans, kam herein und bat um Ruhe. Er schloss die Tür, hieß alle zum letzten Semester willkommen und erklärte, dass es für die kommende Saison gewisse Veränderungen geben werde. Er teilte gerade die Arbeitsblätter mit dem Stundenplan für den Herbst aus, als die Tür mit einem Ruck aufgerissen wurde. Herein kam Cilla, schön wie immer, in einem mit kleinen Blumen gemusterten, freigebig ausgeschnittenen Sommerkleid. Sie sah gestresst und etwas verärgert aus und setzte sich auf den freien Platz neben Frida.
    » Dann bist du also doch gekommen?«, flüsterte Frida.
    » Was hätte ich anderes tun sollen«, erwiderte Cilla. » Mein Praktikum muss ich natürlich noch mal machen, aber das Semester hier sollte ich ja wohl schaffen.«
    » Schön.«
    » Es geht so.«
    » Dass du hier bist, meine ich«, sagte Frida.
    Cilla setzte ein widerstrebendes Lächeln auf. » Wie kann ich bloß immer wieder reinfallen? Was für ein Idiot er war. Wieso hab ich nicht auf dich gehört?«
    » Zuhören ist vielleicht nicht deine starke Seite.«
    » Auch nicht die von meinen Eltern. Du kannst dir ja vorstellen, wie sehr sie sich gefreut haben, als ich mit dem hier ankam«, flüsterte Cilla ironisch und strich sich über ihren gewölbten Bauch.
    » Immerhin ist es dein Leben.«
    » Erzähl das mal denen«, erwiderte Cilla lachend.
    Rendefors war inzwischen mit
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