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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond
Autoren: Dean R. Koontz
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wegspülen, bis er nur noch Sand war. Aber es konnte sich nicht erheben, konnte sich nicht erheben; auf der Oberfläche war alles ruhig, friedlich und ruhig, ruhig. Vielleicht, weil Toby sich so stark darauf konzentrierte, den Geber unter sich zu halten, brachte er nicht die Kraft auf, den gesamten Hügel zu erklimmen, obwohl der Schnee auf diesem Gelände, über das ununterbrochen der Wind fegte, nicht so entmutigend hoch war. Nachdem Jack zwei Drittel der Strecke zum Wald über dem Haus zurückgelegt hatte, setzte er die Benzinkanister ab, trug Toby zu dem Steingebäude, gab Heather die Schlüssel und kehrte zurück, um die Benzinbehälter zu holen. Als Jack den Hausmeister-Bungalow schließlich wieder erreichte, hatte Heather die Tür bereits geöffnet. Die Räume in dem Haus waren dunkel. Er hatte noch nicht die Zeit gehabt, sich darum zu kümmern, wieso die Lampen nicht funktionierten. Trotzdem wußte er, weshalb es Paul Youngblood am Montag nicht möglich gewesen war, die Stromversorgung des Hauses wiederherzustellen. Dessen Bewohner hatte nicht gewollt, daß sie es betraten. Die Räume waren noch immer dunkel, weil die Fenster mit Brettern vernagelt waren, und ihnen blieb nicht die Zeit, das Sperrholz über dem Glas aufzustemmen. Zum Glück war Heather eingefallen, daß es dort oben keinen Strom gab. Sie hatte die entsprechenden Maßnahmen getroffen. Aus zwei Taschen ihres Skianzugs zog sie statt Munition Taschenlampen hervor. Es schien immer darauf hinauszulaufen, dachte Jack: einen dunklen Ort zu betreten. Keller, Gassen, leerstehende Häuser, Heizungsräume, zerfallende Lagerhallen. Selbst wenn ein Cop am hellichten Tag einen Verdächtigen verfolgte und die Jagd nur nach draußen führte, stand man sich letztlich, wenn man dem Bösen Auge in Auge gegenübertreten mußte, immer an einem dunklen Ort gegenüber, als könne die Sonne dieses Fleckchen Erde, auf dem man sich seinem möglichen Mörder stellte und das Schicksal herausforderte, einfach nicht finden. Toby ging vor ihnen in das Haus, entweder weil er sich vor dem Dunkel nicht fürchtete, oder weil er es hinter sich bringen wollte. Heather und Jack nahmen je eine Taschenlampe und einen Benzinkanister; zwei Kanister ließen sie vor der Tür stehen. Harlan Moffit bildete mit den beiden letzten Kanistern die Nachhut. »Wie sehen diese Scheißkerle aus? Sind sie ganz haarlos und haben große Augen wie die Drecksäcke, die Whitley Strieber entführt haben?«
    In dem unmöbilierten und dunklen Wohnzimmer stand Toby vor einer dunklen Cestalt, und als das Licht ihrer Taschenlampen fand, was der Junge vor ihnen gefunden hatte, bekam Harlan Moffit seine Antwort. Nicht haarlos und glupschäugig. Nicht die süßen kleinen Burschen aus einem Film von Spielberg. Ein zerfallener Körper stand mit gespreizten Beinen da, schwankend, aber nicht in unmittelbarer Gefahr, in sich zusammenzubrechen. Ein einzigartig widerwärtiges Geschöpf hing auf dem Rücken des Kadavers, hielt sich mit mehreren schleimigen Tentakeln an ihm fest, die zum Teil in den verfaulten Körper eindrangen, als habe das Wesen versucht, eins mit dem toten Fleisch zu werden. Es bewegte sich kaum, lebte aber eindeutig; ein seltsamer Pulsschlag war unter der seidennassen Haut zu sehen, und die Spitzen einiger Tentakel zitterten. Der Tote, mit denn der Außerirdische sich zusammengetan hatte, war Jacks alter Freund und Partner Tommy Fernandez. Heather begriff zu spät, daß Jack nie einen der wandelnden Toten mit dem Puppenspieler im Sattel gesehen hatte. Allein der Anblick genügte, um viele seiner Annahmen über den wohlwollenden - oder zumindest neutralen - Charakter des Universums und die Macht der Gerechtigkeit zu untergraben. An dem, was mit Tommy Fernandez' Überresten geschehen war, war nichts Wohlwollendes, und auch an dem nicht, was der Geber mit ihr, Jack, Toby und dem Rest der Menschheit - solange sie noch lebten - machen würde, vorausgesetzt, er bekam die Gelegenheit dazu. Die Enthüllung war um so schlimmer, weil Tommys Überreste und nicht die eines Fremden so ungeheuerlich geschändet und entweiht worden waren. Sie wandte die Taschenlampe von Tommy ab und war erleichtert, als Jack auch die seine senkte. Es hätte ihm nicht ähnlich gesehen, bei so einem entsetzlichen Anblick zu verweilen. Sie hätte gern geglaubt, daß er trotz allem, was er ertragen mußte, immer den Optimismus und die Liebe zum Leben behalten würde, die ihn zu einem einzigartigen Menschen machten.
    »Dieses Ding muß
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