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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond
Autoren: Dean R. Koontz
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hob die riesige Schaufel um ein paar Zentimeter an, um diese Geschwindigkeit zu ermöglichen. »Wir müssen hier nicht alles bis auf die nackte Erde abtragen. Dabei würden wir riskieren, gegen einen gewaltigen Wackerstein zu fahren.« Doch die oberen drei Viertel des Schnees pflügte der Räumer beiseite. »Woher wissen Sie eigentlich, wo die Straße ist?« fragte Jack besorgt, denn er konnte sie in der weißen Einöde nicht ausmachen.
    »Bin hier schon mal gewesen. Und dann hab' ich schließlich meinen Instinkt.«
    »Instinkt?«
    »Den muß jeder gute Fahrer eines Schneepflugs haben.«
    »Bleiben wir nicht stecken?«
    »Mit diesen Reifen? Diesem Motor?« Harlan war stolz auf sein Fahrzeug, und es kam wirklich gut voran, arbeitete sich durch den jungfräulichen Schnee, als schnitte es nur durch Luft.
    »Dieses Baby ist noch nie steckengeblieben, nicht, wenn ich hinter dem Steuer sitze. Wenn es sein muß, fahr' ich mit ihm sogar durch die Hölle, pflüg' den geschmolzenen Schwefel beiseite und dreh' dem Teufel 'ne lange Nase. Was ist denn nun mit Ihrer Familie los?«
    »Sie sitzt in der Falle«, sagte Jack ausweichend.
    »Im Schnee, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Aber hier ist es nicht so steil, daß es 'ne Lawine geben könnte.«
    »Keine Lawine«, bestätigte Jack.
    Sie erreichten den Hügel und fuhren zu der Kurve bei den Bäumen unter dem Haus weiter. Das Ranchgebäude mußte jeden Augenblick zusehen sein.
    »Im Schnee in der Falle?« sagte Harlan kopfschüttelnd. Er nahm den Blick nicht von der Straße, runzelte aber die Stirn, als hätte er Jack gern in die Augen gesehen. Das Haus kam in Sicht. Es wurde fast vom Schneetreiben bedeckt, war aber verschwommen auszumachen. Ihr neues Haus. Neues Leben. Neue Zukunft. Es brannte.
    Als Toby zuvor, am Computer, mit dem Geber geistig verbunden gewesen, aber seiner Macht nicht vollständig ausgeliefert war, hatte er das Geschöpf kennengelernt. Er war neugierig gewesen und hatte zugelassen, daß die Gedanken des Gebers durch seinen Verstand glitten, während er immer wieder »Nein!« gesagt hatte, und auf diese Weise hatte er immer mehr über das Geschöpf erfahren. Unter anderem auch, daß es noch nie einer Spezies begegnet war, die in seinen Geist eindringen konnte, wie es selbst sich gewaltsam Zutritt in den Geist anderer Wesen verschaffen konnte. So bekam der Geber gar nicht mit, daß Toby in ihm war, spürte ihn nicht, dachte, es handelte sich um eine einseitige Kommunikation. Es war schwer zu erklären; besser konnte er es nicht ausdrücken. Er glitt einfach im Geist des Gebers hin und her und betrachtete Dinge, schreckliche Dinge, und dieser Geist war kein guter Ort, sondern dunkel und erschreckend. Toby war sich damals nicht besonders tapfer vorgekommen, er hatte nur getan, was getan werden mußte, was Captain Kirk oder Mr. Spock oder Luke Skywalker oder jeder andere dieser Burschen an seiner Stelle auch getan hätte, wenn er einer neuen und feindseligen intelligenten Spezies aus dem galaktischen Randbereich begegnet wäre. Sie hätten jede Möglichkeit genutzt, ihr Wissen über den Gegenspieler zu vergrößern. Und das hatte auch er getan. Keine große Sache. Und als nun der Lärm aus dem Radio kam und ihn drängte, die Tür zu öffnen - öffne einfach die Tür und laß es hinein, laß es hinein, akzeptiere das Vergnügen und den Frieden, laß es hinein -, tat er wie geheißen, aber er ließ es nicht ganz hinein, nicht einmal halb so weit, wie er in das Ding vorgestoßen war. Wie an diesem Morgen am Computer befand er sich nun irgendwo zwischen völliger Freiheit und Versklavung, wandelte am Rand eines Abgrundes und achtete sorgsam darauf, dem Geber seine Anwesenheit nicht zu verraten, bis er zum Zuschlagen bereit war. Während der Geber in seinen Geist strömte, zuversichtlich, ihn überwältigen zu können, drehte Toby den Spieß um. Er stellte sich vor, daß sein Verstand ein enormes Gewicht hatte, eine Milliarde, Billionen Tonnen, sogar noch schwerer als das, schwerer als das Gewicht aller Planeten im Sonnensystem zusammen, eine millionmal schwerer, als man es sich vorstellen konnte, und er drückte die Gedanken des Gebers zusammen, zerquetschte sie mit diesem ungeheuren Gewicht, bis sie so flach wie ein dünner Pfannkuchen waren, und hielt sie dort fest, so daß der Geber schnell und wütend denken, aber seine Gedanken nicht in die Tat umsetzen konnte. Das Ding ließ Heathers Knöchel los. Alle schlangenähnlichen und hektisch peitschenden Anhängsel zogen sich
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