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Die Vollstrecker

Die Vollstrecker

Titel: Die Vollstrecker
Autoren: Jason Dark
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Die Höhle war tief. Sehr tief sogar. Allerdings konnte der einsame Mann, der sich ungefähr in der Mitte verbarg, den Ausgang sehen. Er erkannte ihn als einen grauen Fleck, der das Ende der Dunkelheit markierte.
    Der Mann wartete. Er atmete tief und zielgerecht, denn er wußte, daß ihm wieder eine große Aufgabe bevorstand. Bis auf einen Lendenschurz war er nackt, aber er war nicht waffenlos. Mit beiden Händen umklammerte er ein Schwert mit kurzer Klinge. Der Griff war recht lang und lag gut in seinen Händen.
    In der Höhle herrschte eine ungewöhnliche Luft. Sie war nicht kühl und auch nicht warm. Die Temperatur lag irgendwo dazwischen. Für Menschen sicherlich nicht unangenehm, doch darum kümmerte sich der einsame Mann nicht. Er war hochgewachsen, muskulös und mußte leicht geduckt stehen, um nicht mit dem Kopf gegen die Höhlendecke zu stoßen. Sein Haar trug er lang, es hing zu beiden Seiten des Kopfes herab. Es war eigentlich schwarz. Da jedoch grauer Staub darin klebte, sah es aus, als wäre es gepudert worden.
    Der Mann wartete schon länger. Wie lange, das wußte er nicht. Für ihn bestimmte der Wechsel zwischen Tag und Nacht die Zeit, und er verließ sich auf seinen Instinkt.
    Er wußte immer, wann die Feinde kamen, denn dann war seine Zeit gekommen.
    Wie jetzt!
    Noch waren sie nicht da. Aber sie hielten sich bereits in der Nähe auf. Sie lauerten draußen. Sie rotteten sich zusammen. Es waren keine, die aussahen wie er, sondern gefährliche Monstren, die es immer wieder schafften, bestimmte Gebiete für sich zu erobern.
    Das wollte der Mann nicht.
    Er schlug sie zurück. Er tötete sie mit seinem Schwert. Er war so etwas wie ein Vollstrecker in dieser feindlichen und menschenverachtenden Welt.
    Nach einem erneuten tiefen Atemzug hatte er sich entschlossen, die Höhle zu verlassen. Er trug kein Schuhwerk. Um sich vor den scharfen Steinen zu schützen, hatte er den unteren Teil seiner Füße durch eine selbst hergestellte Sohle geschützt. Sie schmiegte sich eng und dehnbar an die Haut. So konnte er laufen, ohne gehört zu werden und auch, ohne daß ihn die oft kantigen Steine störten und seine Füße blutig rissen.
    Der Eingang der Höhle rückte näher, die Luft wurde besser. Darauf achtete der einsame Mann nicht. Sein Ziel war es, nach draußen zu gelangen und die Feinde zu stellen.
    Er duckte sich etwas, als er innerhalb des Eingangs stehenblieb. Seine Augen bewegten sich, sie suchten die Umgebung vor der Höhle ab. Es war eine besondere Zeit. Die Nacht neigte sich dem Ende zu, aber der Tag hatte noch nicht richtig begonnen. Irgendwo am Himmel schwamm ein graues Zwielicht wie der Teil eines Meeres. Es hatte sich noch nicht in die Tiefe gesenkt, und deshalb lag das schmale Tal, in dem sich der Mann aufhielt, auch im Dunkeln.
    In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Alles darin schien eingefroren zu sein, bis auf die Augen. Sie durchforschten die Dunkelheit, sie suchten nach den Bewegungen oder Verstecken seiner Feinde, die da waren, das wußte er genau.
    Nur sehen konnte er sie nicht.
    Sie hielten sich verborgen. Sie nutzten auch den leichten Dunst aus, der vom Boden aufstieg und sich lautlos verteilte. Er hörte sie nicht atmen, nicht reden. Sie warteten ab. Sie lauerten und hofften, daß er einen Fehler beging. Der Mann bewegte seine Waffe leicht auf und ab. Er war zufrieden mit ihr. Sie gab ihm die nötige Sicherheit, auch wenn Waffen mit längeren Klingen noch mehr Vorteile besaßen. Doch er war es gewohnt, mit diesem, seinem Schwert umzugehen. Und immer wieder fielen die Feinde auf ihn herein. Dann kamen sie, stürzten sich auf ihn, weil er in ihr Gebiet eingedrungen war.
    Er verließ endgültig den Schutz der Höhle, in dem er lange Stunden verbracht hatte. Seine Zunge leckte über die spröden Lippen. Er hatte Durst, sein Mund war trocken. Hunger verspürte er nicht, aber ohne Wasser konnte er nicht leben.
    Die fast nackte Gestalt lenkte ihre Schritte nach rechts. Dies und der Weg nach links, das waren die einzigen Möglichkeiten des einsamen Mannes in dieser rauhen Bergwelt. Wäre er einen großen Schritt nach vorn gegangen, dann hätte ihn der Abgrund verschlungen, in deren Tiefe sein Ziel lag, denn dort gab es das Wasser.
    Da wollten auch seine Feinde hin, und er wußte, daß er sie dort treffen würde.
    Rechts von ihm türmte sich der Abhang des Bergs in die Höhe. Seine Flanke war nicht bewachsen. Das kahle Gestein schimmerte graubraun. Es war mit Vorsprüngen ebenso bedeckt wie mit
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