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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch
Autoren: Joleen Carter
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schon mal ins Auto«,
sagte ich hastig. Etwas Schlaueres fiel mir nicht ein.
    »Ah, parla pure italiano! Oh, sie spricht
ja sogar italienisch!«, staunte Mattia. »E così bene! Und so gut!«

 
    »Welches ist dein Auto, Tanina?«, rief er
mir hinterher. Tanina! Was war das denn für ein Name? Noch nie hatte mich
jemand so genannt. Klang aber irgendwie süß, fand ich. Also blieb ich stehen
und drehte mich wieder zu den anderen um. »Der rote Golf da vorne!«, antwortete
ich und zeigte dabei auf meinen Wagen, der nur vier Fahrzeuge vor seinem Alfa
stand.
    »Kennzeichen ist HH«, fügte ich noch
schnell hinzu.
    »Daccordo, in Ordnung!«, mischte sich
jetzt Mafalda ein. »Ich fahre mit Tanja. Ihr zwei, Cinzia und Elisabeta kommt
auch mit uns.«
    »Uh, ein rotes Mädchenauto«, scherzte
Giacomo und ich streckte ihm lachend die Zunge raus, bevor ich die
Fernbedienung auf meinen Golf richtete und den Kofferraumdeckel aufschnappen
ließ.

Kapitel 5

 
    Wenig später befanden wir uns auf der
Autostrada E27. Schon kurz darauf kam die Mautstelle. Ich zog mein Biglietto
und weiter ging es auf die E25 in Richtung Torino. Doch schon bei Chatillon -
St. Vincent wechselten wir auf die Landstraße. Auf der Via Emilio Chanoux ging
es dann wirklich hinein in die Alpen. Auch wenn Mafalda meine altmodische
Landkarte studierte - als Frau, die Karten lesen konnte, weigerte ich mich, mit
einem Navigationsgerät den Eindruck zu erwecken, dass ich es nicht könnte - gab
ich mir Mühe,   dem schwarzen Alfa
Romeo zu folgen. Ich hätte schwören können, dass Mattia extra für uns langsamer
fuhr. Einerseits nervte mich das, andererseits war ich auch ein bisschen froh
darüber. Denn wenn ich mich irgendwo nicht gut auskannte, fühlte ich mich
tatsächlich sicherer, wenn ich etwas langsamer fuhr.
    Hätte ich mich nicht so auf das Fahren
konzentrieren müssen, hätte ich mir gern genauer die wunderschöne
Berglandschaft angesehen, die sich zu meiner Linken auftat. Immer höher türmten
sich die Berge vor uns auf.
    »Wir fahren bis dort oben.«
    Als hätte Mafi meine Gedanken erraten,
zeigte sie auf den einzelnen Berg, der spitz zwischen der vor uns liegenden
Gebirgskette aufragte.
    »Das ist das Matterhorn«, sagte Cinzia
von hinten.
    »Und da, noch weiter rechts, das ist der
Monte Rosa«, fügte Elisabeta hinzu.
    »Und wo ist der Mont Blanc?«, fragte ich,
ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    »Der Monte Bianco ist weiter westlich.
Links, fast hinter uns.« Mafi drehte sich nach hinten um und spähte zum Fenster
hinaus. »Im Moment kann man ihn nicht sehen. Sein Gipfel hat sich in einer
Wolke versteckt.«
    »Es ist der höchste Berg Europas, oder?«,
fragte ich. Irgend sowas hatte ich mal in der Schule gelernt. Hätte ich damals
geahnt, dass er einmal eine Rolle in meinem Leben spielen würde, hätte ich
genauer zugehört.
    »Sì«, sagte Elisabeta. »Sie sind aber
alle drei weit über 4000 Meter hoch.«
    »Oh, wow!« Ich war beeindruckt.

 
    Bei »Les Perreres Centrale«, an einem
großen See, lenkte Mattia seinen Wagen an eine kleine Tankstelle. Ich folgte
ihm. Nachdem wir beide noch einmal vollgetankt hatten, gesellten wir uns zu den
anderen. Auf einer kleinen Wiese, die an den Parkplatz grenzte, waren mehrere
Tischgruppen aus Holz in den Rasen eingelassen. Die Mädchen waren gerade damit
fertig geworden, unsere Essensvorräte auszubreiten. Es war bitterkalt. Eine
leichte Schneedecke zeugte davon, dass hier der Winter vollständig Einzug
gehalten hatte. Ich hoffte nur, die Straßen bis Cervinia würden frei bleiben.
Schneeketten hatte ich zwar dabei - Mama hatte sie mir geschenkt, als sie
mitbekam, dass ich mich immer öfter aufmachte, die Alpen zu überqueren -
angelegt hatte ich sie allerdings noch nie.

 
    Ich zog mir die Mütze tiefer ins Gesicht,
als ich mich zu den anderen setzte. Zum Glück setzte sich Mattia ans andere
Tischende. Nicht, dass ich ihn nicht sympathisch fand. Nein, im Gegenteil. Aber
er machte mich unsicher. Ich hatte Angst, ich würde anfangen, in seiner Nähe zu
stottern. Gefühle, die ich nicht einzuordnen wusste, plagten mich. Ich zog
meine Handschuhe aus, pustete in die Hände und rieb sie in der Hoffnung, sie
würden davon wärmer werden. Dann erst griff ich mit steifen Fingern nach einem
der mit Schinken, Käse und Tomaten belegten Brötchen.
    Ich kaute und genoss den Blick auf die
schneebedeckte Bergkette vor mir. Fast direkt aus der Ebene heraus türmte sich
ein ganzes Gebirge vor uns auf. Selbst
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