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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch
Autoren: Joleen Carter
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Signor Caruso holte
tief Luft. »Und weil ihr zwei passionierte Skifahrerinnen seid.«
    »Anch‘ io! Ich auch!«, mischte sich
Giacomo ein, doch sein Vater sah ihn streng über seinen Brillenrand an, sodass
er verstummte.
    »Deshalb habe ich beschlossen, euch zwei
bis Silvester nach Cervinia zu schicken.«

 
    Gespannt wartete Signor Caruso auf eine
Reaktion. Mafalda sprang sofort auf und umarmte ihren Vater stürmisch. Auch ich
stellte mich an, um ihm als Nächste zu danken. Ich war so sprachlos, dass ich
ihm erst nur die Hand reichen konnte.
    »Mille Grazie, Signor Caruso!«, war
alles, was ich hervor brachte. Eine Woche in den Bergen Skifahren. Das
erinnerte mich an meinen Vater und machte mich traurig und glücklich zugleich.
Ich würde ihn anrufen von dort. Ihm ein Foto mailen. Vielleicht würde er sich
dann doch noch mal auf die Bretter trauen. Mein Vater war fast sechzig und
seiner Meinung nach inzwischen zu alt dafür.

 
    »Und ich?«, fragte Giacomo mit
säuerlicher Miene.
    »Ma figlio mio, mein Sohn! Du bist
vierundzwanzig Jahre alt. Du arbeitest, hast sogar ein eigenes
Computergeschäft. Wenn du auch Skifahren möchtest, dann kümmere dich bitte
selbst darum. Ich bin sogar froh, wenn die beiden Schneehasen hier,« er zeigte
auf Mafi und mich, »wenn die ein paar starke Begleiter dabei hätten, die auf
sie aufpassen.«
    »Wir können sehr gut auf uns selbst
aufpassen«, sagte Mafalda und hob die Nase.
    »Aber es wäre sicher viel lustiger, wenn
wir zu mehreren wären«, räumte ich ein.

 
    »D‘ accordo! In Ordnung!«, sagte Giacomo.
Ich werde mal rumfragen, wer noch Zeit und Geld hat mitzukommen. Denn allein
mit den zwei jungen Damen fahre ich ganz sicher nicht.« Er streckte seiner
Schwester die Zunge raus und erntete dafür einen Stoß an den Arm, der ihm
sicher einen blauen Fleck bescheren würde.
    »Also wir sind schon auf eine
Silvesterparty hier in Aosta eingeladen«, sagte Agnese, die älteste Schwester.
    »Und davor und danach müssen wir
arbeiten«, fügte Roberta, die Zweitälteste hinzu.
    »Wir könnten Signora Caruso mitnehmen,«
scherzte ich. »Dann ist zumindest eine gute Verpflegung gesichert.«
    Alle lachten.
    »Das könnte euch so passen. Wir schicken
euch ja gerade weg, damit wir auch mal so was wie Urlaub von euch haben.« Aber
das meinte sie nicht ernst, denn sie zwinkerte mir dabei zu.

Kapitel 4

 
    Wir hatten genau zwei Tage Zeit, um uns
vorzubereiten. Meine Skiausrüstung befand sich in Hamburg im Keller. Aber
niemand hier hatte eine Skiausrüstung.
    »Mütze, Schal und Handschuhe. Abgesehen
davon brauchst Du nur eine wasserdichte und rutschfeste Hose. Eine Winterjacke
hat wohl jeder«, sagte Mafalda, als ich sie danach fragte.
    »Und die Ski?«, hakte ich nach?
    »Kann man vor Ort ausleihen.«
    »Also dann«, sagte ich. »Lass uns eine
Hose für mich kaufen gehen.«
    Nach dem Mittagessen packten wir unsere
Sachen. Für mich bedeutete das, einfach meinen ganzen Koffer wieder
einzupacken.
    Für Mafi und Giacomo legte Signora Caruso
alles zurecht. Da war nichts zu machen. Das war gleich nach dem Kochen   ihre zweite Bestimmung. Dass sie die
Sachen ihres Sohnes bereitlegte, fand ich gerade noch vertretbar, musste er
doch noch bis heute Abend arbeiten. Aber Mafi war zuhause und wusste ja wohl am
besten selbst, was sie anziehen wollte. Nun gut! Auch in Italien gab es ein
paar Gepflogenheiten, die ich mit meiner norddeutschen Mentalität nicht gutheißen
konnte.

 
    Um 16 Uhr waren die Geschäfte wieder
geöffnet. Mafalda führte mich in die Via Tillier aus, eine Fußgängerzone mit
zahlreichen Geschäften. Nachdem wir eine dunkelblaue Skihose zu einem sogar
erschwinglichen Preis für mich ergattert hatten, kauften wir uns noch ein Eis,
das mir auch im Winter erstaunlich gut schmeckte. Vor dem Rathaus machten wir
halt und sahen den Valldaostanern noch ein wenig beim Flanieren zu. Abends und
im Sommer war hier natürlich noch viel mehr los.

 
    Schließlich führte mich Mafalda in eine
Nebenstraße, wo ihr Bruder zusammen mit einem Freund sein kleines
Computergeschäft führte. Dieser würde ihn in den nächsten Tagen vertreten. Bis
Silvester würde sowieso nicht viel los sein.
    »Ciao ragazze! Hallo Mädels!«
    Giacomo freute sich sichtlich, uns zu
sehen. Auch weil wir meinen Golf ganz in der Nähe geparkt hatten, sodass er
heute nicht zu Fuß nach Hause kommen musste. Für einen Kleinwagen reichte sein
Einkommen noch nicht. Doch auch, wenn sein Vater Chefarzt war,
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