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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch
Autoren: Joleen Carter
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bestand er
darauf, sich eines Tages selbst einen anzuschaffen. Das wiederum gefiel mir.

 
    Auf dem Rückweg zum Auto fragte Mafalda
ihren Bruder, wen er denn nun eigentlich mitnehmen würde auf unsere Reise.
    »Aber habe ich euch das denn noch gar
nicht gesagt? Mattia wird mitkommen. Immerhin hat er ein Auto.« Er zwinkerte
mir zu.
    »Wer ist Mattia?«, fragte ich. »Habe ich
ihn schon mal gesehen?«
    »Nein, ich denke nicht«, überlegte
Giacomo. »Er war bis Ende des Sommers beim Militär, nahe Diana Maria, in
Ligurien. Musste er ja. Erst im Herbst hat er wieder begonnen, in dem
Steuerberaterbüro zu arbeiten. Er ist mein bester Freund. Wir sind zusammen
eingeschult worden und wir haben zusammen unser Abi gemacht. Er wird dir
gefallen.«

 
    »Kommt Claudia auch mit?«, fragte
Mafalda? Claudia war Giacomos Exfreundin.
    »Nein, natürlich nicht!«, erwiderte ihr
Bruder gereizt. »Sie hat doch diesen Neuen aus Milano, der sie zu einem
Kurztrip - Silvester in Paris - eingeladen hat.«
    »Verstehe!«, Mafalda rümpfte die Nase.
»Ich habe diese Claudia sowieso nie gemocht. Zu extravagant!«
    Na,   das sagte ja die Richtige, dachte ich und musste lächeln.

 
    »Also Elisabeta und Cinzia werden noch
mit uns im Golf mitfahren«, sagte Mafalda. Die beiden kannte ich. Sie waren
nett. Ein bisschen weniger auffällig als Mafi, ganz normale junge Frauen eben.
    »Bei uns kommen noch Marco und Filippo
mit. Mattia hat sie gefragt, und sie haben begeistert zugestimmt. Passionierte
Skiläufer, wisst ihr?« Giacomo verdrehte die Augen. Er selbst war nicht geboren
für diesen Sport, hielt sich aber laut Mafis Erzählungen tapfer.

 
    Satt und schläfrig von Signora Carusos
üppigem Abendmahl, lehnte ich mich zurück und sah dabei zu, wie sie mit Mafalda
unzählige Brötchen, eine Frittata di Verdure, ein Omelett mit Gemüse, sowie ein
Glas gegrillte und selbst eingelegte Paprika und eine ganze Salami für uns
einpackte. Wir duschten am Abend und kicherten und schwatzten noch bis
Mitternacht in unseren Betten miteinander, über Anekdoten, die Mafi mir
erzählte, über die Freunde, die morgen früh mit uns zusammen aufbrechen würden.

 
    Ich schlief schlecht in dieser Nacht.
Wahrscheinlich, weil ich zu aufgeregt war. Um acht Uhr weckte uns Signora
Caruso im Bademantel. Signor Caruso hatte sich schon am Vorabend von uns
verabschiedet und uns »Hals und Beinbruch« gewünscht. Klar, dachte ich. Damit
verdiente er schließlich sein Geld. Er hatte Frühdienst und war schon längst im
Krankenhaus. Nach einer großen Tasse Cappuccino und zwei noch warmen Brioches
kehrte das Leben in mich zurück. Nun stand ich im Flur und wartete aufgeregt
darauf, dass Mafalda mit ihrer Igelfrisur fertig wurde. Giacomo begann damit,
das Gepäck zum Fahrstuhl zu tragen. Ich half ihm. Und als Signora Caruso uns
schon halb totgedrückt und mit Ratschlägen erstickt hatte, kam endlich auch
Mafalda dazu.

 
    Vor dem Haus parkte ein schwarzer Alfa
Romeo. Drei Männer saßen darin. Als der Fahrer uns erblickte, stieg er aus,
winkte uns kurz zu und öffnete die Kofferraumklappe.
    »Ciao, Giaco!«, sagte der junge Mann mit
angenehm dunkler Stimme und klopfte seinem besten Freund auf die Schulter.
    »Das ist Mattia«, raunte Mafi mir zu.
    »Ciao, Mafi!«, wandte er sich nun auch an
sie, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie auf die Wangen.
    »Und? Willst du mir gar nicht deine
hübsche Begleiterin vorstellen?« Er zwinkerte mir zu. Seine Augen waren von
dunklem Braun, warm und unergründlich tief. Ich errötete auf der Stelle.

 
    »Certo! Klar! Darf ich vorstellen? Das
ist meine Freundin Tanja aus Hamburg. Aber wahrscheinlich weißt du ja nicht
mal, wo das ist«, behauptete Mafi. Er lachte sie mit strahlend weißen Zähnen an
und schob sich mit einer fließenden Handbewegung das schwarze Haar aus der
Stirn, das ihm in sanften Wellen fast bis auf die Schulter reichte. Nur ein
Italiener konnte eine solche Frisur tragen und dabei noch immer unwiderstehlich
männlich aussehen, dachte ich.

 
    »Davvero, Amburgo? So, so, aus Hamburg,
der Stadt ganz oben am Mare Baltico?«
    Interessiert ließ Mattia seinen Blick
über mich gleiten. Ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte, bis seine braunen
Augen schließlich die meinen festhielten. Mir wurde schwindelig, weil in meinem
Bauch plötzlich ein Schwarm bunter Schmetterlinge sein Unwesen trieb. Ich
nickte und wendete dann hastig meinen Blick ab, indem ich nach meinem Koffer
griff.
    »Den stelle ich
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