Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch
Autoren: Joleen Carter
Vom Netzwerk:
grinste er.

 
    Mit zweimaligem Blinken und einem kurzen
Signalton verriegelte sich mein Golf über die Fernbedienung. Wir mussten uns
aufteilen, da wir mit unserem Gepäck nicht alle auf einmal in den Fahrstuhl
passten. Als ich als Letzte mit Mafi in der Hotellobby ankam, standen Giacomo
und Matteo schon am Empfang und sprachen mit dem Hotelier.
    Schließlich hielt Mattia vier Schlüssel
in Händen.
    »Die Zimmer sind alle nebeneinander«,
verkündete er. »Wer will mit wem?«
    Es war mir, als sähe er mich für den
Bruchteil einer Sekunde länger an als die anderen, als er in die Runde blickte.
    Und war da nicht so was wie ein
Augenzwinkern gewesen? Wie auch immer, ich bekam Herzklopfen und weiche Knie
von meinen eigenen Fantasien, die dieser kleine, wahrscheinlich einfach so
dahingesagte Satz, in mir auslöste. Schnell senkte ich den Blick. Was für eine
Frage? Natürlich wollte ich in ein Zimmer zusammen mit meiner besten Freundin.
Um Mafi zu sehen, hatte ich 1000 Kilometer über die Autobahn zurückgelegt. Oder
etwa nicht?

 
    Mafalda griff sich einen Schlüssel mit
der Nummer 261 und sagte: »Ich nehme ein Zimmer mit Tanja.«
    »D‘ accordo! In Ordnung!« Guckte Mattia
etwa enttäuscht?
    »Dann nehmen wir aber das Zimmer neben
euch«, entschied Giacomo und nahm den Schlüssel Nummer 263 an sich. »Nicht dass
ihr Frauen die ganze Nacht zusammen herumschnattert.«
    »Du bist so blöd!« Mafalda verdrehte die
Augen. »Warum bin ich nur mit diesem Bruder gestraft?«
    Giacomo lachte nur. »Was soll ich denn
sagen? Eine kleine, vorlaute Schwester mit knallroten, kurzen Haaren und dicker
Brille ist ja wohl auch nicht besser.«

 
    »Smettetelo! Schluss jetzt! Wer will als
Nächstes?«, unterbrach Mattia das Gezanke mit lauter Stimme.
    »Dann nehmen wir halt das Zimmer nach
euch«, sagte Cinzia. »Damit ihr Kerle auch kein Zimmer nebeneinander habt.«
    Ich musste grinsen. Warum mussten
Italiener nur ständig so viel diskutieren und zanken? Dabei waren sie nicht mal
böse aufeinander. Das hörte sich nur dann so an, wenn man sie nicht verstand.

 
    Als Mattia die Nummer 265 an Cinzia und
die 267 an Filippo verteilt hatte, konnte es endlich weiter gehen. Die Zimmer
befanden sich im 2. Stockwerk, das von Mafi und mir war das Letzte ganz hinten
im Gang. Ich hängte meine Winterjacke an den Garderobenhaken, stellte die
dicken Stiefel unter die Heizung und ließ mich rückwärts aufs Bett fallen.
    »Nimm du ruhig die Fensterseite«,
murmelte ich Mafi zu. Ich kannte sie ja inzwischen ganz gut und wusste, dass
sie gern bei offenem Fenster schlief und morgens zum Wachwerden hinaussah. Ich
drehte mich auf die Seite und sah meiner Freundin beim Auspacken ihrer Sachen
zu.

Kapitel 6

 
    Irgendwann mussten mir die Augen
zugefallen sein, denn als ich wieder aufwachte, war es draußen dunkel. Mafalda
saß offenbar frisch geduscht auf einem der beiden Sessel, die es, zusammen mit
einem kleinen Tisch, in unserem Zimmer gab. Sie las in einem Buch und erst, als
ich mich aufrichtete, sah sie auf.

 
    »Ich muss eingeschlafen sein.«
    Ich rieb mir verschlafen die Augen.
Mafalda lächelte und nickte. Sie gab mir die Zeit, um wach zu werden.
    Ich stand auf und nahm mir ein Wasser aus
der Minibar. Als ich auf meine Armbanduhr sah, erschrak ich.
    »Es ist schon 18 Uhr?« Es war mehr eine
Feststellung, als eine Frage. »Wo sind denn die anderen? Die warten doch nicht
etwa alle darauf, dass ich ausgeschlafen habe?«
    Zerknirscht sah ich meine Freundin an.
Sie lachte.
    »Ma non ti fare problemi! Mach dir doch
keine Sorgen, Süße! Ich habe sie weggeschickt. Sie sind schon mal losgegangen,
um sich den Ort genauer anzusehen und um einen günstigen Skiverleih für morgen
ausfindig zu machen. Um 20 Uhr treffen wir uns alle unten im Speisesaal zum
Abendessen. Ich hätte dich schon noch rechtzeitig geweckt, damit du auch noch
duschen kannst.«
    »Grazie, Mafi! Ich war mir gar nicht
bewusst, dass ich so müde war.«
    »Na hör mal! Du bist gefahren. Das ist
anstrengender als nur aus dem Fenster zu gucken.«
    »Aber das ist Mattia auch«, entgegnete
ich.
    »Aber hat Mattia vielleicht zwei Tage
zuvor schon 1000 Kilometer in einer Nacht zurückgelegt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein,
vermutlich nicht.«
    „ Allora, na also. Wer ein Problem damit hat, dass
du dich ausruhen musstest, der kriegt es mit mir zu tun.«
    Spielerisch ballte sie die Hände zu
kleinen Fäusten und boxte damit in Richtung der Tür. Nun musste ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher