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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Freibeuter mit zweifelhafter Vergangenheit, gewählt hatte, erschien Duncan immer noch ein wenig irreal, obwohl sie nun schon eine Weile seinen Ring am Finger trug und außerdem bereits das zweite Kind von ihm erwartete.
    Duncan legte den Waffengurt und das Bandelier mit den Patronen auf der Bank am Rande des Innenhofs ab, bevor er sich wieder zu Elizabeth umwandte. » Noringham zufolge ist es ausgemachte Sache, dass der Pflanzerrat mir was am Zeug flicken will. «
    Elizabeth ging aufgebracht hin und her. Die Wachsstöcke, die an den Säulen neben dem Durchgang zum Patio brannten, warfen ein flackerndes Licht auf ihre Gestalt. Ihr Leib wölbte sich wie eine Kugel unter ihrem wallenden Gewand, dessen Farbe das intensive Türkisblau ihrer Augen widerspiegelte. Das feuchte Haar fiel ihr bis zur Hüfte, ihre Augen blitzten. Sie sah aus wie eine Fruchtbarkeitsgöttin auf einem alten Gemälde, das er einmal in einem venezianischen Palazzo gesehen hatte.
    » Sie sollten dir lieber dankbar sein! « , sagte sie wütend. » Wie kann dir der Rat einen Strick daraus drehen, dass du gegenüber Oliver Cromwell loyal warst? Wenn man dir jetzt deswegen Verrat vorwirft, würden die Rundköpfe in London das sofort als Zeichen eines neuen Aufstands werten und abermals ihre Schlachtschiffe herschicken, nur diesmal mit weniger Nachsicht und Langmut als beim letzten Mal. «
    » Ich glaube, da misst du mir deutlich mehr Bedeutung zu, als mir gebührt. « Duncan grinste flüchtig. » Bei der Niederschlagung des Freiheitskampfes ging es den Rundköpfen außerdem nicht ums Prinzip, sondern um den regelmäßigen Nachschub an Zucker und die Mehrung ihres Vermögens. « Er schüttelte den Kopf. » Letztlich dreht sich alles nur ums Gold. Hier auf Barbados ist es nicht anders. Die Plantagenbesitzer müssen dringend ihre Kassen auffüllen. Der verlorene Unabhängigkeitskampf und der Sklavenaufstand haben sie einiges gekostet, und noch mehr ist durch die Sturmflut und die Ernteausfälle draufgegangen. Im Augenblick gibt es auf ganz Barbados nur zwei Menschen, die eine nennenswerte Menge Gold besitzen, und einer davon bin ich. Oder genauer: bist du. «
    Das weckte erst recht ihre Entrüstung.
    » Wenn sie glauben, dass wir es ihnen einfach geben, täuschen sie sich gewaltig! « , rief sie.
    » Sie werden einen Prozess inszenieren, an dessen Ende ein Urteil mit einer hohen Geldbuße steht. Und dabei werden sie einkalkulieren, dass du sie für mich begleichst, damit ich nicht zu lange hinter Gittern schmoren muss. Für die Anklage werden sie schon was finden. Verrat, Piraterie, Schmuggel– ganz gleich, Hauptsache, es bringt ihnen genug ein. «
    » Aber du hast seit Jahren kein Schiff mehr aufgebracht! Außerdem besitzt du einen Kaperbrief von Cromwells Admiralität. Und geschmuggelt hast du auch nichts. «
    » Genau genommen doch, und zwar ständig. Immerhin habe ich bei meinen Handelsfahrten jahrelang tonnenweise Silber und Waffen von London nach Barbados gebracht, und das ist natürlich nach englischen Gesetzen verboten. «
    » Aber das war doch alles vor dem Aufstand! Außerdem haben die Pflanzer hier auf Barbados davon profitiert. Sie wollten Silber und Waffen, sie haben dir ihren Zucker förmlich aufgedrängt, damit du ihnen genug von beidem brachtest. Wie können sie dich für etwas anklagen, was sie selbst mit solchem Eifer von dir verlangt haben? «
    » Mein Liebes, mich musst du nicht davon überzeugen, dass es der pure Widersinn ist. Es liegt auf der Hand, dass sie nur einen Vorwand brauchen, um ihre Börsen zu füllen. Doch das ist im Augenblick gar nicht die Frage. «
    » Was ist denn die Frage? Warte, lass mich raten– die Frage ist, wie wir sie reinlegen können, bevor sie uns reinlegen, stimmt’s? «
    » Kluges Mädchen. « Duncan lächelte sie an. » Du weißt stets im Voraus, worum es mir geht. «
    » Dazu braucht es keine große Klugheit. Hast du schon einen Plan? «
    » Habe ich den nicht immer? Komm her. « Er streckte die Arme nach ihr aus, und ohne zu zögern kam sie zu ihm. Tief durchatmend, legte sie den Kopf an seine Schulter, und für ein paar kostbare Augenblicke genoss er es einfach nur, sie zu halten. Im Hintergrund plätscherte der Springbrunnen, und der Duft der Frangipanibüsche, die entlang der Umfriedungsmauer wuchsen, mischte sich mit dem Geruch von Meer, der Elizabeths nassem Haar entströmte. Er umfing sie fest und spürte die Rundung ihres Bauchs an seinen Rippen. Eine Aufwallung von Zärtlichkeit erfasste ihn.
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