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Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island

Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island

Titel: Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island
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»Sie wird singen und uns verpfeifen«, sagte Dicky Wells düster. Er hielt sein Whiskyglas gegen das Licht und fragte sich zum tausendsten Male, warum seine Finger auf allem, was glatt war, fettige Abdrücke hinterließen.
    Herb Ryder steckte sich eine Zigarre an. Für ihn war das eine Zeremonie, wie alles, was ihm Spaß machte. Sogar beim Morden ging er mit Anteilnahme zu Werk. Er schwenkte das Streichholz vor dem Zigarrenende hin und her und sog vorsichtig, bis die Zigarre zu seiner Zufriedenheit brannte.
    Dann lehnte er sich zurück, entspannt und selbstzufrieden. »Ja, sie wird singen«, bestätigte er. »Aber sie hat nur noch fünf Minuten Zeit!«
    Dicky Wells nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. »Diese fünf Minuten können uns das Genick brechen«, murmelte er skeptisch.
    Ryder beschnupperte genußvoll die Zwei-Dollar-Zigarre. »Von toten Zeugen haben wir nichts zu befürchten, Dicky!«
    ***
    Sie stieß die Officetür so heftig auf, als wollte sie jemand überraschen. Phil und ich hoben die Köpfe. Dann standen wir auf, ohne die Blicke von der Besucherin zu wenden. Es lohnte sich, das Girl anzustarren.
    »Sie sind Mr. Cotton, vermute ich?« fragte sie und kam auf mich zu. Ich bemerkte, daß sie sehr hübsch war — doch jetzt auch kalkweiß und erregt. Rasch schob ich ihr einen Stuhl zurecht, während Phil an den Blechbehälter an der Wand trat, um der Besucherin einen Pappbecher mit Eiswasser abzuzapfen.
    »Ich bin Patricia Emerson«, murmelte sie und setzte sich. »Herb Ryders Freundin — seine Ex-Freundin, um genau zu sein.«
    Phil und ich wechselten einen kurzen Blick. Wir hatten es nicht leicht, unsere Verblüffung zu meistern. Beide Namen waren uns ein Begriff.
    Patricia leerte den Becher und knüllte ihn zusammen. Sie warf ihn in den Papierkorb. Der dumpfe Laut, der dabei entstand, hatte etwas Endgültiges, er war wie das Ausrufzeichen hinter einem unwiderruflichen Entschluß.
    Phil und ich nahmen wieder an unseren Schreibtischen Platz. Es hatte keinen Sinn, die Besucherin zum Sprechen zu drängen. Sie mußte sich erst einmal fassen und überlegen, wie und wo sie am besten beginnen konnte.
    »Zigarette?« fragte ich. Sie zupfte eine Camel aus der Packung, die ich ihr hinhielt. Phil gab Patricia Emerson Feuer. Sie lächelte kurz, dankbar und zerstreut. »Sie müssen es verhindern!« stieß sie dann hervor, den Blick fest auf mich gerichtet. »McBride darf nicht sterben!«
    ***
    Ronald Shafton fuhr aus dem Schlaf in die Höhe. »Ja?« krächzte er verwirrt.
    Jemand hatte an seine Zimmertür geklopft. Shafton blinzelte auf den Wecker am Kopfende der Schlafcouch. Fünf Minuten vor zehn! Für Shafton war das ausgesprochen früh. Normalerweise kroch er nicht vor elf aus den Federn.
    Die Tür öffnete sich. Ein dicker, jovial aussehender Mann betrat das Zimmer. Hinter ihm erschien ein weiblicher Kopf, dessen stumpfes Blondhaar von einem halben Dutzend Lockenwicklern beschwert war. Shaftons erste Überraschung legte sich rasch. Er kannte den Besucher nicht, aber er witterte, daß es kein Polizist war.
    »Das ist Mr. Brown«, sagte die Frau mit den Lockenwicklern. »Er will dich — äh — Sie sprechen.«
    »Schon gut, laß uns allein«, knurrte Shafton. Er griff nach einem verknitterten Päckchen französischer Zigaretten und steckte sich eine davon an.
    Der dicke Mann blieb an der Schwelle stehen. Hinter ihm schloß sich lautlos die Zimmertür. Shafton inhalierte den Zigarettenrauch tief und musterte den Besucher ungeniert. Er störte sich nicht im geringsten daran, daß er unrasiert war, im Bett saß und einen verwaschenen Pyjama anhatte, an dessen Jacke zwei Knöpfe fehlten. »Setzen Sie sich, Mister!« brummte er.
    Der dicke Mann lächelte breit. Sein graues Anzugjackett stand offen und gab den Blick auf eine goldene Uhrkette frei, die in altväterlicher Manier quer über der Weste hing. Das Äußere des Besuchers war ganz auf Behäbigkeit zugeschnitten, aber Shafton spürte instinktiv, daß sich hinter der jovial wirkenden Fassade Vitalität, Härte und Cleverness verbargen. Die Augen des Besuchers waren klein und dunkel, seine Lippen ziemlich wulstig.
    »Tut mir leid, daß ich Sie so früh stören muß, aber ich komme in einer wichtigen Sache!« Er machte plötzlich kehrt und stieß mit überraschender Schnelligkeit die Tür auf. Die hölzerne Füllung kollidierte krachend mit dem Kopf der blonden Frau. »Pardon«, sagte der dicke Mann, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich wollte nur meinen
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