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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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schnappen und aufknüpfen? Dich würden sie ebenfalls bestrafen, wegen Unterstützung eines entflohenen Schuldknechts. «
    » Er ist kein Schuldknecht, sondern ein Priester und aus guter Familie « , protestierte Deirdre heftig. » Er hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen! Gemeine Menschenhändler haben ihn in Dublin von der Straße weg entführt und in die Gefangenschaft verkauft! «
    » Das weiß ich doch. Aber das schert die Leute hier nicht, so wie es sie auch sonst nicht kümmert, wen sie unterjochen. Hauptsache, sie haben genug Arbeitskräfte für die Zuckerrohrernte, egal woher diese kommen. Wer immer dabei stirbt, wird gleich durch den nächsten ersetzt, seien es Schwarze oder Iren. Ihre Hunde behandeln sie besser als ihre Arbeiter und Sklaven. Du weißt, wie sehr die Engländer die Iren hassen, und noch mehr hassen sie Papisten. Dein Leben in der Nähe dieses Mannes wäre nicht sicher, genauso wenig wie seines! «
    Deirdre gab keine Antwort, doch im Schein der Laterne war zu sehen, wie sie sich auf die Lippe biss. Ihr Blick offenbarte die ganze Qual ihrer aussichtslosen, verbotenen Liebe zu einem Mann, zu dem sie niemals würde gehören können, so wenig, wie sie fähig war, ihn zu verlassen.
    » Ich hatte dir schon angeboten, dass er mitkommen kann « , sagte Elizabeth. » Er könnte von London aus zu seiner Familie zurückkehren. «
    » Er will nicht zurück nach Dublin. « Deirdres Stimme klang verzweifelt. » Ich habe ihn angefleht, dass er mit uns fahren soll, aber er hat gesagt, sein Platz sei hier. Weil sonst niemand den Mühseligen und Beladenen Gottes Wort verkünden würde. «
    Elizabeth unterdrückte eine ärgerliche Antwort. Nach ihrem Empfinden gefiel dieser junge Ire sich allzu sehr in der Rolle des katholischen Märtyrers. Es würde nicht lange dauern, bis der Rat der Pflanzer beschloss, dass es wieder einmal an der Zeit für eine Strafexpedition sei. Es kam häufiger vor, dass Sklaven oder Schuldknechte wegliefen und sich im Dschungel versteckten, so wie Edmond. Im letzten Jahr, vor dem großen Sturm, waren die Schuldknechte und Sklaven in Scharen von den Plantagen geflohen, um einen Aufstand anzuzetteln. Daraufhin hatten die Pflanzer bewaffnete Brigaden in die Wälder entsandt, um die Flüchtlinge aufzuspüren. Mit Bluthunden hatten sie die Schwarzen und Iren zusammengetrieben und anschließend viele von ihnen gehängt. Edmond hatte Glück gehabt. Er war einer der wenigen gewesen, die der Menschenjagd entkommen waren. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn schnappten, und dann war sein Leben keinen Penny mehr wert.
    Vor ihnen tauchte in der Dunkelheit Dunmore Hall auf.
    Das von einer hohen Mauer umgebene Anwesen war von Fackeln beleuchtet, die zu beiden Seiten des großen Tores brannten. Harold Dunmore hatte ein Vermögen in den Bau dieses Herrenhauses gesteckt. Nach seinen Vorstellungen hätten hier Generationen von Dunmores heranwachsen sollen– eine Dynastie, von ihm gegründet. Sein großer Traum, für den er zum Mörder geworden war und sogar Robert, seinen eigenen Sohn, getötet hatte, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, Elizabeth für sich selbst zu gewinnen. Bei dem Gedanken an den Wahnsinn ihres Schwiegervaters überlief sie ein Frösteln.
    Sid, einer von Duncans Männern, hielt bei der Mauer Wache. Er öffnete ihr das Tor.
    » Mylady. « Er tippte mit seiner dreifingrigen Linken an die Mütze und verzog das vernarbte Gesicht zu einem zahnlosen Lächeln. Der Verlust seiner Finger und Schneidezähne war auf eine höchst unangenehme Begegnung mit den Spaniern zurückzuführen. Vor Jahren war er ihnen in die Hände gefallen und gefoltert worden.
    Duncan zufolge schreckten die meisten Spanier vor nichts zurück, um an Gold und Silber zu kommen. Auf Schonung konnten nur Gefangene von besserem Stand hoffen. Alle anderen wurden gefoltert, bis sie ihre Geldverstecke verrieten.
    » Sid hatte keins, aber das wollten sie ihm nicht glauben « , hatte Duncan erzählt. » Sie fingen mit den Zähnen an. Irgendwann begannen sie, ihm die Finger abzuhacken. «
    » Was hat sie dazu gebracht, nach zwei Fingern aufzuhören? « , hatte Elizabeth mit einem Anflug von Grauen gefragt.
    » Ich « , kam es lapidar zurück. » Wir hatten zufällig denselben Kurs wie die Spanier, sie lagen genau vor unseren Kanonen. Eine Breitseite, und sie mussten sich ergeben. «
    Nachdem Duncan die Galeone geentert und alle Gefangenen befreit hatte, hatte Sid seine gesunde Hand benutzt, um dem spanischen
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