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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor
Autoren: Juergen Kehrer
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in den guten alten Tagen, in denen wir zusammen in diesem Büro gesessen hatten.
    »Ich laufe«, sagte sie auf meine Frage, »und ich achte auf meine Ernährung.« Sie schlug mir leicht gegen die Brust. »Du solltest auch etwas für deine Fitness tun.«
    »Ich gehe jeden Morgen die Treppe hinunter, um die Zeitung zu holen. Das ist Frühsport genug.«
    Franka hatte ihr Jurastudium beendet und arbeitete als Referendarin beim Rechtsanwalt und Notar Kurz, der mich schon ein paarmal aus den Fängen der Polizei befreit hatte. Kurz war ein rhetorisch brillanter Strafverteidiger, allerdings auch etwas schusselig. Einmal hatte er einen Mandanten zur Unterschrift des in Auftrag gegebenen Testaments gebeten, als dieser schon zwei Jahre unter der Erde lag. Trotzdem glaubte ich, dass Kurz' Erfahrung und Frankas Engagement die richtige Unterstützung für Marie Kaiser sein würden. Außerdem war ich in letzter Zeit etwas vereinsamt und freute mich, mal wieder mit Franka über einen Fall reden zu können.
    »Also, worum geht's?«, fragte Franka.
    Mein Büro gefiel mir selbst nicht mehr. »Lass uns zur Piazza gehen und ein Bier trinken!«
    Die Piazza lag hundert Meter oder eine Querstraße von meiner Wohnung im Kreuzviertel entfernt. Im Sommer entfaltete der Platz rund um die Kreuzkirche südländisches Flair. Die Tische und Stühle vor den Kneipen, Restaurants, Pizzerien und Eisdielen lockten allabendlich die Bewohner meines Viertels an, hauptsächlich Lehrerinnen, Ärzte, Rechtsanwälte, Professoren und ihre aktuellen Lebenspartner und -partnerinnen.
    Das Sommergewitter hatte es sich anders überlegt, die Luft war samtweich und Sitzplätze waren entsprechend rar. Franka und ich ergatterten einen gerade frei werdenden Tisch am Straßenrand. Ich schaute mich um und grüßte ein paar Studienrätinnen aus meiner Nachbarschaft. Die meisten von ihnen trugen in diesem Sommer rote Locken und hatten sich jüngere Liebhaber zugelegt.
    Eine studentische Kellnerin brachte uns zwei Bierkrüge und ich erzählte Franka von dem Fall. Sie war sofort interessiert. Ich konnte richtig sehen, wie die alte detektivische Leidenschaft in ihr aufflackerte.
    Als ich geendet hatte, sagte Franka: »Und du glaubst ihr das?«
    »Warum nicht?«
    »Hör auf, Georg! Keine Frau ist so naiv, nicht zu merken, dass sie mit einem notorischen Ehebrecher verheiratet ist.«
    »Sie hatte ja einen Verdacht.«
    »Seit drei Tagen.« Franka lächelte spitz. »Jede Wette, dass sie seit Jahren über ihn Bescheid weiß.«
    »Wenn sie ihn umbringen wollte, hätte sie mich nicht gebraucht.«
    »Man kann es auch so sehen, dass sie dich als Ablenkungsmanöver benutzt hat. Zumindest bei dir hat es ja funktioniert.«
    »Ich weiß nicht«, gab ich mich störrisch. »Auf mich wirkt sie nicht wie eine Mörderin.«
    »Oh, Georg!« Franka lächelte zuckersüß. »Sie schaut dich mit tränenfeuchten Augen an und schon denkst du mit dem Bauch und nicht mit dem Kopf.«
    »Danke.«
    »Sei nicht böse!« Sie legte ihre Hand auf meine. »Das macht dich ja so sympathisch.«
    Ein durchaus zweischneidiges Kompliment.
    »Okay.« Ich raffte meinen wo auch immer zirkulierenden Verstand zusammen. »Stürzenbecher wird so ähnlich argumentieren wie du. Unsere Aufgabe ist es, Marie Kaiser zu unterstützen, deshalb müssen wir uns darauf einstellen.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Franka. »Aber wir sollten im Hinterkopf behalten, dass an ihrer Geschichte etwas faul ist.«
    Ich schaute in den Nachthimmel, der von Laserfingern abgetastet wurde. Wenn man bedachte, dass das Leben auf unserem Planeten mit ein paar Aminosäuren angefangen hatte, die sich an der Oberfläche eines Kometen befanden, der vor ein oder zwei Milliarden Jahren auf die Erde gestürzt war, konnte es mir eigentlich egal sein, ob Marie Kaiser log oder nicht. Aber vermutlich war das wieder so ein Bauchgedanke.
    Wir bestellten zwei weitere Krüge Bier.
    »Du trinkst wieder?«, fragte Franka. Wahrscheinlich war es nicht so vorwurfsvoll gemeint, wie es klang.
    »In Maßen. Höchstens ein oder zwei Bier am Abend, nichts Hochprozentiges.«
    »Ich habe ein bisschen Angst, dass du unter die Räder kommst, Georg.«
    »Irgendwie habe ich dich auch lieber gemocht, als du noch aufmüpfig und schlecht gekleidet warst.«
    Franka lachte. »Jetzt hörst du dich schon an wie mein Vater. Er kann es nicht ertragen, dass seine Tochter Karriere macht und ihn womöglich in den Schatten stellt.«
    »Erfolgreicher als ich bist du ja schon.«
    »Das
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