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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor
Autoren: Juergen Kehrer
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nur warnen. Ich kann Ihnen zwar Scherben vor die Füße werfen, doch wegfegen müssen Sie sie selbst.«
    »Was macht Sie so sicher, dass mein Mann fremdgeht?«
    »Weil es immer einen Grund gibt, bevor man einen Privatdetektiv anruft. Wenn Sie Ihrem Mann vertrauen würden, säße ich nicht hier.«
    Sie nickte. »Schießen Sie Ihre hässlichen Fotos. Um mich müssen Sie sich nicht kümmern.«
    Ich stand auf und steckte die fünfhundert Euro Anzahlung ein. »Sie hören von mir.«
    Sie würde von mir hören und vor allem sehen. Die Digitalkamera klickte, als Professor Kaiser den Reißverschluss herunterzog. Der Reißverschluss befand sich auf der Rückseite eines Kleides, das eine Studentin trug, die an Kaisers Schreibtisch lehnte. Die Studentin warf ihren Kopf in den Nacken und lachte. Sie hatte blonde gegelte Haare und einen Schmollmund. Sie war ein wenig unsicher, aber nicht überrascht. Sicher hatte sie mit Überlegung das stoffarme Kleid gewählt, das bis knapp über den Po reichte.
    Kaiser hob die Frau auf seinen Schreibtisch und stellte sich zwischen ihre Beine. Sie lehnte sich zurück, damit er sie nicht küssen konnte. Ich schwenkte die Kamera, die sich von allein scharf stellte. Ich sah den kleinen Schwitzfleck unter dem Arm der Studentin. Kaisers Schweißflecken reichten bis zum Bauchnabel. Es war ein warmer Junitag, auch Münster konnte im Sommer schöne Tage haben.
    Das Kleid, von professoraler Hand geschoben, rutschte über die Schulter der Blondine. Ein blasser Oberarm kam zum Vorschein. Der größte Teil der fünfzigtausend Studenten Münsters kam aus dem Münsterland und dem Emsland, wo der helle Teint der Nordländer dominierte. Die Studentin trug keinen BH. Eine ebenso blasse wie üppige Brust, passend zur Rembrandt-Figur der Sitzenden, fiel in die geöffnete Hand des Wissenschaftlers.
    Kaiser beugte sich hinunter und lutschte an der Brustwarze. Er ließ sich Zeit. Die Sprechstunde war längst beendet. Später würde er sich bei seiner Frau darüber beklagen, dass ihn die Studenten mit ihren nervenden Fragen so lange im Institut festgehalten hatten.
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Das Kleid hing inzwischen auf den Hüften. Die Studentin stützte sich auf dem Schreibtisch ab, damit Kaiser ihren Slip über den Po ziehen konnte. Einen Moment lang glaubte ich, er würde wie ein LKW-Fahrer an der Trophäe riechen, doch er beherrschte sich, warf das schwarze Textil auf den Boden und bleckte die Zähne zu einem Haifischlächeln.
    Dann nahm die Handlung rasant an Fahrt auf. Kaiser stürzte sich mit seinem massigen Körper auf die Blonde und presste sie auf den Schreibtisch. Dachte ich zuerst, war mir nach ein paar Sekunden jedoch nicht mehr so sicher. Der Professor blieb regungslos, die Blondine fing an zu zappeln. Waren die Hitze und die Aufregung zu viel für den Sexualforscher gewesen? Hatte er einen Schwächeanfall oder Schlimmeres erlitten?
    Die Frau drückte und schob, bis die leblose Gestalt vom Schreibtisch fiel. Kaiser lag jetzt auf der von mir abgewandten Seite des Möbels, ich konnte ihn nicht mehr sehen. Die Studentin richtete sich auf, in ihrem Gesicht stand der Ausdruck nackter Panik. Sie sprang vom Schreibtisch, schnappte ihre Schuhe und rannte, das Kleid hochziehend, aus dem Raum.
    Ich blätterte die letzten Aufnahmen zurück und vergrößerte den Ausschnitt. Tatsächlich, ich hatte mich nicht getäuscht: Auf dem weißen Oberkörper der Frau schmierte etwas Rotes, das eindeutig nach Blut aussah. Ich ging noch ein paar Aufnahmen zurück. Und dann sah ich, dass ich den Moment fotografiert hatte, in dem Kaisers Brust von einer Kugel getroffen worden war.
    Und noch etwas anderes wurde mir klar: Der Täter musste sich ganz in meiner Nähe aufhalten. Der Schuss war ganz offensichtlich aus einer der Etagen des Hauses abgefeuert worden, in dem ich mich befand.
    Ich lauschte. Ich hatte keinen Schuss gehört, also hatte der Täter wohl einen Schalldämpfer benutzt. Auf jeden Fall war er bewaffnet und ich nicht. Deshalb gab es keinen Grund, mich zu unüberlegten Heldentaten hinreißen zu lassen.
    Ein Stockwerk über mir wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Ich versteckte die Kamera hinter dem Rücken und schlenderte wie ein zufälliger Besucher die Treppe hinauf. Als ich den Flur erreichte, setzte sich auf der linken Seite gerade einer der beiden Aufzüge in Bewegung. Auf der anderen Seite, die an die Johannisstraße grenzte, gab es drei Türen. Zwei waren verschlossen, die
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