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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor
Autoren: Juergen Kehrer
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Frau drehten sich zu mir um, trauten sich aber nicht, die Frage zu stellen, die ihnen auf der Zunge lag.
    Draußen wurde es lauter, Stürzenbecher und seine Leute waren eingetroffen. Der Hauptkommissar und der Notarzt begegneten sich auf der Türschwelle.
    »Exitus«, sagte der Arzt. »Hoher Blutverlust durch eine Verletzung in der Herzgegend. Der Tod dürfte sehr schnell eingetreten sein.«
    Das medizinische Personal verschwand, dafür füllte sich der Raum mit Kriminalpolizisten in legerer Freizeitkleidung. Stürzenbecher schaute kurz zu Kaiser, dann zu dem Fenster hinter dem Schreibtisch, in dessen Glas ein kleines Loch mit Splitterkranz zu erkennen war.
    »Der Täter muss von dort drüben geschossen haben.« Stürzenbecher deutete auf die roten Ziegel des Aegidiimarktes. »Willschrei und Hannemann, guckt mal, ob ihr etwas findet.«
    »Vierter Stock, ein Lagerraum«, sagte ich.
    Stürzenbecher schaute mich überrascht an. »Ihr habt's gehört.« Das galt den beiden Kripoleuten. »Und Sie beide«, damit waren der Hausmeister und die Frau gemeint, »warten bitte draußen, bis wir Ihre Aussage aufgenommen haben.«
    »Dürfen wir ...« Die Frau zeigte ihre blutigen Handflächen.
    »Ja, natürlich, waschen Sie sich ruhig die Hände, aber bleiben Sie in der Nähe.«
    Das Paar schien froh, den Ort des Schreckens verlassen zu können.
    »Wenn du schon weißt, von wo der Täter geschossen hat«, Stürzenbecher kam auf mich zu, »warum hast du ihm dann nicht guten Tag gesagt?«
    »Wollte ich ja, aber er war schon weg.«
    Hauptkommissar Stürzenbecher ging auf die sechzig zu und versuchte nicht länger, diese Tatsache zu verbergen. Die Aussicht auf den baldigen Ruhestand ließ sogar eine bei ihm bislang unbekannte Lässigkeit durchschimmern. Statt der gewohnten Beamtenuniform trug er ein weinrotes Polo-Shirt unter einem italienischen Sommeranzug, und auf dem von der Sonne geröteten Gesicht spross ein grauer Dreitagebart. Nur der weiße Strohhut fehlte, sonst hätte er als Kommissardarsteller durchgehen können.
    »Erzähl!«, befahl Stürzenbecher.
    Ich erzählte von meinem Auftrag und den Fotos, die ich geschossen hatte. Zur Demonstration zeigte ich ihm das Bild, das Kaisers Ableben dokumentierte.
    Stürzenbecher schnalzte. »Fesche Braut. Gibt's von ihr noch mehr Fotos?«
    »Es reicht für einen Herrenabend in der Polizeikantine.«
    »Andere Frauen?«
    »Eine.« Ich suchte eine Aufnahme von der Frau mit dem grauen Rock und der weißen Bluse. »Ich glaube, sie gehört zum wissenschaftlichen Personal. Aus erotischer Sicht geben die Fotos nicht so viel her. Kaiser hat nur ihre Brust begrapscht.«
    Stürzenbecher grinste. »Unser Professor war ja ein richtiger Lüstling.«
    »Was willst du von einem Mann erwarten, der weiße Tennissocken zu schwarzen Mokassins trägt?«
    Der Hauptkommissar drehte sich um und betrachtete den Toten. Kaisers Hosenbeine waren hochgerutscht, auf den behaarten Beinen und den weißen Socken klebten Blutflecken.
    »Dir ist ja klar, dass deine Klientin ein Motiv hat?«
    »Sie wird keinen Privatdetektiv engagieren, der fotografiert, wie sie ihren Mann erschießt.«
    »Wenn ich dich nicht kennen würde, wärst du auch verdächtig.«
    »Was soll das denn?«, fragte ich erstaunt.
    »Nun«, er schaute mich an, »du warst zur Tatzeit an genau der Stelle, von der aus geschossen wurde. Sie könnte dich engagiert haben, damit du ihren Mann erledigst.«
    »Und wer hat fotografiert?«
    »Kann man diese Digitalkameras nicht auch an ein Zielfernrohr anschließen?«
    »Bist du zu lange in der Sonne gewesen?«
    »Ich sagte ja: Wenn ich dich nicht kennen würde. Dummerweise kenne ich dich besser, als mir lieb ist.« Er schüttelte den Kopf. »Ein Mord an der Uni. Ich höre schon, wie die alle gedrechselt daherreden. Dabei habe ich nicht mal Abitur.«
    »Du könntest mich als wissenschaftlichen Berater auf Honorarbasis einstellen. Ich habe eine abgeschlossene Hochschulausbildung.«
    Stürzenbecher lachte. Es klang, als ob ein Deutschschweizer Küchenschrank sagen würde. »Bei allem Verständnis für deine Geldnöte: Du bist nicht objektiv. Ich kann zwar nur einfache Sätze zusammenschrauben, aber ich merke genau, wenn mir jemand Schmu erzählt.«
    Stürzenbechers Handy klingelte. Willschrei und Hannemann hatten den Lagerraum gefunden. Der Hauptkommissar sagte, sie sollten auf die Spurensicherung warten. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, rief er: »Brünstrup!«
    Eine Frau mit braunem Pferdeschwanz näherte
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