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Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor

Titel: Wilsberg 14 - Wilsberg und der tote Professor
Autoren: Juergen Kehrer
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einredete, dass es jede Menge harmloser Alternativen gab.
    »Nike, Wotan, wir gehen mal kurz zu Tante Helga.«
    Die Kinder protestierten, auch sie spürten die Spannung, die in der Luft lag. Quengelnd ließen sie sich von ihrer Mutter nach draußen ziehen.
    Stürzenbecher fiel schnaufend in einen Sessel. »Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.«
    »Ja«, antwortete ich matt.
    Marie Kaisers Gesicht war bleich vor Anspannung, als sie zurückkehrte.
    »Warum sind Sie hier?«
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte Stürzenbecher.
    »Ich will mich nicht setzen, verdammt noch mal!«, brach es aus ihr heraus. »Ich will wissen, was los ist.«
    »Setzen Sie sich!«, sagte Stürzenbecher.
    Die Frau setzte sich.
    »Frau Kaiser, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann tot ist.«
    »Was?«
    »Er ist vor knapp zwei Stunden erschossen worden. Soweit wir den Tathergang zum jetzigen Zeitpunkt rekonstruieren können, hat der Täter vom gegenüberliegenden Gebäude aus auf Ihren Mann, der sich in seinem Arbeitszimmer in der Uni befand, geschossen. Die Schussverletzung führte unmittelbar zum Tod. Ihr Mann hat nicht gelitten, Frau Kaiser.«
    »Wer?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    Im Raum wurde es still. Draußen zwitscherten die Vögel in ängstlicher Erwartung des Gewitters.
    Marie Kaiser weinte nicht, sie brach auch nicht zusammen. Sie saß regungslos auf dem Sofa.
    »Und was haben Sie ...« Die unvollständige Frage galt mir.
    »Ich habe zum Zeitpunkt des Anschlags fotografiert.«
    »Sie meinen, Sie haben fotografiert, wie mein Mann erschossen wurde?«
    Ich bejahte.
    »War er allein?«
    »Nein.« Ich bemühte mich, das Wort so neutral wie möglich klingen zu lassen, aber sie wusste sofort Bescheid.
    »Er war mit einer Frau zusammen?«
    »Frau Kaiser«, mischte sich Stürzenbecher ein, »ich weiß, wie schwierig die Situation für Sie ist. Trotzdem möchte ich Sie bitten, mir ein paar Fragen zu beantworten. Bei einer Morduntersuchung sind die ersten Stunden die wichtigsten. Was man am Anfang versäumt, kann man später nie mehr aufholen.«
    Marie Kaiser schwieg.
    »Falls Sie sich dazu nicht in der Lage fühlen, können wir die Unterhaltung aber auch auf morgen verschieben.«
    »Doch, doch«, sagte sie schließlich. »Fragen Sie!«
    »Die naheliegendste Frage zuerst: Haben Sie eine Idee, wer Ihren Mann erschossen haben könnte?«
    »Nicht die geringste.«
    »Hatte Ihr Mann Feinde? Gab es Drohungen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Hat Ihr Mann von Anrufen oder Briefen erzählt, in denen er bedroht wurde, oder haben Sie selbst solche Anrufe erhalten?«
    »Nein.«
    »Gab es Streitereien an der Uni?«
    »Natürlich gab es Streitereien. Am Fachbereich wird ständig um Haushaltsmittel und Stellen gekämpft. Aber wenn das ein Mordgrund wäre, müsste die Hälfte aller Professoren gefährdet sein.«
    »Gut«, sagte Stürzenbecher aufmunternd. Eine kleine Atempause vor der nächsten Keule. »Frau Kaiser, Ihr Mann hatte ... sexuelle Kontakte zu anderen Frauen.«
    »Davon weiß ich nichts«, antwortete sie schnell.
    »Aber Sie haben etwas geahnt.«
    »Vielleicht. Vielleicht habe ich etwas geahnt. Und wenn schon. Das heißt gar nichts.«
    »Sonst hätten Sie keinen Privatdetektiv engagiert.«
    Sie guckte mich wütend an.
    Ich zuckte wieder mit den Schultern. »Mir blieb nichts anderes übrig, als der Polizei die Wahrheit zu sagen.«
    »Ich ...«, jetzt kämpfte sie doch mit den Tränen, »ich will in der Öffentlichkeit nicht als dumme, betrogene Ehefrau dastehen. Verstehen Sie das nicht?«
    »Das verstehe ich«, sagte Stürzenbecher rücksichtsvoll. »Ich verspreche Ihnen, dass wir die Angelegenheit so diskret wie möglich behandeln werden. Es handelt sich jedoch um ein Mordmotiv, dem wir unbedingt nachgehen müssen.«
    »Ich habe keine Ahnung, mit wem es mein Mann ... getrieben hat. Ich habe Herrn Wilsberg ja erst gestern ...«
    Stürzenbecher nickte. »Wie war Ihre Ehe, Frau Kaiser?«
    »Was soll das jetzt?«, fragte sie schrill.
    »Nur eine Frage.«
    »Unsere Ehe war ausgezeichnet.«
    »Obwohl Sie Ihrem Mann misstraut haben?«
    »Ich habe meinem Mann nicht ...« Ihr wurde bewusst, dass sie gerade dabei war, Unsinn zu reden. »Ich habe meinem Mann lange Zeit vertraut. Erst in letzter Zeit hatte ich Zweifel.«
    »Wie sind die entstanden?«
    »Durch Kleinigkeiten. Er benahm sich anders. Parfümgeruch an seinem Hemd. Solche Dinge.«
    Stürzenbechers Handy klingelte. Der Hauptkommissar meldete sich und hörte zu.
    »Gut, bringt sie ins
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