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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt
Autoren: Juergen Kehrer
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noch etwas anderes, das ich für meine Arbeit als Leibwächter wissen müsste?«
    »Nein. Der Täter hat schnell und professionell zugeschlagen. Die Kraft, die dabei angewendet wurde, spricht für einen Mann, falls es sich um einen Einzeltäter handelt. Er hat seine Opfer nicht gequält, nicht vergewaltigt und auch nach ihrem Ableben kein Gemetzel veranstaltet. Er scheint damit zufrieden zu sein, dass sie tot sind. Offensichtlich benutzt er Handschuhe, denn wir haben keine Fingerabdrücke entdeckt. Im Fall Hennekamp gibt es in der Nähe des Tatortes einen verwischten Fußabdruck, der von einem Turnschuh stammen könnte. Aber andererseits ist die Loddenheide eine finstere Gegend, in der sich alles mögliche Gesindel herumtreibt.«
    »Hat der Täter seinen Opfern aufgelauert, oder hat er sie zum Tatort gelockt?«
    »Beides. Dietzelbach pflegte des Öfteren am Kanal zu spazieren, so auch am Abend des Mordes. Hennekamp dagegen erhielt vor seinem Tod einen Anruf. Seine Frau sagt, dass er danach verunsichert gewirkt habe. Wir schließen daraus, dass er den Täter möglicherweise kannte.«
    »Widerspricht das nicht Lewandowskis Theorie?«
    »Ich sage Ja, Lewandowski sagt Nein. Viele Grüne, so auch Hennekamp, kommen aus der linken Ecke. Da gab es in der Vergangenheit vielleicht eine Schnittmenge mit Leuten, die in den Linksterrorismus abgerutscht sind. Oder der Anrufer hat Hennekamp brisante politische Informationen angeboten. Dummerweise hat der Ratsherr seiner Frau gegenüber behauptet, dass sich kurzfristig ein politischer Termin ergeben habe. Da das häufiger vorkam, hat sich seine Frau nichts dabei gedacht. Tatsache ist jedoch, dass Hennekamp definitiv keinen Partei-Termin wahrnehmen sollte. So wie es aussieht, muss der Mörder ihn zur Loddenheide bestellt haben.« Der Hauptkommissar schaute auf seine Armbanduhr. »War nett, mit dir geplaudert zu haben. In fünf Minuten ist Große Lage. Lewandowski legt Wert auf die Präsenz seiner Fußtruppen.«
    Wir stellten die leeren Tassen auf das Transportband.
    »Ich hoffe, du weißt, warum ich dir das erzählt habe«, sagte Stürzenbecher.
    »Du wolltest mich warnen.«
    »Richtig. Kann durchaus sein, dass die Stadtkämmerin gefährdet ist. Und ohne dir zu nahe zu treten: Ich halte dich für einen lausigen Leibwächter. Es würde mir jedenfalls keinen Spaß machen, deine Leiche einzusammeln.«
    »Ich glaube, ich würde mir als Leiche auch keinen Spaß machen.«
    »Dann sei vorsichtig! Das ist ein eiskalter Hund.«
    Eines musste man Stürzenbecher lassen: Er schaffte es, einem Angst einzujagen.

III
    »Martin Hennekamp ist von seinem Mörder angerufen worden. Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie jemand in eine Tiefgarage oder auf einen Hinterhof bestellt. Selbst wenn Sie den Anrufer kennen.«
    »Hatte ich auch vor.« Die Kämmerin wirkte angespannt, als wir in ihrem Wagen zum Bürgerzentrum Süd fuhren, wo die Mitgliederversammlung der Grünen stattfinden sollte.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Bingo.«
    »Möchten Sie darüber reden?«, erkundigte ich mich.
    »Sie sind ein Scherzkeks, Wilsberg. Was denken Sie, was da gleich passieren wird? Man wird versuchen, mich am Ring durch die Manege zu führen. Bei Mitgliederversammlungen dominieren die Fundis. Ich bin zwar der Überzeugung, dass die große Mehrheit der Grünen realpolitisch denkt, nur kommt diese Mehrheit nicht zu irgendwelchen Versammlungen. Auf der unteren Funktionärsebene, bei den Aktiven und ehrenamtlich Tätigen, herrscht der blanke politische Idealismus. Erst auf der höheren Funktionärsebene und bei den Parlamentariern sieht es wieder anders aus. Die müssen sich nämlich mit politischen Konstellationen, mit nationalen und internationalen Zusammenhängen beschäftigen. Da reicht es nicht, die Lobby für Bürgerinitiativen und Umweltverbände zu sein.«
    »Mir scheint, Sie haben diese Wandlung schon hinter sich.«
    Sie lachte kurz und trocken. »Das bringt mein Amt so mit sich. Ich trag nun mal – so blöd das klingt – die Verantwortung für die städtischen Finanzen. Die kann ich nicht an der Garderobe abgeben und revolutionäre Reden schwingen.«
    »Und was werden Sie tun?«
    »Was das Kappenstein-Projekt angeht? Den geordneten Rückzug antreten. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig. Die Befürworter waren schon in der Vergangenheit in der Minderheit. Und zwei von ihnen sind jetzt tot, wie Sie wissen. Also werden wir eine Zeit lang argumentativ dagegenhalten und uns dann dazu breitschlagen lassen, mit
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