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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt
Autoren: Juergen Kehrer
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irgendwelchen lesbischen Emanzen zu bewaffnen.«
    Das musste ich mir von diesem Ochsenfrosch nicht bieten lassen. »Falls Sie von mir und der Kämmerin sprechen …«
    »Von wem denn sonst?«
    »… dann passen Sie mal auf, Sie Arsch mit Hitlerbart: Noch ein Wort, und ich drücke Ihnen eine Dienstaufsichtsbeschwerde ins Kreuz.«
    Er warf den Kopf in den Nacken, was bei seinem nicht vorhandenen Hals gar nicht so einfach war. »Das ist Beamtenbeleidigung. Ich werde Sie anzeigen.«
    »Ach ja? Die Kämmerin hat gute Kontakte zum Innenminister. Hatten Sie vor, irgendwann mal Oberkommissar zu werden?«
    Er zwinkerte und versuchte, den Realitätsgehalt meiner Worte abzuschätzen. Offensichtlich reichte es nicht für den Beweis des Gegenteils. »Ich habe nicht gesagt, dass Sie den Schein und die Pistole nicht bekommen.«
    »Na schön. Dann rücken Sie beides endlich raus, und ich vergesse, dass ich Ihnen jemals begegnet bin.«
    »Zuerst müsste ich allerdings feststellen, ob Sie vorbestraft sind. Könnte ich Ihren Personalausweis sehen?«
    Ich reichte ihm meinen Ausweis hin, und er begann, den Zahlencode in seinen Computer einzugeben.
    »Ich bin vorbestraft. Als Rechtsanwalt habe ich Mandantengelder veruntreut.«
    »Verdammt, warum sagen Sie das nicht gleich?«
    »Außerdem habe ich eine kriminelle Vereinigung unterstützt, die Anschläge auf kirchliche Einrichtungen geplant und durchgeführt hat. Das brachte mir eine zweijährige Gefängnisstrafe ein.«
    Empört schob Knellbusch meinen Ausweis zurück. »Dann können wir die Sache vergessen. Wir hatten vor Jahren mal so einen Fall. Ein Minister mit Wohnsitz in Münster wollte unbedingt einen Exzuhälter als Leibwächter. Drei Wochen später schießt der Kerl auf die Kinder der Nachbarn. Behauptete, die Gören hätten seinen Mittagsschlaf gestört.«
    »Meine Nachbarn haben keine Kinder.«
    Er glotzte mich an. »Sie wollen mich wohl nicht verstehen, wie?«
    »Rufen Sie den Polizeipräsidenten an, wenn Sie in meinen Vorstrafen ein Problem sehen!«
    Auf den Speckrollen in seinem Gesicht bildete sich ein Schweißfilm. »Haben die Grünen schon die Macht, heh? Was Sie verlangen, ist Rechtsbeugung.«
    »Seien Sie froh, dass wir uns für Leute wie Sie kein Berufsverbot einfallen lassen.«
    Mit hochrotem Kopf und hörbarem Zähneknirschen füllte er den Waffenschein aus. Dann öffnete er einen Metallschrank und drückte mir eine Pistole samt Schulterhalfter in die Hand. »Hier ist der Sicherungshebel. Sie können nur schießen, wenn der Hebel oben ist. Besser, Sie lassen ihn unten. Sonst machen Sie Bekanntschaft mit den Kollegen von der Mordkommission.«
    Ich verriet ihm nicht, dass Kriminalhauptkommissar Stürzenbecher, der Chef der Mordkommission, zu meinem engeren Bekanntenkreis gehörte.
    »Unten im Keller können Sie ein paar Übungsschüsse abgeben. Da ist auch jemand, der Ihnen zeigt, wie Sie die Pistole halten müssen.«
    »Munition?«
    Er reichte mir ein Reservemagazin. »Die Pistole ist geladen. Was Sie im Übungskeller verschießen, bekommen Sie ersetzt.«
    Ich gab Knellbusch einige Autogramme, und dann verabschiedeten wir uns so, wie wir uns begrüßt hatten, nämlich wortlos.
    Die Zielscheibe in den Katakomben des Polizeipräsidiums sah aus wie ein flüchtender Langhaariger. Ein freundlicherer Kollege von Knellbusch setzte mir einen Kopfhörer auf und demonstrierte die aus Miami Vice bekannte Schusshaltung: Beine breit und leicht in die Hocke, beide Hände an die Waffe. Nach dem ersten Schuss wusste ich auch warum – der Rückstoß war erheblich stärker, als ich gedacht hatte.
    Mit dem dritten Schuss schaffte ich eine Zwölf, ich durchlöcherte das Herz des Flüchtenden. Zum Schluss huldigte ich dem Atombombenversuchsopfer John Wayne mit zwei Schüssen aus der Hüfte. Er hatte immer getroffen, ich schrammte nur die Seitenwand.
    Als ich aus dem Verlies wieder ans Tageslicht zurückkehrte, lief mir Hauptkommissar Klaus Stürzenbecher über den Weg. Er sah besser aus als bei unserer letzten Begegnung, das heißt, seine Gesichtsfarbe war weniger gelblich und ein Magendurchbruch schien auch nicht unmittelbar bevorzustehen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er aufgeräumt. »Hast du falsch geparkt?«
    Ich lüpfte mein Jackett und zeigte ihm meine neue Pistole. »Habe ich von deinem Kollegen Knellbusch. Vor dir steht der Leibwächter der Stadtkämmerin Rausch.«
    »Leibwächter? Du?«, amüsierte sich Stürzenbecher. Dann war auch der Rest des Satzes in seinen
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