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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt
Autoren: Juergen Kehrer
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Einerseits können wir die Umweltschützer nicht vergraulen, andererseits ergibt sich nur alle zehn Jahre die Chance für eine solche Investition. Als Stadtkämmerin müsste ich ja mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich das Projekt in Bausch und Bogen ablehnen würde. Einige in der Fraktion sehen das ähnlich.« Sie schluckte. »Langer Rede kurzer Sinn: Dietzelbach und Hennekamp haben sich für das Kappenstein-Projekt starkgemacht. Glauben Sie immer noch an einen Zufall?«
    »Sie meinen also, dass ein politisches Motiv hinter den Morden steckt?«
    »Das steht für mich fest.«
    »Haben Sie Hauptkommissar Stürzenbecher Ihre Überlegungen mitgeteilt?«
    »Er weiß es. Deshalb ist ja das Landeskriminalamt eingeschaltet. Ich hatte das Gefühl, die Sache wächst ihm über den Kopf.«
    Während ich an Stürzenbechers Magengeschwüre dachte, servierte die Kellnerin Hummer und Gemüse.
    Rausch schaute mich erwartungsvoll an. »Nehmen Sie den Auftrag an?«
    »Falls sich wirklich ein paar eiskalte Killer auf Münsters Straßen tummeln, sind Sie mit einem muskelbepackten Spatzenhirn besser bedient. Es gibt da nämlich ein Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mein Leben für Sie aufs Spiel setzen würde. Von einem guten Leibwächter kann man das verlangen. Außerdem beherrsche ich weder Karate noch besitze ich eine Schusswaffe, geschweige denn einen Waffenschein.«
    »Was das Letztere angeht, habe ich schon alles arrangiert.«
    Sie fing an, mich zu verblüffen. »Sie haben was?«
    »Sie bekommen vom Polizeipräsidium einen zeitlich begrenzten Waffenschein, eine Pistole und ein Kurztraining im Schusswaffengebrauch.«
    Die Verblüffung schlug in Ärger um. »Der Gedanke, dass ich ablehnen könnte, ist Ihnen wohl nicht gekommen?«
    »Ich habe Ihren Namen nicht erwähnt.« Sie lächelte. »Vergessen Sie nicht, dass ich eine kommunale Spitzenbeamtin bin. Eine solche Position ist mit einigen Privilegien verbunden.«
    Ich dachte nach. Rechtmäßig standen mir noch drei Wochen Jahresurlaub bei der Security Check GmbH zu. Der Network- Fall war gelöst, ansonsten hatte ich nur noch ein paar Routineaufträge, die auch eine von Sigis Nachwuchskräften erledigen konnte. Da ich sowieso nicht in Urlaub fahren wollte, war der Leibwächter-Job eine günstige Gelegenheit, mein Konto aufzubessern.
    »Lassen Sie uns ein paar Bedingungen klären«, begann ich. »Dreihundert Mark am Tag plus Spesen.«
    »In Ordnung.«
    »Schwarz.«
    »Nein.« Rausch beugte sich vor und zischte: »Sind Sie wahnsinnig? Ich bin die Stadtkämmerin. Wenn ich jemanden schwarz beschäftige, ist das ungefähr so, als ob der Papst Unzucht mit Abhängigen treibt.«
    »Quatsch. Amerikanische Justizministerinnen leisten sich auch puertoricanische Hausangestellte ohne Sozialversicherung.«
    »Die Frau ist gar nicht erst ernannt worden.«
    »Leibwächter zählen zu Luxusausgaben, die nicht versteuert werden müssen.«
    »Ich sagte: Nein.«
    »Dann vergessen Sie’s.«
    Sie schnaufte. »Okay. Ich akzeptiere. Haben Sie noch eine Bedingung?«
    »Ja. Meine Tätigkeit beschränkt sich nicht darauf, neben Ihnen herzulaufen. Ich stelle eigene Ermittlungen an, um den Mörder zu finden.«
    »Wozu das?«
    »Das andere wäre mir zu langweilig. Wenn Sie in Ihrem Büro sind, muss ich ja nicht auf Ihrem Schoß sitzen. Sobald Sie das Stadthaus verlassen, bin ich an Ihrer Seite. Ansonsten habe ich freie Hand. Kriminalwissenschaftlich könnte man es als präventive Leibwächterarbeit bezeichnen.«
    Widerwillig schob die Kämmerin ihren angeknabberten Hummer zur Seite. »Mal angenommen, ich erkläre mich auch dazu bereit: Sagen Sie dann zu?«
    »Ich verspreche, dass ich darüber nachdenken werde.«
    »Und wann kriege ich Ihre Entscheidung?«
    »Morgen früh.«
    »Wünschen Sie jetzt Ihr Dessert?«, fragte die lächelnde Kellnerin.
    Wir wünschten. Es gab Obstsalat mit Eis.
    »Wissen Sie, dass Sie ganz schön schwierig sind?«, maulte Rausch mit vollem Mund.
    »Sie haben mich gewollt, und ich bin nun mal nicht billig. Übrigens, vielen Dank für das vorzügliche Essen.«
    »Gern geschehen. Sie haben mir übrigens immer noch nicht verraten, warum Sie die Unterschlagung begangen haben.«
    »Ich brauchte dringend Geld, und mein Mandant hatte reichlich davon. Dummerweise sind die reichsten Menschen auch die geizigsten. Ich schlug ihm vor, die Summe drei Monate später zurückzuzahlen. Er wollte nicht warten und zeigte mich an. Das war mein Ende als Rechtsanwalt.«
    »Das war
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