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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schlagen.«
    »Das ist nicht nötig!« rief er rasch.
    »Doch, ich kann keine zweitausend Mark aufbringen, weil …«
    »… Ihr Vater Sie kurz hält, Sie sagten es schon. Das bedeutet aber, was das Porträt angeht, gar nichts.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ein sozial eingestellter Mensch bin, Fräulein Selzer. Ich bin ein Robin Hood der Kunst, ich hole es mir von denen, die's haben, und lasse es – indirekt, meine ich – wieder zurückfließen an die, die arm sind.«
    »Wie Sie zum Beispiel«, setzte er feixend hinzu, als sie ihn zweifelnd anblickte.
    Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll, dachte sie, aber sein Lachen ist mir jedenfalls sympathisch, ich kann mir nicht helfen. Hermann lacht viel seltener.
    »Wie heißen Sie?« Urplötzlich fragte er sie das.
    »Das wissen Sie doch – Selzer«, erwiderte sie.
    »Mit dem Vornamen?«
    »Anne.« Ihre Betonung lag auf dem ›e‹. Anna, wie es im Taufregister stand, gefiel ihr nicht und war deshalb längst von ihr umgeändert worden.
    »Warum wollen Sie das wissen?« fragte sie ihn, sich etwas in ihre Reserve zurückziehend. Doch das half ihr gar nichts.
    »Warum wohl?« Er lachte wieder. »Um Gebrauch davon zu machen, Anne.«
    »Es kann Leute geben, denen das nicht gefallen wird.«
    »Wem nicht? Ihnen? Ihrem Vater?«
    »Meinem Verlobten.«
    »Sie sind verlobt?« tat er überrascht.
    Sie nickte. Warum sage ich ihm das, fragte sie sich. Wäre doch nicht notwendig gewesen.
    »Mit wem?« wollte er ungeniert wissen.
    Ihre Antwort, knapp gegeben, befriedigte ihn nicht.
    »Sie werden ihn kennenlernen.«
    Doch rasch wurde sie wieder freundlicher.
    »Wie heißen Sie denn?«
    »Frédéric –«
    »Nicht das! Wie Sie richtig heißen?« fiel sie ihm ins Wort. »Mit Ihrem bürgerlichen Namen? Ich habe Sie das schon einmal gefragt.«
    »Brühe.«
    »Und?«
    »Fritz.«
    »Fritz Brühe?«
    »Ja«, nickte er widerwillig.
    Kopfschüttelnd blickte sie ihn an und sagte: »Ich weiß nicht, was Sie dagegen haben. Das klingt doch gar nicht schlecht. Warum ein Pseudonym? Wenn ich Künstlerin wäre, würde es mich gar nicht stören, etwa Friederike Brühe zu heißen.«
    »Oder Anne Brühe«, kam es wie aus der Pistole geschossen aus seinem Mund.
    »Oder Anne Brühe«, nickte sie, und schon saß sie in der kleinen Falle, die sie sich selbst gestellt hatte.
    »Das könnten Sie haben«, lachte er.
    »Was?«
    »Daß Sie Anne Brühe hießen.«
    Sie spürte die Röte in ihr Gesicht steigen.
    »So meinte ich das nicht!« rief sie.
    »Ich schon, Anne.«
    »Ist das unter Künstlern so üblich?«
    »Was?«
    »Anständige, brave Mädchen so aufs Eis zu führen?«
    »Wenn's klappt – warum nicht?«
    »Das finde ich alles andere als nett.«
    Damit brach Anne Selzer kurz entschlossen das Gespräch ab, da sie das Gefühl hatte, daß dies im Moment das beste sei, ehe sich dieser Mensch hier noch wer weiß was herausnahm. Charme war das nicht, was er da so entwickelte. Aber was war es dann? Frechheit? Ich weiß nicht, was, sagte sich Anne, während sie sich nach knappem Gruß entfernte.
    »Wir haben uns noch nicht über unsere erste Sitzung für Ihr Porträt geeinigt!« rief ihr der Maler nach.
    »Es wird keine geben«, antwortete sie über ihre Schulter.
    Vor dem ›Winzergold‹ hatte sich, als der Maler zum Mittagessen von seinem Berg herunterkam, eine Schar Knaben und Halbwüchsiger versammelt. Sie waren dabei, ihrer Bewunderung in höchsten Tönen Ausdruck zu verleihen.
    »Klasse!«
    »Eine Schau!«
    »Mann!«
    »Spitze!«
    »Superspitze!«
    »Dagegen kann jeder andere Schlitten einpacken!«
    Die Jungs standen um das neueste Modell herum, das Porsche auf den Markt gebracht hatte.
    »Den würde ich gern mal über den Nürburgring bewegen«, sagte ein etwa Achtjähriger.
    »Mit'm Sehrohr vom U-Boot, damit du nicht blind fährst«, ermahnte ihn einer zur Bescheidenheit, dem zwei Jahre mehr anzusehen waren. »Oder du gibst dir Omas Oberbett untern Hintern, um höher zu sitzen.«
    »Mich interessiert der Preis«, wurde von einem anderen bekanntgegeben.
    »Mit'm Achtstundentag wirst du an den nicht rankommen«, erklärte ein Friseurlehrling im ersten Jahr, der auf seinem Weg vom Geschäft zu Mutters Mittagstisch mit dem Fahrrad vorbeigekommen war und angehalten hatte.
    Das ›D‹ auf dem Nummernschild des Wagens inspirierte das einzige kleine Mädchen in der Runde zu der Feststellung: »Die in Düsseldorf haben wat an den Füßen.«
    »Die meisten sind da Millionäre«, knüpfte einer an, dem beim
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