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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein
Autoren: Heinz G. Konsalik
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was?«
    »Leider.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Sechsundzwanzig.«
    Der Vierziger betrachtete den Sechsundzwanzigjährigen mit echtem Interesse, wie einen ihm fremden Gegenstand afrikanischer oder irgendeiner anderen exotischen Kultur, und sagte: »Was machen Sie, wenn Sie einmal fünfzig sind und immer noch keinen Namen haben?«
    Auf so etwas war der Maler vorbereitet, man hatte es ihn schon zu oft gefragt.
    »Kein Problem«, erwiderte er.
    »So?«
    »Wenn sich das abzeichnet, weiß ich den richtigen Weg zur Vorbeugung.«
    »Welchen?«
    »Reich heiraten.«
    »Das«, sagte grinsend der Vierzigjährige, »würde ich an Ihrer Stelle jetzt schon ins Auge fassen. Berühmt können Sie daneben immer noch werden. Doppelt genäht hält besser.«
    Prophetische Worte. Weder der Vierzigjährige noch Fritz Brühe ahnten das aber in diesem Augenblick.
    In der Nähe stand der Kellner herum und lauerte schon die ganze Zeit auf die Bestellung des Vierzigjährigen, die nun von diesem aufgegeben wurde.
    »Ich möchte nur ein Ragout fin, Herr Ober. Den Toast aber ohne Butter, Sie wissen schon.«
    »Sehr wohl, Herr Zumberg.«
    »Gewichtsschwierigkeiten, Herr Zumberg?« erkundigte sich Brühe, als der Kellner eilenden Fußes verschwunden war.
    »Leider, Herr …«
    »Brühe.«
    »Brühe?«
    »Ja.«
    »Wie Soße oder Suppe?«
    »Ja, Herr Vomberg«, zahlte der Maler mit ähnlicher Münze heim.
    Die Atmosphäre zwischen den beiden wechselte sehr. Einmal waren sie einander nicht unsympathisch, einmal nicht sympathisch.
    »Sie wohnen auch hier im Haus, hörte ich«, sagte Brühe.
    »Was heißt auch?«
    »Ich ebenfalls.«
    Nach dem Ragout fin seufzte Zumberg: »Das könnte ich noch fünfmal essen oder irgendwelche anderen anständigen Portionen.«
    »Und warum tun Sie's nicht?«
    »Weil ich dann ganz rasch in keinen Anzug mehr hineinpassen würde.«
    »Wäre das so schlimm?«
    »In meinen Augen nicht, aber …«
    Er verstummte, sorgenschwer ein Ohr auf eine Faust stützend. Mit der anderen Hand holte er eine Zigarette aus der Packung, steckte sie sich zwischen die Lippen und zündete sie an.
    Fritz Brühe schien da irgendeinen wunden Punkt bei Herrn Zumberg erwischt zu haben, doch nähere Informationen blieben ihm versagt, denn der Mann ergänzte den Satz, den er abgebrochen hatte, nicht, sondern schwieg sich aus.
    Nach zwei, drei Zügen aus seiner Zigarette blickte er hin zum nächsten Fenster und seufzte.
    »Enorm heiß heute«, meinte er dabei.
    »Ich finde das Wetter phantastisch«, sagte Brühe.
    »Nein, mir ist's zu heiß. Ich vermisse hier die Klimaanlage, die ich von zu Hause gewöhnt bin.«
    »Sie haben eine Klimaanlage?«
    »Ich könnte nicht mehr leben ohne sie.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Was machen Sie dann hier?«
    »Wie … wie meinen Sie das?«
    »Was Sie dann hier machen, frage ich. Sie können nicht mehr leben ohne Klimaanlage, sagen Sie. Sterben Sie dann hier? Sind Sie dazu hergekommen?«
    Zumberg lächelte gequält.
    »Wenn das ein Witz sein soll, Herr Brühe, finde ich ihn schwach. Die Bekanntschaft mit Klimaanlagen blieb Ihnen in Ihrem bisherigen Leben wohl versagt, Herr Brühe?«
    »In der Tat, Herr Zumberg.«
    Du Angeber, dachte Brühe.
    Was unterhalte ich mich überhaupt mit diesem Sozialfall? fragte sich Zumberg. Zuletzt stellt sich noch heraus, daß der Kerl Kommunist ist.
    Im Moment waren sich also die beiden gegenseitig wieder höchst unsympathisch.
    »An Ihrer Stelle«, fuhr Brühe fort, »würde ich den Nachmittag dazu benützen, mich von Zeit zu Zeit zu duschen. Das wäre doch eine Möglichkeit? Kalt, natürlich.«
    »Und Sie? Was machen Sie gegen die Hitze?«
    »Leider nichts. Ich muß meinen Beruf ausüben.«
    Zumberg zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie malen hier?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Den Weinberg des Lokalbesitzers.«
    Zumberg zog die Augenbrauen noch höher.
    »Des Herrn Selzer?«
    »Gewiß. Kennen Sie ihn auch?«
    Die Überraschung Zumbergs löste sich auf in ein kurzes Gelächter.
    »Wohl besser als Sie, Herr Brühe.«
    »Schon möglich. Ich habe ja nicht behauptet, ihn besonders gut zu kennen.«
    »Wie lange kennen Sie ihn denn schon?«
    »Seit vorgestern. Und Sie?«
    »Wesentlich länger. Welchen Weinberg von ihm malen Sie? Er besitzt nämlich deren zwei.«
    »Den größeren.«
    »Hat er Sie damit beauftragt?«
    »Sicher. Glauben Sie, ich –«
    »Hoffentlich ist es Ihnen gelungen«, wurde Brühe von Zumberg unterbrochen, »ein anständiges Honorar aus ihm herauszuschlagen?«
    »Doch, ich
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