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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen
Autoren: Christiane Sadlo
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war Claires kühle Stimme die den Jungen in der Bewegung erstarren ließ. Er sank auf seinen Platz zurück und sagte von da an kein Wort mehr. Nur hin und wieder warf er einen Blick voll tödlichem Hass auf seine Mutter.
    Â»Er hat nicht gewusst, was er getan hat. Die Liebe zu dieser Frau hat ihn blind gemacht. Es ist doch nichts passiert. Sie werden sehen in ein paar Tagen wird er wieder ganz der Alte sein.«
    Claire redet leise auf die Polizisten ein. Sie musste verhindern, dass ihr Sohn ins Gefängnis kam. Sie brauchte ihn. Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr weggenommen würde.
    Â»Ganz der Alte!« Das hatte sie sich so gedacht. Ließ ihn von der Polizei und diesem Monster einfangen, beschnitt seine Freiheit und hoffte, dass alles wie früher sein würde. Niemals würde er das zulassen. Eher würde er den Rest seines Lebens im Gefängnis vergammeln, als zu seiner Mutter zurückzugehen. Ob Marie auf ihn warten würde? Sie hatte doch gesagt, dass sie ihn liebte. Bestimmt würde sie ihn im Gefängnis besuchen. Sie würde ihm zur Flucht verhelfen. Sie würden abhauen. Zusammen würden sie bis ans Ende der Welt fliehen. Marie würde zu ihm stehen. Sie hatte doch begriffen, dass sie zu ihm gehörte. Während Caspar sich weiter in seine Illusionen verstrickte, beobachtete Marie Claire. Wie sie um ihren Sohn kämpfte. Egal was er getan hatte, sie würde zu ihm stehen.
    Â»Er ist ein guter Junge. Er muss jetzt die Leitung unserer Firma übernehmen, wo sein Vater tot ist. Das müssen Sie doch verstehen. Er wird gebraucht.« Es hatte etwas von Wahnsinn, was Claire da ununterbrochen zu den Polizisten sagte.
    Â»Die Entscheidung, ob Ihr Sohn in U-Haft kommt, liegt nicht bei uns, Madame Menec.«
    Mehr mussten die Polizisten nicht sagen. Und alle auf dem Boot wussten, dass es keinen Zweifel daran gab, dass Caspar für das, was er getan hatte, ins Gefängnis gehen würde. Er hatte Marie entführt. Das war kein Kavaliersdelikt. Und dann war da noch der Mordversuch an Paul, den er praktisch zugegeben hatte. Nein, so schnell würde Caspar das Gefängnis nicht mehr verlassen. Der einzige Wunsch, den Claire wirklich in ihrem Leben gehabt hatte, würde nicht in Erfüllung gehen.
    Am Kai hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Stumm beobachteten die Leute, wie Paul Marie die Hand reichte und sie von dem Polizeiboot herunterführte. Michel fiel ein Stein vom Herzen. Sie war unversehrt. Bis auf ein kleines Pflaster am Hals gab es kein Zeichen dafür, dass Caspar ihr etwas angetan hatte. Er wagte es nicht, auf sie zuzugehen. Nur sein Blick folgte Marie. Traurig. Hoffnungslos. Sie lebte, das war das Wichtigste.
    Â»Er hat nur einen Ausflug mit ihr machen wollen. Das ist doch nicht verboten. Er hat ihr nichts getan. Seht sie euch doch an. Es geht ihr gut.« Claire redete auf die Leute ein, wie sie es zuvor bei den Polizisten getan hatte. Sie ging dicht neben ihrem Sohn, der jeder ihrer Berührungen geflissentlich auswich.
    Â»Ihr kennt ihn doch. Ihr wisst doch, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Er ist Leon Menecs Sohn. Und sein Nachfolger. Er ist ein guter Mensch. Wie es sein Vater auch war.«
    Das Polizeiauto, das Caspar nach Brest bringen würde, wartete vor der Brücke, die in die Altstadt führte. Die Menge öffnete sich für die kleine Prozession, die Claire nun hoch erhobenen Hauptes anführte. Sie würde sich nicht davon abbringen lassen, mit Caspar ins Untersuchungsgefängnis zu fahren. Wenn es sein musste, würde sie die ganze Nacht auf den Untersuchungsrichter warten, um ihn dann von Caspars Unschuld zu überzeugen.
    Â»Macht euch keine Sorgen«, rief sie den Leuten zu. »Er wird schon morgen wieder in seinem Büro sein und seiner Pflicht nachkommen. Er ist ein guter Junge. Er ist der beste Sohn, den man haben …«
    Ihre Stimme versiegte. Was machte Leon hier? Das konnte nicht sein. Leon war tot. Endgültig tot. Er konnte gar nicht hier stehen. Neben Sabine und seinem Anwalt Maître Jumas.
    Â»Du widerlicher Schwächling.« Claires Stimme überschlug sich, als sie auf Leon zustürzte und wie wild auf ihn einzuschlagen begann.
    Â»Es ist alles deine Schuld. Du hast ihn immer verwöhnt und das ist das Ergebnis.«
    Ein Polizist versuchte Claire von Leon Menec wegzureißen, der blass, aber aufrecht mit einem Verband um seinen Kopf auf seine Familie wartete.
    Â»Was willst du
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