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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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der Gang nach links bog. »Geht voraus«, forderte sie Krysta auf und trat beiseite. »Ich beleuchte den Weg.«
    »Was gibt’s da zu sehen?«
    »Oh, ich will Euch die Überraschung nicht verderben.« Ungeduldig gestikulierte Daria mit ihrer Fackel.
    Krysta trat hinter die Ecke. Zunächst starrte sie in undurchdringliches Dunkel. Der Feuerschein spendete nur wenig Licht, und es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnten. Da erblickte sie die Wände einer kleinen Felsenkammer. Durch einige Ritzen wehte kalter Meereswind herein. »Wozu wird dieser Raum gebraucht?«
    Als sie sich umdrehte, stellte sie erstaunt fest, dass Daria zurückgewichen war. Die Felsenkammer schien sich zu verkleinern. Plötzlich erklang ein klirrendes Geräusch, und das Licht erlosch. Nur ein winziger Schimmer blieb zurück. Krysta stürmte in die Richtung, aus der sie gekommen war, und prallte gegen eine massive Holztür. In Augenhöhe entdeckte sie eine kleine Öffnung, durch die der schwache Flammenschein hereinfiel. Und dahinter sah sie Darias gespenstisches, von Schadenfreude verzerrtes Gesicht.
    »Verdammte Närrin! Wie inbrünstig habe ich gebetet, es möge gelingen, und der Allmächtige hat meine Bitte erhört! O ja, der Herr ist jenen gewogen, die ihm getreulich dienen.«
    Entsetzt und ungläubig schüttelte Krysta den Kopf, dann zwang sie sich zur Ruhe. »Welch ein fabelhafter Scherz, Lady Daria. Ja, Ihr habt mich tatsächlich zum Narren gehalten. Aber jetzt lasst mich hinaus, teilen wir unsere Belustigung mit den anderen...«
    »Still! Hofft Ihr mich mit Eurer süßen, sanften Stimme zu umgarnen? Das werdet Ihr nicht schaffen. Wochenlang überlegte ich, wie ich’s anfangen müsste. Nach Eurer Rückkehr aus Winchester spielte ich die künftige Nonne, die ihr neues Leben herbeisehnte. Und dann wartete und wartete und wartete ich, bis Ihr Euch endlich an Euer Versprechen erinnert habt, einen Rundgang mit mir zu unternehmen. Lange genug musste ich mich gedulden, und nun bin ich am Ziel meiner Wünsche. In diesem Gefängnis werdet Ihr vermodern, elende Wikingerhure!«
    Mit aller Kraft bekämpfte Krysta ihr wachsendes Grauen. Welch schrecklichen Fehler hatte sie begangen. Nein, daran durfte sie jetzt nicht denken. Um den Klauen dieser Verrückten zu entrinnen, musste sie ihre Angst vergessen. Dafür brauchte sie ihren klaren Verstand bis hin zur Tücke. »Bitte, Daria, jetzt habe ich mich lange genug gefürchtet. Was Ihr mir vor Augen führen wolltet, weiß ich nun. Ich kenne Hawkforte längst nicht so gut, wie ich sollte. Am besten bleibt Ihr noch eine Weile hier, falls Ihr’s ertragen könnt, und führt mich in meine neuen Aufgaben ein.«
    »Was, ich soll hier bleiben? Wie dumm Ihr seid! Ich verabscheue diese Festung aus tiefster Seele. Statt in einem eigenen Herrschaftshaus zu wohnen, war ich auf das Mitleid meines verhassten Halbbruders angewiesen und musste seine Dienerin spielen. Nie wieder werde ich mich so schmerzlich demütigen. Endlich bekomme ich mein Recht.« Hastig unterbrach sie sich, als hätte sie bereits zu viel gesagt. Ihre Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Sorgt Euch nicht, kleine Närrin. Allzu lange müsst Ihr nicht auf den Tod warten. So gern ich mir auch ausmalen würde, wie Ihr hier unten langsam verdurstet und verhungert, dieses Risiko darf ich nicht eingehen. Nur ein paar Stunden, dann werden Euch die Flammen der ewigen Verdammnis verzehren.«
    Eine Zeit lang spähte sie noch durch die winzige Öffnung in der versperrten Tür und musterte Krysta, die wie gelähmt dastand. Dann lachte Daria gellend und entfernte sich. Mit ihr verschwand das Licht, schwarzes Dunkel hüllte die Gefangene ein.
    Ihr Herz schlug wie rasend. Das hörte sie ebenso deutlich, wie sie den fauligen Moder in der Zelle roch, wie sie die feuchte Kälte spürte, die durch ihr Kleid bis auf die Haut kroch. Da sie nichts mehr sah, schärften sich ihre Sinne für alles andere. An diesen vernünftigen Gedanken klammerte sie sich, denn dahinter lauerte die gefährliche Bestie des Wahnsinns.
    Die Augen geschlossen, sah sie Lichtpunkte über ihre Lider tanzen. Und als sie sich wieder umschaute, erschien ihr die Finsternis noch tiefer als das Dunkel ihrer Seele. Mit zitternden Fingern berührte sie die geschlossene Tür, das harte Holz gab ihr einen gewissen Halt. Ihre schnellen Atemzüge und die Trommelschläge ihres Herzens zerrissen die Stille von Jahrhunderten.
    Verzweifelt überlegte sie, wie weit Licht
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