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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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lange sie die Kammer durchsucht hatte, wusste sie nicht. Alle Wände und den Boden hatte sie mehrmals abgetastet, auf der Suche nach einem Gegenstand, den sie als Waffe benutzen konnte. Sie hatte nur glatten, feuchten Fels gespürt, und ihre letzten Hoffnungen schwanden.
    Hilflos zitterte sie in der eisigen Luft, und die Entschlossenheit, die ihr bisher Kraft verliehen hatte, begann langsam nachzulassen. Von allen Seiten drang gnadenloses Dunkel auf sie ein. Daria hatte sie tatsächlich bei lebendigem Leib begraben. Bald würde sie zurückkehren, um ihr Werk zu vollenden. Und da Krysta keine Waffe besaß, konnte sie sich wohl kaum verteidigen.
    Ihr Gesicht brannte, und das überraschte sie, bis sie merkte, dass heiße Tränen über ihre kalten Wangen rannen. Völlig ermattet, schluchzte und schrie sie nicht. Lautlos weinte sie, an die Wand gelehnt, verschränkte die bebenden Arme vor der Brust und dachte wieder an das Kind, das unter ihrem Herzen wuchs.
    »Tut mir so Leid«, flüsterte sie, »ich weiß, ich muss uns beide retten. Das versuche ich schon seit so vielen Stunden...«
    In der schwarzen Nacht klang ihre Stimme sonderbar, als hätte jemand anderer die Worte geäußert. Aber seit sie gesprochen hatte, fühlte sie sich nicht mehr so einsam.
    »Lange wird’s nicht mehr dauern, dann kommt Daria zurück. Sie ist wahnsinnig und will uns töten. Aber ich werde sie bekämpfen, auch ohne Waffe. Jede Gelegenheit muss ich nutzen.« Sie presste ihre Hände auf den flachen Bauch und stellte sich vor, sie würde ihr Kind berühren, ein lächelndes Baby mit Hawks kastanienbraunem Haar und den grünen Augen der Mutter. Auf Hawkforte würde es zur Welt kommen, dem Vater nacheifern, zu einem starken Mann und mächtigen Führer heranwachsen. Reines Wunschdenken in diesem finsteren Flöllenloch. Sie glaubte, das Kind deutlich vor sich zu sehen, einen Jungen, der Hawk glich und ihr tröstend zulächelte. Leicht benommen starrte sie ins Dunkel.
    Aus ihren Augen quollen immer noch Tränen, und durch ihren Schleier sah sie die unverkennbare Gestalt des Mannes, der ihr Sohn sein würde. »Falcon«, wisperte sie, und sein Lächeln vertiefte sich.
    Dann schluchzte sie und hob die Arme, um ihn wenigstens ein einziges Mal zu berühren, bevor sie beide in ewiger Nacht versinken würden. Wäre doch ihre Liebe stark genug, um dem Tod zu trotzen, um das Kind am Leben zu erhalten...
    Voller Sehnsucht nach ihrem Sohn streckte sie die Hände zu weit vor, verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf den Knien. Als sie aufblickte, war die Vision verschwunden.
    »Nein!«
    Der Schrei rang sich aus der Tiefe ihrer Seele. Welche unbarmherzige Macht hatte ihr ein Bild aus ei ner Zukunft vorge gaukelt, die ihr das Schicksal verwehren würde? Warum diese zusätzliche Qual, nachdem sie schon so viel erlitten hatte? War der Allmächtige wirklich so grausam?
    Schluchzend versuchte sie aufzustehen. Aber sie war zu schwach. Wozu die Mühe? Warum sollte sie kämpfen? War es nicht viel einfacher, sich in ihr Los zu fügen? Der Tod würde sie genauso unerbittlich einhüllen wie diese schwarzen Schatten.
    Oder vielleicht nicht, denn ihre Finger berührten einen harten Gegenstand. Langsam richtete sie sich auf. Sie sah noch immer nichts. Aber sie befühlte sorgsam, was sie soeben entdeckt hatte, und schöpfte neue Hoffnung. Offenbar ein Eisenriegel, wie man ihn benutzte, um das Fenster einer Zelle zu schließen. Hier gab es kein Fenster - nur das Loch in der Tür. War es früher geschlossen gewesen, mit diesem Riegel, den sie jetzt umklammerte?
    Krysta erhob sich, kehrte vorsichtig zur Wand zurück und tastete sich daran entlang, bis sie den Türrahmen erreichte. Hier konnte sie sich am besten verstecken, wenn Daria die Felsenkammer betrat. In einer Hand den eisernen Riegel, berührte sie mit der anderen ihren Bauch, ihr schlafendes Baby. Jetzt waren die Tränen versiegt, und sie lächelte genauso wie vorhin ihr Sohn. »Danke, mein Liebling«, flüsterte sie, von wachsendem Mut erfüllt.
    Oft genug war Hawk der Angst begegnet. Ein Mann, der sich auf Schlachtfeldern nicht fürchtete, war ein Schwachkopf und würde bald sterben. Wenn man sich fürchtete, handelte man bedachtsam und vorsichtig. Manchmal erhielt einen die Angst am Leben - für einen weiteren Augenblick, einen Atemzug, eine neue Stunde, einen neuen Tag, einen neuen Kampf.
    Jetzt beherrschte ihn ein anderes Gefühl, ein Grauen, das sein Herz zu verbrennen drohte. Was war schlimmer? Das
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