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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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er einen kleinen, stämmigen, bärtigen Mann mit gebeugten Schultern, langem dunklem Haar und pechschwarzen Augen. Neben ihm stand eine ältere Frau, ganz in Schwarz gekleidet, ebenfalls dunkelhaarig, mit spitzer Nase. Teilweise verdeckten die beiden eine viel jüngere, zierlich gebaute, schwarzhaarige Frau mit elfenhaften Zügen. In ihren Augen, die Hawks Blick erwartungsvoll erwiderten, tanzte ein seltsames Licht.
    Trotz der Entfernung fand er, die Farbe dieser Augen würde einem bewaldeten Tal im Hochsommer gleichen. Beinahe glaubte er, kühles Moos zu spüren, kristallklares Wasser über Steine plätschern zu hören, den Duft von Veilchen zu riechen, ins Haar einer Frau mit milchweißer Haut gewunden...
    Ärgerlich verdrängte er das Fantasiebild. Das Mädchen stand viel zu weit weg, um solche Tagträume heraufzubeschwören. Und doch - eine Zeit lang war er so fasziniert gewesen, dass er alles andere vergessen hatte.
    Wie absurd. Sie war nur eine Dienerin, nichts Besonderes. Obendrein sah sie etwas unordentlich aus. Es gab keinen Grund, warum sie ihn interessieren sollte. Aber nun starrte er schon wieder in die grünen Augen, und das süße, zauberhafte Lächeln erinnerte ihn - woran? Er hatte es nur ganz kurz gesehen, bevor es erlosch und den flüchtigen Eindruck eines Gewässers hinterließ, das in der Sonne funkelte.
    Einfach lächerlich. Er wandte seinen Blick ab, schaute noch einmal hin, ertappte sich dabei und runzelte die Stirn. Offenbar sah sie seine Verwirrung, denn sie duckte sich und verschwand hinter den beiden anderen Dienstboten.
    Er war müde. Daran musste es liegen. Bis vor vierzehn Tagen hatte er sich am Hof aufgehalten. Das zehrte immer an seinen Kräften. Nach seiner Heimkehr hatten ihn dann zahllose Geschäfte beansprucht. Außerdem hing die verdammte Heirat wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf.
    Zu spät entdeckte er seine scharfzüngige Halbschwester, die mit der Anmut und Diskretion einer missgelaunten Ziege herbeieilte. Hawk dachte kurzfristig an die raffgierige dänische Brut, der er in diesem Moment viel lieber gegenübertreten würde, und wappnete sich gegen ihren üblichen Wortschwall.
    »Also wirklich, das schlägt dem Fass den Boden aus!«, kreischte Daria. »Nicht genug damit, dass wir uns fragen müssen, wann Lady Krysta uns endlich beehren wird, jetzt mutet sie uns auch noch zu, an ihrer Stelle diese Dienerschaft zu begrüßen!« Empört spähte sie über die Schulter. Dann richtete sie ihr Augenmerk wieder auf den Halbbruder, der sekundenlang die Lider senkte und sich um die unerreichbarste aller Tugenden bemühte - Geduld.
    Zehn Jahre älter als Hawk, müsste Daria eigentlich ihr eigenes Haus bewohnen. Darin würde sie auch leben, wäre ihr Ehemann nicht so töricht gewesen, Alfred of Wessex zu bekämpfen, während der tapfere Krieger und allseits bewunderte Gelehrte ein Bündnis mit den Britanniern gegen die Dänen angestrebt hatte. Prompt verwitwet, machte Daria keinen Hehl aus ihrem Hass auf alle Menschen, die ihr verweigerten, was sie für ihr Recht hielt. Dazu zählte sie auch ihren Bruder, obwohl er sie in seiner Festung aufgenommen hatte. Immerhin führte sie ihm gewissenhaft den Haushalt und war vernünftig genug, um ihn nicht allzu oft mit ihren Klagen zu belästigen. Aber an diesem Tag besiegte heller Zorn ihre Vorsicht.
     
    »Was bildet sie sich eigentlich ein? Wieso schickt sie ohne Vorwarnung drei Leute zu uns?« Ihre Hände in die Hüften gestemmt, starrte sie ihn an. »Hat sie nicht bedacht, welche Unannehmlichkeiten sie uns bereitet? Warum sind sie überhaupt hier? Glaubt sie, auf Hawkforte würde es an Dienstboten mangeln und wir wären so arm dran wie die Barbaren im Norden?«
    Bei jeder Frage klang ihre schrille Stimme noch lauter. Zuletzt schrie sie geradezu. Hawk war ein nachsichtiger Mann. Aber seine Großzügigkeit hatte ihre Grenzen. Um seine Autorität zu wahren, musste er der wütenden Frau Einhalt gebieten.
    »Hüte deine Zunge, Daria, dein Gezeter missfällt mir. Bring die Leute irgendwo unter - und beeil dich.«
    Etwas verspätet erinnerte sie Hawks eisiger Blick an seinen Willen, den er überall und ausnahmslos durchsetzte.
    Doch sie verbarg ihren Groll noch immer nicht, als er den kleinen, stämmigen Neuankömmling zu sich winkte. Nun betrachtete er den Diener etwas genauer. Mit seinen krummen Beinen und den hängenden Schultern glich der Mann einem Troll. Irgendwie erweckte er den Eindruck, er wäre es gewohnt, unter Brücken zu lauern und
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