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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst
Autoren: Friederike Schmöe
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Sicherheit ausgehen.«
    »Kein Unfall?«
    »Nein«, sagte Marek Weiß. »Kein Unfall. Die Figur war manipuliert.«
    Hoffentlich verschweigt er ihr, dass die Figur der Sensenmann war, dachte Sandra.
    »Die zweite Stromversorgung war gekappt, der Mann an den Überwachungsmonitoren lag betäubt und gefesselt im Kontrollraum. Die Isolierung an der Geisterfigur war entfernt. Jemand hat sich viel Mühe gemacht.«
    »Warum sollte jemand meinen Sohn umbringen wollen? Er ist ein kleiner Junge! Er hat niemandem etwas getan!«
    »Das ist unsere Aufgabe. Genau das herauszufinden.« Sandra gab ihrer Stimme einen frischen, tatkräftigen Klang.
    »Wollen Sie was trinken? Was essen?« Astrid Nedopil stand mitten im Raum, das Haar zottelig, die Brille schief auf der Nase.
    Erstaunlich, wie Menschen funktionieren, dachte Sandra. Sie hatte selbst zwei Kinder. Zwei Söhne. Sechs und zehn Jahre alt. Warum trifft es die einen, und die anderen werden verschont?
    »Wer das Opfer des Anschlags sein sollte, wissen wir noch nicht«, erklärte Marek Weiß geduldig. »Vielleicht sollte es auch nur irgendjemanden treffen. Aber da Ihr Sohn das Opfer ist, brauchen wir Ihre Hilfe. Ist etwas vorgefallen, in jüngster Zeit, das Sie nun in Verbindung bringen mit dem Mord an Ihrem Sohn?«
    Oh, Marek, dachte Sandra. Er versucht, einfühlsam zu sein, aber es ist schrecklich.
    Astrid Nedopil schwieg. Ihr Blick verlor sich auf dem Teppich, der seit Wochen nicht mehr gesaugt worden war.
    »Wo ist Ihr Mann, Frau Nedopil?«, fragte Sandra. Es war nur eine Frage, um einen Ansatz zu finden. Sie hatte längst recherchiert, dass Astrid Nedopil nicht verheiratet war. Aber einen Vater musste der Junge ja haben.
    »Tot. Gestorben. Vor sechs Monaten.«
    Sandra schnappte nach Luft.
    »Das tut uns leid«, sagte Marek Weiß. Sandra starrte auf die Tätowierung an seinem Handgelenk.
    »Er hatte Krebs. Hat keiner erkannt. Noch drei Wochen vor seinem Tod haben die Ärzte ihm beste Gesundheit attestiert. Nichtraucher. Stirbt an Lungenkrebs. Darf das wahr sein?« Sie sah erst Sandra, dann Marek ins Gesicht. »Darf das wahr sein?«

Tag 2

9
    »Herzchen«, sagte Juliane, »an manchen Tagen passiert alles und an anderen nichts. So ist das Leben. Muss mit Mathematik zu tun haben, aber ich bin nicht die richtige Instanz, dich in Sachen Tangens und Sinus und blabla zu beraten.«
    »Tangens?« Ich starrte sie an. Das Haar raspelkurz, überdimensionale goldene Kreolen in den Ohren. Ein rotes T-Shirt mit Paillettenaufschrift: ›Elvis forever‹.
    Wir standen auf dem Hof des Alfa-Romeo-Händlers. Die Sonne brannte herunter, ignorierte den meteorologischen Herbst, die sich bunt färbenden Blätter, das trockene Laub zu unseren Füßen. München weiß-blau. So wie alle Touristen es sich zum Oktoberfest erträumten. Wieder ein Stereotyp gefestigt.
    »Mach dich doch nicht verrückt.« Juliane schob die Hände in die Jeanstaschen. »Ein Kind ist in der Geisterbahn verunglückt. Das ist schrecklich, schockierend. Aber nicht alles, was geschieht, geht dich an.«
    »Damit stehst du aber nicht in guter Tradition«, spöttelte ich. »Günther Eich schreibt: Alles, was geschieht, geht dich an.«
    »Blödsinn. In der zweiten Reihe sieht man auch noch gut.«
    »Nero hat den Buben beatmet. So, wie es aussieht, ist er ermordet worden. Das war kein Unfall.«
    »Nein, die Zeitungen überschlagen sich ja schon! Dumm für die Betreiber von ›The Demon‹. Entweder will jetzt keiner mehr mitfahren, oder alle stehen auf den besonderen Nervenkitzel.«
    »Im Zweifelsfall ist es Werbung und bügelt die Umsatzverluste von gestern aus. Noch am Tag des Mordes hatte ›The Demon‹ in den Zeitungen Gutscheine für eine Freifahrt. Die Leute haben sich gegenseitig die Zehen plattgedrückt, um reinzukommen!«
    »Also bleibt das Bähnchen in den Schlagzeilen!« Juliane seufzte.
    »Wenn der Sensenmann anrückt«, witzelte ich, »flach in die Gondel legen. Aber kannst du mir mal sagen, wer ein Kind umbringen will?«
    »Es gibt überall Verrückte.«
    »Den Kontrollmann überwältigt, die zweite Stromversorgung abgeschnitten, den Sensenmann manipuliert und so weiter. Nero meint, das kann ein einzelner Täter kaum geschafft haben! Wenn, dann muss es schon ein Technik-Freak sein, der sich perfekt auskennt und akribisch planen kann. ›The Demon‹ ist das Modernste vom Modernen, komplett computergesteuert. Nach Fuzzy Logic.«
    »Die Presse spekuliert über den Knaben mit dem Piratentuch«, sagte Juliane cool. »Ich
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