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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst
Autoren: Friederike Schmöe
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entlassen worden.
    »Sie wohnen jetzt hier?«, fragte Nero.
    »Zunächst einmal.« Neta lächelte. Ihr Gesicht sah wieder manierlich aus. Das Haar hatte sie frisch schneiden lassen, es tanzte kurz und fransig um ihre Ohren.
    Liliana kam aus der Küche. »Bis es ihr besser geht«, kommentierte sie. »Bis die letzten Blessuren verheilt sind und sie wieder arbeiten kann. Sie muss langsam anfangen, sich nicht gleich übernehmen.«
    Ich sah Netas Lächeln, und irgendwie wurde mir mulmig. Dass Neta es nur auf Lilianas Kohle abgesehen hatte, konnte nicht mal eine geschäftstüchtige Person wie die Salzgurken-Michi glauben.
    »Und Sie, Frau Laverde? Wie geht es Ihnen?«, fragte Liliana.
    Ich ließ mich in einen Sessel sinken. »Ich bin o. k.« Was nicht gelogen war. Man machte alle möglichen Erfahrungen. Diese war nicht die schlimmste in meinem Leben.
    »Was wird mit Astrid Nedopil?«, fragte Neta. Sie setzte sich neben Liliana auf das Sofa. Die beiden rückten nah zueinander. Als fürchteten sie, bei nächster Gelegenheit wieder auseinandergerissen zu werden. Kein Zweifel, sie hatten etwas geschenkt bekommen. Diese zarte Fürsorge füreinander, die die beiden zusammenschweißte, hätte ich in einem Roman kitschig gefunden und einem Kunden nicht abgekauft. Genauso wenig wie die irrsinnige Geschichte, dass eine Frau ihren eigenen Sohn aus Versehen umbrachte. Um eine andere zu treffen. Diese aber auch wieder nur stellvertretend, um einer dritten Person zu schaden. Infam und unglaublich.
    »Sie ist in der Psychiatrie. Warten wir den Gerichtsprozess ab«, antwortete Nero und ließ sich Kaffee einschenken.
    Wir blieben eine Stunde bei Mutter und Tochter. Dann verabschiedeten wir uns und fuhren in meinem Spider nach Hause zu mir.
    »Wie sieht es mit einer Party für Freiflug aus?«, fragte ich, als wir die Betonwüste der Stadt hinter uns ließen und durch die freie Landschaft rollten. Herbst. Eine wundervolle Jahreszeit. Manche Menschen mochten den Herbst nicht, weil er sie an ihre Vergänglichkeit erinnerte. Aber mir gefiel er. Allein wegen der Farben. »Seinen neuen Job als strategischer Knotenpunkt in der Cyberwelt hat er noch nicht feiern können.«
    »Morgen treffen wir uns alle bei Sandra.«
    »Ach, bei Sandra?« Ich sah Nero von der Seite an. »Läuft da was zwischen ihr und Freiflug?«
    »Sieht so aus«, stimmte er zu.
    »Die Wiesn hat jetzt doch noch ihren Umsatz gemacht. Wenngleich die Besucherzahlen zurückgegangen sind. Habe ich in der Zeitung gelesen.«
    Mein Handy schrillte.
    »Kea?«, rief eine wohlbekannte, unwillkommene Stimme. Frau Laverde! Ausgerechnet jetzt! »Ich störe nicht lange. Ich nehme an, du bist mit deinem Polizisten unterwegs?«
    »Wie kommst du drauf?«
    »Ich habe es mir doch anders überlegt«, sagte Frau Laverde. »München ist mir einfach zu teuer. Kein Pflaster für mich.«
    »Und der Mann?«
    »Keine radikalen Veränderungen zugunsten eines Mannes. Wenigstens in diesem Zusammenhang sind wir uns einig, oder?«
    »Meine Mutter«, sagte ich zu Nero, kaum dass ich aufgelegt hatte. »Sie hatte mal kurz im Sinn, nach München zu ziehen, aber das war wohl eine Eintagsfliege.«
    »Wann lerne ich sie kennen?«
    »Warte einfach ab.«
    Nero sah mich gespielt entrüstet von der Seite an. »Was denkst du über Liliana und Neta?«
    »Zwei glückliche Menschen auf diesem Planeten.«
    »Und du? Bist du glücklich?«
    »Bist du denn glücklich? Sind es deine Kollegen?«, hakte ich nach.
    »Einer ganz bestimmt nicht. Marek Weiß wartet schon seit Jahr und Tag auf seine Beförderung. Als wenn eine Beförderung glücklich macht. Aber weich nicht aus: Wie sieht es in dir aus, Kea?«
    »Gülden«, sagte ich und wies auf die leuchtenden Blätter um uns.
     
    E N D E
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