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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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leise.
    „Ja, so ist es gut. Ein hübscher Name. Hier können Sie Ihren Namen nennen, ohne Angst haben zu müssen.“
    „Und wie heißen Sie?“
    „John“, antwortete er und wunderte sich gleich darauf, warum er das getan hatte. Das musste wohl an ihr liegen. „John Middleton. Aber niemand nennt mich John. Für alle bin ich der Preacher.“
    „Sind Sie denn ein Prediger?“
    „Nein“, er lachte kurz auf. „Weit davon entfernt. Aber der einzige Mensch, der mich je John genannt hat, war meine Mutter.“
    „Und wie hat Ihr Vater Sie gerufen?“
    „Kid“, sagte er mit einem Lächeln und dann mit Betonung: „Hey Kid.“
    „Und warum nennt man Sie Preacher?“
    „Ah“, scheu versuchte er, der Frage auszuweichen. „Ich weiß nicht. Diesen Spitznamen haben sie mir schon vor Langem verpasst, damals, als ich als Junge zum Marine Corps kam. Die Jungs fanden mich irgendwie puritanisch und konservativ.“
    „Tatsächlich? Sind Sie das denn?“
    „Nee, nicht wirklich. Aber ich habe nie geflucht und bin immer zur Messe gegangen, wenn es eine Messe gab. Ich bin mit Priestern und Nonnen aufgewachsen, denn meine Mutter war unheimlich gläubig. Und von den Jungs ist nie mal einer zur Messe gegangen. Daran kann ich mich noch erinnern. Und dann habe ich mich auch immer zurückgehalten, wenn sie ausgingen, um sich zu betrinken und Frauen zu suchen. Ich weiß nicht … irgendwie hatte ich nie Lust, dabei mitzumachen. Ich komme bei Frauen nicht so gut an.“ Er lächelte plötzlich. „Das merkt man ja wohl auf den ersten Blick, oder? Und es hat mir auch noch nie wirklich gefallen, mich zu betrinken.“
    „Aber Sie haben doch eine Bar?“
    „Die Bar gehört Jack. Und er behält die Leute sehr genau im Auge. Wir lassen hier niemanden raus, wenn es nicht sicher ist, verstehen Sie? Nach Feierabend trinke ich dann ganz gerne einen Schluck, aber das ist ja kein Grund, sich Sorgen zu machen, nicht wahr?“ Er grinste sie an.
    „Soll ich Sie John nennen?“, fragte sie ihn. „Oder Preacher?“
    „Wie Sie möchten.“
    „John“, sagte sie. „Okay?“
    „Wenn Sie wollen, gerne. Ja, gut, das gefällt mir. Es ist schon eine Weile her, dass mich jemand so genannt hat.“
    Einen Moment lang senkte sie den Blick, sah dann aber gleich wieder auf. „Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, John. Dass sie die Bar aufgelassen haben und überhaupt für alles.“
    „Das ist wirklich nichts Besonderes. Wir haben meistens abends länger geöffnet als heute.“ Preacher deutete mit einer Kopfbewegung auf den Jungen. „Wird er hungrig sein, wenn er aufwacht?“
    „Vielleicht“, antwortete sie. „Ich hatte etwas Erdnussbutter und Marmelade im Auto, und das hat er ganz schön schnell verputzt.“
    „Also gut, da oben ist ein separates Zimmer, gleich über der Küche. In der Küche bedienen Sie sich einfach. Ich werde ein Licht für Sie anlassen. Nehmen Sie sich, was Sie wollen. Im Kühlschrank stehen Milch und Orangensaft. Dann gibt’s auch noch Cornflakes, Brot, Erdnussbutter, und von der Suppe ist auch noch etwas im Kühlschrank. Eine Mikrowelle haben wir auch. Alles klar?“
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber …“
    „Paige, Sie sehen aus, als könnten Sie etwas Schlaf gebrauchen, und wenn der Junge auch noch krank werden sollte, dann wollen Sie ihn doch wohl nicht diesem nasskalten Mistwetter aussetzen.“
    Einen Moment lang dachte Sie darüber nach, dann fragte sie: „Wie viel?“
    Unwillkürlich musste er lachen, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht lachen. Es ist nur – das ist mein altes Zimmer. Es ist kein Hotelbett oder so. Zwei Jahre lang habe ich da oben gewohnt, aber dann haben Jack und Mel geheiratet, und ich konnte in das Apartment dort hinten umziehen. Das Zimmer liegt über der Küche, und manchmal riecht es dort morgens ein bisschen nach Schinken und Kaffee, aber es ist ganz geräumig und hat ein großes Badezimmer. Für eine Nacht reicht es bestimmt.“ Er zuckte die Schultern. „Einfach Nachbarschaftshilfe. Okay?“
    „Das ist sehr großzügig“, sagte sie.
    „Es ist ja nicht so, als würde ich dabei auf irgendwelchen Komfort verzichten. Der Raum steht leer. Ich freue mich, Ihnen helfen zu können.“ Er räusperte sich. „Haben Sie einen Koffer, den ich Ihnen holen kann, oder sonst etwas?“
    „Nur einen. Auf dem Rücksitz.“
    „Ich werde ihn für Sie holen. Trinken Sie nur Ihren Brandy, und nehmen Sie sich noch einen Schluck, wenn Sie ihn brauchen. Wenn
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