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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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Baugelände hinaus. Die verbreiterte Straße war gesäumt von Pkws und Trucks, und oben auf der Anhöhe standen noch mehr Fahrzeuge, Wohnmobile und Wohnwagen. Mel fuhr den ganzen Weg bis nach oben und parkte neben dem Gerippe, das eines Tages ihr Haus sein würde. Picknicktische bogen sich unter der Last des Essens, die Holzbalken des Hauses waren mit Blumengirlanden umwunden, und alle Stühle auf dem Fundament waren besetzt, während weitere Personen dahinter oder draußen im Hof standen. Von den heißen Barbecues stieg der Rauch auf, und überall liefen Kinder herum. Eine Zeremonie, ein Picknick, eine Party, Zeit zum Spielen. Und ausnahmsweise einmal hatte Preacher überhaupt nicht gekocht.
    Paige, Mel und Brie kletterten aus dem Hummer. Irgendjemand überreichte ihnen schlichte Blumensträuße und nahm Mel das Baby ab, sodass sie an der Zeremonie teilnehmen konnte. Christopher bekam eine Blume ans Hemd gesteckt, und er klemmte sich Bär unter den Arm.
    Musik gab es nicht, aber dies sollte auch keine traditionelle Hochzeit sein, es war nicht beabsichtigt, dass sie anderen Hochzeiten glich. John und Paige wollten, dass dieser Tag das widerspiegelte, was sie waren – einfache, dankbare Menschen, die einander mehr liebten als dieses Ereignis. Die Bar war nicht groß genug und die Kirche schon seit Jahren verbarrikadiert. John hatte die Idee gehabt. „Wenn wir für Jacks Haus die Rahmenkonstruktion aufbauen, wird nicht nur jeder dort sein, der uns wichtig ist, es wird auch jede Menge Platz geben.“ Paiges erster Gedanke war: Wer heiratet denn in einer Rahmenkonstruktion? Aber sogleich hatte sie auch schon ihre Antwort gefunden: Menschen wie John und ich.
    Als sie es aber jetzt sah, mit Blumen geschmückt, war es so wunderschön, dass es ihr eine Sekunde lang den Atem nahm. Auf der linken Seite ein unendlicher Ausblick und rechts die majestätischen Berge. Es hatte sich in eine Kirche unter freiem Himmel verwandelt, angefüllt mit Freunden.
    Chris ging vor ihr auf die Planke zu, die zum Fundament hinaufführte. Mel und Brie hielten sie an beiden Händen. Sie lächelte die Leute an. Es waren weit mehr gekommen, als sie erwartet hatte. Einladungen hatten sie nicht verschickt, sondern lediglich in der Bar einen Anschlag gemacht, dass jeder, der Lust hätte, teilnehmen sollte, und sie waren in Scharen gekommen. Natürlich berührte sie der Gedanke, wie viel Respekt sie ihr damit entgegenbrachten, aber noch viel tiefer empfand sie die Ehre, die sie John – Preacher – erwiesen. Er handelte immer richtig, allen gegenüber, die ihm begegneten, nicht nur, wenn es um sie ging.
    Da der Boden des Hauses höher lag, konnte sie nur die sitzenden und stehenden Hochzeitsgäste sehen. Chris lief ihr voraus, die Planke hinauf und den Gang hinunter. Vorsichtig stieg dann auch sie über die Planke ins Haus, gefolgt von ihren Brautjungfern.
    Dann sah sie ihn. Er stand am Ende des Ganges, dort, wo irgendwann einmal ein Kamin gebaut würde. Chris stand vor ihm, und John hatte ihm die Hände auf die Schultern gelegt. Jack und Mike rechts und links neben ihm. Sogar aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, wie seine Augen aufleuchteten. Er war eine Säule von Mann, mit seinen Stiefeln kam er wahrscheinlich auf eins achtundneunzig. Zum ersten Mal überhaupt trug er ein Leinenhemd mit Kragen und Knöpfen, und sie hatte den Verdacht, dass seine Jeans neu waren, bezweifelte aber, dass er jemals eine Krawatte besessen hatte. Bevor sie überhaupt den ganzen Weg bis zu ihrem behelfsmäßigen Altar, wo er sie empfangen sollte, zurücklegen konnte, ließ er seine Trauzeugen stehen, schritt auf sie zu, reichte ihr die Hand und begleitete sie den Rest des Weges. Er bewegte sich nicht mehr langsam, nicht, wenn es um sie ging. Dieser Mann hatte ihr das Leben gerettet, er hatte ihr Leben verändert. Bis in den Kern seines Wesens bestand er aus Güte. Er war so stark, so authentisch.
    Er war einfach großartig.
    – ENDE –

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